Statistiken zu den mächtigsten Staaten der Welt
Einführung
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion (UdSSR) und damit einhergehend dem Ende der bipolaren Weltordnung mit den zwei Supermächten USA und UdSSR hat sich die geopolitische Machtverteilung grundlegend verändert. Der Zeitraum nach dem Ende des 2. Weltkrieges bis Anfang der 1990er Jahre war geopolitisch charakterisiert durch den Krieg der Systeme zwischen dem kapitalistischen Westen (unter Führung der USA) und dem kommunistischen Osten (unter Führung der UdSSR). Die USA haben den Krieg der Systeme für sich entschieden und waren unangefochten der mächtigste Staat der Welt. Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte sind jedoch mit China, der Europäischen Union (EU) und Indien neue machtpolitische Player in Erscheinung getreten oder bereiten ihren Auftritt auf der Weltbühne vor.Laut des Ranking der 20 mächtigsten Länder nach dem Best Countries Ranking 2024, sind die USA dicht gefolgt von China, Russland und Großbritannien die mächtigsten Länder Welt. Deutschland rutscht auf Platz 5 ab. Auch Japan (Platz 8), Kanada (Platz 13) und Indien (Platz 12) finden sich in diesem Ranking wieder, aber wie drückt sich diese Macht aus, bzw. woraus resultiert sie?
Macht (Power) soll hier als die Befähigung zur Durchsetzung eigener Interessen gegenüber Dritten verstanden werden. Diese Macht kann sich auf verschiedene Weise ausdrücken. Allgemein wird in den internationalen Beziehungen zwischen Hard Power und Soft Power unterschieden:
- Hard Power:
Wirtschaftliche oder militärische Stärke als Basis der Macht - Soft Power:
Immaterielle Werte als Basis der Macht - Vorbildfunktion und Attraktivität der nationalen Werte und Normen
Demografische Einordnung
Macht ist nicht mit schierer Größe gleichzusetzen, wenngleich es Überschneidungen gibt: Russland ist 2025 mit einer Landesfläche von rund 17,1 Millionen Quadratkilometern das mit Abstand größte Land der Welt, gleichzeitig belegt Russland aber mit einer Gesamtbevölkerung von rund 144,4 Millionen Einwohner:innen nur den 9. Platz in der Liste der 20 Länder mit der größten Bevölkerung im Jahr 2025. Die USA weisen mit einer Landesfläche von rund 9,8 Millionen Quadratkilometern (Platz 3) und rund 346,4 Millionen Einwohnern auch die dritthöchste Gesamtbevölkerung weltweit auf. In Hinblick auf die 10 Länder mit der größten Bevölkerung in der Zukunft legen derzeitige Prognosen nahe, dass sich die Gesamtbevölkerung der USA bis zum Jahr 2100 stetig bis auf circa 421 Millionen Einwohner:innen erhöhen, die Gesamtbevölkerung Russlands hingegen so weit verringern wird, dass das Land bereits vor dem Jahr 2050 nicht mehr unter den Top 10 vertreten sein wird. Die Staaten China und Indien weisen bereits gegenwärtig mit jeweils rund 1,4 Milliarden Einwohner:innen die höchsten Einwohnerzahlen weltweit auf. Für die Zukunft wird mit einem weiteren Anstieg der Bevölkerungszahl in Indien auf bis zu 1,68 Milliarden Einwohner:innen (2050) gerechnet, bevor die Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2100 auch hier wieder auf prognostizierte rund 1,5 Milliarden Menschen sinken wird. Für China wird bereits jetzt mit dem Höhepunkt der Gesamtbevölkerung gerechnet, bis zum Jahr 2100 soll sich die Einwohnerzahl Chinas auf rund 633 Millionen Menschen mehr als halbieren.Soft Power
Laut der Ipsos Global @dvisor - World Affairs Studie 2024 vom Halifax International Security Forum und Ipsos, sind insgesamt 77 Prozent der befragten Bürger:innen aus den USA der Meinung, dass ihr Land eine moralische Vorbildfunktion für die Welt hat. Auch die befragten Inder (74 Prozent) sehen mit überwiegender Mehrheit einen globalen Führungsanspruch für ihr Land, wenngleich in jeder der 30 befragten Gesellschaften eine Mehrheit dieser Aussage zustimmt.Das Antwortverhalten auf die Frage danach, welche Länder oder Organisationen in der kommenden Dekade einen positiven Einfluss auf das Weltgeschehen haben werden, erscheint aussagekräftiger: 78 Prozent aller Befragten aus 30 Ländern sehen einen positiven Einfluss Kanadas, gefolgt von Deutschland mit 71 Prozent. Den mächtigen Staaten Indien (46 Prozent), den USA (59 Prozent), Russland (27 Prozent) und China (39 Prozent) trauen nur geringe Mehrheiten oder lediglich eine Minderheit einen positiven Einfluss auf das zukünftige Weltgeschehen zu.
