Geflügelwirtschaft in Deutschland: Haltung, Produktion und Handel
Strukturwandel in der Geflügelwirtschaft
Wie in anderen Branchen in der Nutztierhaltung zeichnete sich auch in der Geflügelhaltung in den vergangenen Jahrzehnten ein Strukturwandel ab. So ist die Anzahl der Betriebe auf langer Sicht rückläufig. Während im Jahr 1992 noch rund 80.000 Betriebe in der Haltung von Schlacht- und Masthühnern aktiv waren, sank die Zahl im Jahr 2023 auf etwa 2.980 Betriebe. Dabei konnten sich insbesondere Großbetriebe zulasten kleiner Betriebe durchsetzen. Demnach wurden in einem durchschnittlichen Betrieb in der Masthühnerhaltung im Jahr 2023 über 29.500 gehalten. Im Jahr 1992 waren es noch 455 Tiere pro Halter. Umsatzstarke Unternehmen in der Produktion und Verarbeitung von Geflügelfleisch sind die PHW-Gruppe, die Rothkötter- sowie die Sprehe-Gruppe.Stellenwert von Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Geflügelhaltung
Von den insgesamt 52,33 Millionen Hennenhaltungsplätzen in Deutschland entfielen im Jahr 2023 rund 31,26 Millionen auf die Bodenhaltung. Damit waren fast 60 Prozent der Hennenhaltungsplätze für diese Haltungsform vorgesehen.
Verbot des Kükentötens
Neben der Abschaffung der Käfighaltung ab 2025 gilt seit dem ersten Januar 2022 auch bereits ein Verbot für das Kükentöten. Bei den betroffenen Tieren handelt es sich um die männlichen Küken der klassischen Legerassen, die auf Eierproduktion spezialisiert sind. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Qualität des Fleisches eignet sich diese Hühnerrasse bisher weniger für die Fleischproduktion. Klassische Lösungsvorschläge sind u. a. die Geschlechtsbestimmung im Brutei, die Züchtung von Zweinutzungshühnern sowie die Aufzucht der Bruderhähne. Kritiker befürchten eine Verlagerung des Kükentötens ins Ausland oder, dass die deutschen Eier durch billigere Ware aus dem Ausland substituiert werden könnten, die selbst noch auf das Kükentöten setzen. Bei den Verbrauchern stößt das Verbot des Kükentötens jedoch weitestgehend auf Zustimmung (Stand: 2020).Geflügel ist die zweitbeliebteste Fleischsorte in Deutschland
Anders als in einigen anderen EU-Staaten, wie Portugal, ist der deutsche Fleischkonsum insbesondere vom Schweinefleisch geprägt. Der Pro-Kopf-Konsum betrug bei Schweinefleisch 27,5 Kilogramm im Jahr 2023.
Während in den Jahren 2022 und 2023 die Preise bei Geflügelfleisch überdurchschnittlich stiegen, gingen die Verbraucherpreise 2024 wieder zurück. Die Preissteigerungen in den Vorjahren sind vor allem auf die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges zurückzuführen. Gestiegene Kosten, etwa für Tierfutter und Energie, trieben die Herstellerkosten der Geflügelhalter in die Höhe.
Wie stark sind die Preisunterschiede zwischen Bio- und Bodenhaltungs-Eiern?
Auch bei Eiern sind die Verbraucherpreise 2022 und 2023 dementsprechend stark gestiegen. Im Jahr 2024 lag der Preisanstieg noch bei 1,54 Prozent. Eier sind ein weiteres wichtiges Produkt aus der Geflügelhaltung. Neben dem direkten Verzehr als gekochtes Ei, Rühr- oder Spiegelei, werden Eier auch in weiteren Lebensmitteln verarbeitet, z. B. einigen Teig- und Backwaren, Soßen, Kuchen und Fertiggerichten. In Deutschland nimmt ein durchschnittlicher Verbraucher etwa 236 Eier pro Jahr zu sich.Dabei unterscheiden sich die Verbraucherpreise je nach Haltungsform, aus dem das Ei stammt. Zehn Eier aus Bodenhaltung kosteten im Jahr 2022 etwa 1,99 Euro. Zum Vergleich: Für die gleiche Menge Eier aus ökologischer Erzeugung musste ein Kunde 3,29 Euro zahlen. Gründe sind u. a. die höhere Kostenintensivität, höhere Anforderungen (z. B. mehr Platz, Futter aus ökologischer Erzeugung) sowie die geringere Produktivität der ökologischen Erzeugung.