Im Vergleich der Rankings der 20 einflussreichsten Staaten 2024 mit den 20 kulturell einflussreichsten Staaten 2024 zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich des Soft Power-Ansatzes: Während die USA und China unter der Top 5 im Ranking der einflussreichsten Staaten belegen und Russland auf den sechsten Platz abrutscht, weisen beide Länder deutlich schlechtere Platzierungen in Hinblick auf den kulturellen Einfluss auf. Die USA belegen Platz 3 und China Platz 15. Russland ist nicht unter den Top 20 vertreten.
Im Ranking der 20 politisch modernsten Länder 2024 sind von den drei genannten Staaten nur die USA auf Platz 20 vertreten. Im Ranking der 20 beliebtesten Länder 2024 belegen die USA Platz 3, China Platz 16 und Russland ist wieder nicht vertreten.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass auch flächenmäßig kleinere Staaten (etwa die Schweiz oder Schweden) und/oder Staaten mit einer vergleichsweise kleinen Bevölkerung (unter anderem die Schweiz, Schweden oder Kanada), über Soft Power verfügen. Sie mögen wirtschaftlich und/oder militärisch im globalen Vergleich relativ unbedeutend sein, aber sie geben aufgrund der gelebten Normen und Werte ihrer Gesellschaften, ihrer Innen- oder Außenpolitik, der Welt ein Beispiel, dem andere Gesellschaften gerne folgen würden. Dieser Umstand verschafft diesen Staaten in der Weltgemeinschaft eine gewichtige Stimme, sie besitzen Macht.
Hard Power
"Kann es in den nächsten 25 Jahren zu einem Weltkrieg unter Beteiligung von Supermächten kommen, vergleichbar mit dem ersten oder zweiten Weltkrieg?"Im globalen Durchschnitt halten 63 Prozent der Befragten aus den 30 teilnehmenden Ländern den Ausbruch eines globalen Konfliktes in den kommenden 25 Jahren für möglich (Umfrage von November 2024). Höhere Zustimmungswerte über dem globalen Durchschnitt weisen die USA (65 Prozent) und Indien (70 Prozent) auf. Auch die Frage danach, ob "die Welt im letzten Jahr gefährlicher geworden ist?" bejahen mit 80 Prozent vier von fünf Befragten im globalen Durchschnitt (2024). Neu hinzugekommen ist die Bedrohungslage durch KI-basierte Waffensysteme. Rund 60 Prozent der Befragten aus den 30 teilnehmenden Ländern der Umfrage halten "die Bedrohung durch KI-basierte Waffen und Verteidigungssysteme, die sich der menschlichen Kontrolle entziehen könnten" für real. Doch welche Staaten besitzen diese militärischen Fähigkeiten und können als militärische Supermächte bezeichnet werden?
Militärmacht
Im Ranking der 20 Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2023 belegten die USA mit Militärausgaben von rund 916 Milliarden US-Dollar mit weitem Abstand den Spitzenplatz. Chinas Militärausgaben beliefen sich im Jahr 2023 auf rund 296 Milliarden US-Dollar (Platz 2), Russland investierte rund 109 Milliarden US-Dollar in sein Militär (Platz 3), gefolgt von Indien mit Militärausgaben von rund 83,6 Milliarden US-Dollar (Platz 4). Die Militärausgaben sind im Jahresvergleich in allen genannten Staaten gestiegen.
Im Jahr 2023 machten die Militärausgaben der USA rund 37 Prozent der weltweiten Militärausgaben aus, während die akkumulierten Militärausgaben Chinas, Russlands und Indiens zusammen "nur" einem Anteil von rund 20 Prozent an den weltweiten Militärausgaben im Jahr 2023 entsprachen.
Diese militärische Machtverteilung spiegelt sich nicht eins zu eins in der Liste der zehn größten Armeen weltweit nach Truppenstärke wider: China besitzt mit rund 2 Millionen Soldat:innen die größte Armee weltweit (2024), gefolgt von Indien mit rund 1,45 Millionen Soldat:innen und den USA mit einer Truppenstärke von rund 1,33 Millionen Soldat:innen. Russland hat rund 1,32 Millionen Soldat:innen im Dienst und liegt damit zusammen mit Nordkorea auf Platz 4 (alle 2024).
Wie bereits beschrieben bietet die schiere Größe, hier einer hohen Gesamtbevölkerung, sicherlich eine gute Machtbasis. Obwohl China die größte Armee weltweit besitzt, ist es laut Ranking der schlagkräftigsten Armeen 2024 nur auf Platz 3. Russland, das gemäß seiner Truppenstärke, die viertgrößte Armee besitzt, ist hinter den USA auf Platz 2. Noch, denn die Verluste des russischen Militärs im Krieg gegen die Ukraine sind enorm. Im Vergleich der beiden Verteidigungsbündnisse, NATO und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) finden sich 3 Mitglieder der SOZ unter den Top 5. Die USA sind zusammen mit Großbritannien als NATO Mitglieder in den Top 5 vertreten.
Andererseits lässt sich über die reine Armeegröße eines Staates keine Aussage über die militärische Schlagkraft dieser Armee treffen. Nordkoreas Armee ist mit rund 1,32 Millionen Soldat:innen die quantitativ viertstärkste Armee der Welt (zusammen mit Russland). Allerdings ist die nordkoreanische Armee von ihrer Ausrüstung und dem technischen Entwicklungsstand her qualitativ so limitiert, dass ihre tatsächliche militärische Macht wesentlich geringer ausfällt und sie im Ranking der schlagkräftigsten Armeen überhaupt nicht vertreten sind.
Aber ein weiterer, vermeintlich wesentlicher Faktor militärischer Stärke stellt der Besitz von Atomwaffen dar. Alle fünf Staaten, die die Rangliste der größten Armeen weltweit anführen, sind auch Atommächte. Russland (5.580 nukleare Sprengköpfe) und die USA (5.044 nukleare Sprengköpfe) verfügen über weitaus mehr Atomwaffen als China (500) und Indien (172). Auch Nordkorea verfügt über 50 nukleare Sprengköpfe, doch kann das Land dennoch nicht als militärische Großmacht bezeichnet werden (Stand 2024).
Atomwaffen dienen vorzugsweise der Abschreckung, sie sind ein passives militärisches Machtinstrument. Würde Nordkorea sein Atomwaffenarsenal zur aktiven Kriegsführung nutzen, müsste der Staat mit ebenfalls verheerenden nuklearen Vergeltungsmaßnahmen rechnen. Dies gilt auch für alle anderen Atommächte, wenngleich insbesondere Russland kontinuierlich den möglichen Einsatz von Atomwaffen gegen die Ukraine und ihre Verbündeten diskutiert. Indes verleiht der Besitz von Atomwaffen dem Land die Sicherheit, nicht Ziel eines Angriffskrieges zu werden. Trotz des Besitzes von Nuklearwaffen, einer quantitativ starken Armee kann Nordkorea insgesamt nicht als eines der mächtigsten Länder der Welt betrachtet werden, da es als Staat nicht in der Lage ist "maßgeblichen Einfluss auf Entscheidungen der internationalen Staatengemeinschaft auszuüben oder auch die eigene Agenda unilateral durchzusetzen". Ferner wird Nordkorea von der internationalen Staatengemeinschaft stark sanktioniert.
Allerdings wurde Nordkorea durch das mit Russland geschlossenen Abkommen zur strategischen Partnerschaft (2024), die Lieferung von Waffen und Soldat:innen an Russland zur Kriegsführung in der Ukraine außenpolitisch aufgewertet. Zusätzlich sind die USA, China und Russland Vetomächte im Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Russland hat als Nachfolgestaat der UdSSR den Platz als ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates eingenommen. Dieser Status gibt ihnen die Macht, bei Beschlüssen des UN-Sicherheitsrates gemäß Artikel 27 III der UNO-Charta von ihrem Vetorecht Gebrauch zu machen und somit das Zustandekommen des Beschlusses zu verhindern. Von diesem Recht haben die Mitglieder des Sicherheitsrates in den Jahren 2021 bis 2024 insgesamt 19 Mal Gebrauch gemacht - auf Russland alleine entfallen 11 Vetos.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in Anbetracht der Höhe der Militärausgaben, der quantitativen und qualitativen Stärke der Armeen, dem Besitz von Atomwaffen und dem Status als Vetomächte im UN-Sicherheitsrat, die USA als militärische Supermacht und China sowie Russland als größte Militärmächte der Welt bezeichnet werden können. Indien hingegen besitzt bisher nur das Potenzial, eine militärische Großmacht zu werden.
Nach dem Ergebnis einer weltweiten Umfrage (2018) ist gerade in den Staaten, die über die höchsten Militärbudgets weltweit verfügen, die Zustimmung zu der Aussage "Ist Krieg unter bestimmten Bedingungen notwendig, um Gerechtigkeit zu erlangen?" am höchsten (mit Ausnahme Russlands). Dem gegenübergestellt, stimmte in der Umfrage von November 2024 die Mehrheit der Befragten der Aussage zu, dass "im Weltgeschehen wirtschaftliche Macht wichtiger als militärische Macht ist".
Wirtschaftsmacht
Die USA erwirtschafteten im Jahr 2023 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 27,7 Billionen US-Dollar und führen die Rangliste der Länder mit dem größten BIP mit deutlichem Abstand vor China auf Platz 2 an, das 2023 ein BIP von rund 17,76 Billionen US-Dollar erwirtschaftete. Indien mit einem BIP von circa 3,57 Billionen US-Dollar (Platz 5), Russland mit einem BIP von geschätzt rund zwei Billionen US-Dollar (Platz 11) und das aufstrebende Indonesien mit einem BIP von geschätzt rund 1,37 Billionen US-Dollar (16) liegen deutlich hinter den, in militärischer Hinsicht, eher zweitrangigen Staaten Japan (mit circa 4,22 Billionen US-Dollar auf Platz 4) und Deutschland (mit circa 4,53 Billionen US-Dollar auf Platz 3) zurück.
Mit Blick auf die Liste der 20 Länder mit dem größten kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt ergibt sich bereits eine deutliche Verschiebung in der Rangfolge: China liegt auf Platz 1, gefolgt von den USA und Indien. Russland macht einen Sprung von Platz 11 (reales BIP) auf Platz 4 (kaufkraftbereinigtes BIP) und Indonesien belegt Platz 8 weltweit (alle 2023).
Mit Blick auf die Prognose zu den Top 10 Länder mit dem größten Anteil am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Jahren 2023 bis 2029 wird eine Tendenz sichtbar: Der Anteil Chinas, Indiens und Indonesiens am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird im Prognosezeitraum steigen, der Anteil der USA, Deutschlands, Japans und Russlands wird sinken.
Auch wenn diese Zahlen nur eine Prognose zukünftiger Entwicklung darstellen, spiegelt sich in ihnen eine Erwartungshaltung wider, die auch in Hinblick auf die Daten zu den 10 wichtigsten Herkunftsländern (FDI outflows) und den 10 wichtigsten Zielländern ausländischer Direktinvestitionen (FDI inflows) unterfüttert werden:
Während sich in den Zahlen zu den Foreign Direct Investment (FDI) outflows eher die gegenwärtige Wirtschaftskraft widerspielt, lässt sich in den Zahlen zu den FDI inflows eher eine Erwartungshaltung an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ablesen. Japan (rund 184 Milliarden US-Dollar) und China (rund 147,85 Milliarden US-Dollar) waren im Jahr 2023 zwei der wichtigsten Herkunftsländer ausländischer Direktinvestitionen. Russland ist nicht in den Top 10 vertreten. Umgekehrt befinden sich weder Japan, noch Indien oder Russland in den Top 10 der wichtigsten Zielländer ausländischer Direktinvestitionen.
Im Hinblick auf die Währungsreserven ausgewählter Länder weltweit sticht China mit Währungsreserven in Höhe von rund 3,38 Billionen US-Dollar (Stand: Dezember 2023) hervor. Auch Japan, Russland und Indien verfügen über vergleichsweise hohe Währungsreserven. Die USA hingegen weisen trotz ihrer exponierten ökonomischen Bedeutung nur Währungsreserven von rund 243,7 Milliarden US-Dollar aus. Dieser Umstand liegt unter anderem in den unterschiedlichen Handelsbilanzsalden der Staaten begründet.
Handelsmacht
Einige der bisher angesprochenen Staaten sind mächtige Player im Welthandel und finden sich dementsprechend in der Liste der 20 größten Exportländer weltweit wieder (2023). China ist mit Exporten im Wert von rund 3,38 Billionen US-Dollar das größte Exportland weltweit, gefolgt von den USA, deren Exporte im Jahr 2023 einen Wert von rund 2,02 Billionen US-Dollar erreichten. Russland (423,9 Milliarden US-Dollar) findet sich am unteren Ende der Top 20 wieder und wurde bereits von Indien überholt. Indonesien ist nicht vertreten (alle 2023).
In der Liste der 20 größten Importländer weltweit liegen die USA mit Importen im Wert von rund 3,17 Billionen US-Dollar (2023) an der Spitze, gefolgt von China mit Importen im Wert von rund 2,56 Billionen US-Dollar. Daraus ergibt sich einerseits für China der Spitzenplatz in der Liste der 20 Länder mit dem größten Handelsbilanzüberschuss weltweit und andererseits für die USA der Spitzenplatz in der Liste der 20 Länder mit dem größten Handelsbilanzdefizit weltweit. Dieses massive Handelsbilanzdefizit der USA, gerade auch im bilateralen Handel mit China, ist auch ein gewichtiger Grund für den damaligen Handelskrieg, der nach der erneuten Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA wieder aktuell wird.
Anders stellt sich die Lage im weltweiten Handel mit Dienstleistungen dar. Hier führen die USA mit rund 271,15 Milliarden US-Dollar die Liste der 20 Länder mit der größten aktiven Dienstleistungsbilanz weltweit an (2023). China ist zwar ebenfalls eines der 20 größten Exportländer von Dienstleistungen (Platz 5) aber ein noch größeres Importland von Dienstleistungen und kann dementsprechend nur auf eine passive Dienstleistungsbilanz verweisen.
Ein weiterer Indikator, der die herausragende Stellung der USA in der Weltwirtschaft illustriert, ist das Ranking der größten Börsenbetreiber der Welt. Die Marktkapitalisierung der US-amerikanischen Börsen NYSE und Nasdaq übertrifft mit zusammen rund 49 Billionen US-Dollar (Stand Dezember 2023) nahezu die Marktkapitalisierung aller folgenden, nicht amerikanischen Börsenbetreiber zusammen.
In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass sich in der Liste der größten Unternehmen der Welt auf den ersten 10 Plätzen gleich acht Unternehmen aus den USA befinden (Stand: Januar 2025). Mit Amazon, Alphabet und Meta (ehemals Facebook) finden sich gleich drei Unternehmen unter den acht größten Unternehmen, die aus dem IT-Bereich stammen und erst Mitte der 1990er bis Mitte der 2000er Jahre gegründet wurden. Dies spricht für eine hohe Innovationskraft der US-amerikanischen Wirtschaft.
Innovations- und Technologiemacht
Im Ranking der 10 innovativsten Länder weltweit nach dem Global Innovation Index 2024 belegen die USA den dritten Platz. China, Japan, Russland, Indien und Indonesien sind hingegen nicht in den Top 10 vertreten.
Im Ranking zur Innovationsfähigkeit der führenden Industrieländer nach dem Innovationsindikator belegen die USA den 14. Platz, gefolgt von China auf Platz 26, Japan auf Platz 27, Russland auf Platz 27, Indien auf dem zweiunddreißigsten Platz und Indonesien abgeschlagen auf Platz 35.
Laut einer Befragung im deutschen FMCG-Markt (2023) zu den wichtigsten technologischen Trends der nächsten Jahre benannten 52 Prozent der Befragten Künstliche Intelligenz als wichtigen technologischen Trend.
Diese Einschätzung wird auch im Hinblick auf den weltweiten Umsatz mit künstlicher Intelligenz unterstrichen: Im Jahr 2024 hat sich der weltweite Umsatz mit künstlicher Intelligenz auf rund 228 Milliarden US-Dollar erhöht. Für das Jahr 2028 gehen Prognosen bereits von einem weltweiten Umsatzvolumen von rund 632 Milliarden US-Dollar aus.
Welche ökonomische Wucht in dieser Umsatzsteigerung steckt, wird durch die Daten früherer Prognosen unterstrichen: In einer 2016 veröffentlichen Prognose zum weltweiten Umsatz mit Business-Anwendungen im Bereich KI, sind die Autoren für das Jahr 2024 von globalen Umsätzen von rund 24 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Die Anzahl der weltweit erteilten Patente im Bereich KI hat sich von rund 3.761 Patenten im Jahr 2016 auf rund 62.264 Patente im Jahr 2022 erhöht - eine Steigerung um rund 1.555 Prozent. Im Bereich der künstlichen Intelligenz sind besonders die USA und China Vorreiter. Beide Länder beherbergen die meisten Standorte für leistungsstarke Supercomputer im November 2024. Zusammen besitzen beide Länder 234 der 500 stärksten Supercomputer weltweit im Jahr 2024.
Im Bereich der Robotik hat vor allem der asiatische Kontinent die Nase vorn. Die Rangliste der Länder mit der höchsten Anzahl von Robotern in der produzierenden Industrie (2024) wird von asiatischen Staaten dominiert. Auch der zukünftige Absatzmarkt für Industrieroboter unterstreicht die herausragende Stellung Asiens: Rund 73 Prozent aller für das Jahr 2027 prognostizierten Auslieferungen von Industrierobotern sollen auf Asien entfallen. Auch das Thema "Cloud-Computing", das neben Künstlicher Intelligenz als wichtigster technologischer Trend gilt, unterstreicht diese Entwicklungen. Im Zeitraum 2010 bis 2023 hat sich der weltweite Umsatz mit Cloud-Computing von rund 42,8 Milliarden US-Dollar auf rund 561Milliarden US-Dollar mehr als verzehnfacht. Für das Jahr 2025 gehen Prognosen bereits von einem weltweiten Umsatzvolumen von rund 723,4 Milliarden US-Dollar aus. US-amerikanische Unternehmen dominieren auch umsatzseitig den Weltmarkt mit Cloud-Computing. die drei US-amerikanischen Unternehmen AWS (Amazon Web Services), Microsoft Azure und Google Cloud besitzen zusammen einen weltweiten Marktanteil von rund 63 Prozent. (Stand: 3. Quartal 2024)
Zusammenfassung
- USA Die USA sind indikatorübergreifend der mächtigste Staat der Welt. Sie besitzen die politische, wirtschaftliche und militärische Macht, maßgeblichen Einfluss auf Entscheidungen der internationalen Staatengemeinschaft auszuüben und sind in der Lage, ihre Agenda auch unilateral durchzusetzen. Aufgrund der unter anderem hohen Innovationskraft, des kontinuierlichen Bevölkerungswachstums und des kulturellen Einflusses ist ein gravierender zukünftiger Machtverlust der USA nicht zu erwarten. Allerdings haben die Führungsschwäche und die unilateral-provokativ betriebene Außenpolitik des ehemaligen Präsidenten Donald Trump dem globalen Führungsanspruch der USA in seiner ersten Amtszeit sicherlich geschadet und die Soft Power der USA verringert. Ob sich dies in der zweiten Amtszeit Donald Trumps wiederholen wird, bleibt abzuwarten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich jedoch der Konfrontationskurs der Supermächte USA vs. China zukünftig weiter zuspitzen, hier sind sich der ehemalige US-Präsident Joe Biden und Donald Trump einig.
- China China hat in den vergangenen Jahrzehnten einen rasanten Wandel vollzogen und sich wirtschaftlich wie auch militärisch modernisiert. Eine Vorbild- und Führungsfunktion im Sinne des Soft Power-Ansatzes ist jedoch nicht erkennbar. Im Gegenteil, der u.a. von den UN aufgedeckte Völkermord an der uigurischen Minderheit, die Repressionen gegenüber der Demokratiebewegung in der vormals weitestgehend autonomen Sonderwirtschaftszone Hongkong, die Drohungen gegenüber Taiwan und die militärischen Provokationen gegenüber Nachbarstaaten, mögen vermeintliche Stärke signalisieren, schaden Chinas Ansehen in der Weltgemeinschaft (Soft Power) jedoch erheblich.
- Russland Russland ist eindeutig der Verlierer im globalen Machtkampf. Militärisch ist Russland weiterhin einer der mächtigsten Staaten der Welt, im Vergleich zu den USA und China jedoch insgesamt weit weniger mächtig. Der Krieg gegen die Ukraine hat schonungslos die Schwächen des russischen Militärs entblößt. Russland hat trotz immenser Verluste an Soldat:innen und Kriegsmaterial auch nach zwei Jahren Krieg keines seiner Kriegsziele in der "Spezialoperation" erreicht. Im Gegenteil wollte Russland die NATO an seinen Außengrenzen zurückdrängen und daher präventiv einen Regierungswechsel in der Ukraine herbeiführen, das im Begriff war, Beitrittsgespräche mit dem Verteidigungsbündnis zu führen. Das Ergebnis: Mit Schweden und Finnland haben zwei weitere Nachbarstaaten Russland ihre historisch bedingte Neutralität aufgegeben und sind dem NATO-Bündnis beigetreten Schlimmer noch, die Fahnenflucht der eigenen Soldat:innen, die militärische Unterstützung durch die Paria-Staaten Nordkorea und Iran und zuletzt der Machtverlust im Nahen Osten durch den Zusammenbruch des unterstützten Assad-Regimes in Syrien hat Russlands militärisches Droh- und Abschreckungspotenzial deutlich verringert.
- Japan Japan ist wirtschaftlich einer der mächtigsten Staaten der Welt, dessen Bedeutung jedoch seit Jahren zurückgeht und laut Prognosen weiter schwinden wird. Japan kämpft mit der Vergreisung seiner Gesellschaft und ist nicht in der Lage seine Agenda wirtschaftlich oder militärisch unilateral durchsetzen zu können. Das Land ändert seine militärische Agenda und sucht den Schulterschluss mit der internationalen Gemeinschaft in der drohenden Auseinandersetzung mit China.
- Indien Indien gehört die Zukunft. Aufgrund des Bevölkerungsreichtums, der militärischen Stärke und des kontinuierlich hohen Wirtschaftswachstums wird sich Indien zukünftig zu einem der wichtigsten machtpolitischen Player der Welt entwickeln. Auch die zunehmende Distanz der westlichen Industriestaaten zu China wertet Indiens Position in der Weltgemeinschaft als vermeintliche demokratische Alternative auf. Ob die USA und Europa sich nochmals in eine ähnliche ökonomisch-bilaterale Abhängigkeit begeben, wie es mit China der Fall gewesen ist, bleibt abzuwarten. Gegenwärtig ist Indiens Macht auf die Region limitiert.
- Indonesien Indonesien ist ein Versprechen auf die Zukunft. Gegenwärtig ist Indonesien, weder wirtschaftlich noch militärisch, in der Position, maßgeblichen Einfluss auf Entscheidungen der Weltgemeinschaft ausüben zu können.
Militärisch und wirtschaftlich führt gegenwärtig und zukünftig kein Weg an China vorbei. China ist bereits jetzt einer der mächtigsten Staaten der Welt und könnte mittel-bis langfristig die USA als Supermacht ablösen.
Wirtschaftlich ist Russland, abgesehen von seinem Öl- und Gasreichtum und dem damit einhergehenden Machtpotenzial, im internationalen Vergleich eher zweitrangig. Auch hier hat der völkerrechtswidrige Überfall auf die Ukraine dem Land massiv geschadet. Russlands Wirtschaft wird vorzugsweise durch die Kriegswirtschaft am Laufen gehalten und ist insgesamt durch die Sanktionen der Weltgemeinschaft geschwächt. Schwerwiegender dürften aber die langfristigen Folgen sein: Europa emanzipiert sich sehr viel schneller weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien. Die russische Exportwirtschaft ist aber sehr stark auf den Export von Öl und Gas nach Europa angewiesen und kann diesen Verlust aufgrund fehlender Distributionskanäle nicht durch den Absatz in andere Märkte kompensieren. Selbst wenn diese Möglichkeiten (Bau von Gas- und Ölpipelines gen Osten) in der Zukunft bestünden, wiegt auch der Verlust des Ansehens als verlässlicher Energielieferant schwer. Zukünftige Abnehmer werden deutliche Preisnachlässe verhandeln können, und China lässt Russland strategisch am langen Arm verhungern und behandelt das Land bereits jetzt als Juniorpartner. Militärisch betreibt Russland aktive und offensive Machtpolitik, indem es sich analog an diversen Konflikten und Kriegen beteiligt, die das Land initiiert (Annexion der Krim, Überfall auf die Ukraine), befreundete Staaten und Regime unterstützt (Syrien, Iran, Nordkorea und Libyen). Weiterhin wird Russland von den USA, der Europäischen Union, aber auch von namhaften IT-Security-Dienstleistern für zahlreiche internationale Cyberangriffe auf digitale Infrastrukturen von Staaten und Organisationen sowie gezielte Informationskriege und Wahlmanipulationen verantwortlich gemacht. Russland ist aus der analogen Schwäche heraus sicherlich einer der aktivsten Player digitaler Kriegsführung weltweit.