Aktuelle Daten und Fakten zum Krieg in der Ukraine
Die internationale Solidarität mit der Ukraine war seit dem Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 lange Zeit sehr umfassend und ausgeprägt. Mit jedem weiteren Kriegsmonat wächst allerdings die Sorge der Ukraine und ihrer engsten Unterstützer vor einem allmählichen Zurückfahren der finanziellen Hilfen und Waffenlieferungen. Exemplarisch zeigte sich dies anhand der lange Zeit andauernden Verzögerung von weiteren US-Militärhilfen für die Ukraine. So wurde ein Ukraine-Hilfspaket im Frühjahr 2024 von rund 60 Milliarden US-Dollar mehrere Monaten von den Republikanern im US-Kongress blockiert, was die militärische Lage für die ukrainische Armee zunehmend verschlechterte. Mit Spannung blickt die Ukraine auf die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump, der im Januar 2025 im Amt vereidigt wird. Trump kündigte bereits im Wahlkampf an, dass er den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden wird, womöglich durch einen Diktatfrieden durch die entfallende Unterstützung der USA.
Von dem großen Teil der internationalen Staatengemeinschaft wird Russland weiterhin mit wirtschaftlichen Sanktionen belegt, sodass das wirtschaftliche Klima in zahlreichen Volkswirtschaften angespannt bleibt. Die deutsche Bundesregierung beschloss nach dem Kriegsausbruch den Verzicht auf russische Energieträger und löste so zunächst eine Energiekrise aus. Der Krieg in der Ukraine bleibt auch im dritten Kriegsjahr eine humanitäre, politische und wirtschaftliche Katastrophe, mit ungewissem Ausgang.
Entwicklung des Krieges
Nach dem Einmarsch russischer Truppen auf das ukrainische Staatsgebiet am 24. Februar 2022 deutete alles auf ein schnelles Kriegsende hin. Seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 steigerte die Ukraine die Militärausgaben zwar erheblich, doch im Vergleich der Militärstärken ist die russische Armee in allen Organisationsbereichen der Ukraine überlegen. Auch die russische Kriegsstrategie war auf einen schnellen Erfolg angelegt: Russland verzeichnete zu Beginn des Krieges Geländegewinne im Osten und Süden der Ukraine, über den Bündnispartner Belarus gelangten russische Truppen schnell vor die ukrainische Hauptstadt Kyiv. Die Ukraine konnte den Aggressor jedoch zurückdrängen, sodass sich das Kriegsgeschehen in den Osten des Landes verlagerte. Auch hier konnte die Ukraine große Gebiete und Städte wie Charkiw oder Cherson zurückgewinnen. Seitdem verhärteten sich die Fronten zwischen Russland und der Ukraine, mit hohen Verlusten auf beiden Seiten (siehe ukrainische Verluste und russische Verluste). Ein weiterer Risikofaktor ist das Atomkraftwerk Saporischschja. Das größte Atomkraftwerk Europas wird von Russland besetzt und könnte durch Anschläge oder Kriegsschäden zu einer großen Katastrophe führen. Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms stieg die Gefahr, dass dem Atommeiler wichtiges Kühlwasser fehlt. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA besuchte das Atomkraftwerk bereits mehrmals und blickt mit großer Sorge auf das Kriegsgeschehen und den fachgerechten Betrieb des Atommeilers.Seit Beginn des Augusts 2024 rückt die ukrainische Armee auf russisches Staatsgebiet vor, im Fokus steht die Region um die russische Stadt Kursk. Die ukrainische Gegenoffensive soll in erster Linie Russland dazu bringen, Truppen aus dem weiter stark umkämpften Donbass abzuziehen, sodass der Druck auf die dort bedrängten ukrainischen Einheiten gemindert wird. Für Russland stellt die Offensive der Ukraine einen überraschenden Rückschlag dar. Das Vordringen der Ukraine auf russisches Staatsgebiet ist eine Blamage für Putin und offenbart die Schwierigkeiten der russischen Armee, da es Russland nur allmählich gelingt, Truppen und militärisches Material in das Gebiet um Kursk zu verlegen.
Der russischen Armee gelang es in der zweiten Jahreshälfte 2024, im Osten der Ukraine den Frontverlauf in das Landesinnere zu verschieben. Die russische Offensive verfestigt das Bild, dass Russland noch vor Amtsantritt des US-Präsidenten Trump im Januar 2025 versucht, große Geländegewinne an einen möglichen Verhandlungstisch zu bringen.
Zivile Opfer und die Flucht vor dem Krieg
Laut UN-Zählung wurden seit dem Ausbruch des Krieges über 12.000 Zivilsten in der Ukraine getötet, rund 30.000 zivile Personen wurden verletzt. Besonders hoch waren die Opferzahlen in der Zivilbevölkerung zu Beginn des Krieges im März 2022. Die Dunkelziffer dürfte jedoch höher sein, viele Berichte lassen sich erst zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht verifizieren.Neben den zahlreichen Todesopfern löste der Krieg eine massive Fluchtbewegung aus. Die genaue Zahl an Geflüchteten ist nur schwer zu beziffern, weil viele Ukrainer:innen teilweise in ihr Land zurückkehren bzw. das Land im Anschluss erneut verlassen. In den Ländern Europas waren im Herbst 2024 rund sieben Millionen Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Die meisten ukrainischen Flüchtlinge wurden dabei in Deutschland und Polen gezählt. Nach Angaben des Bundesinnenministerium wurden in Deutschland rund eine Million Kriegsflüchtlinge aufgenommen.
Internationale politische Reaktionen & Unterstützung
Der russische Angriff auf die Ukraine löste weltweit Entsetzen und Empörung aus und wurde in einer Resolution der UN-Generalversammlung im März 2022 von insgesamt 141 Staaten verurteilt (vgl. auch die Resolution vom 23. Februar 2023). Als weitere Reaktion beschlossen die westlichen Verbündeten und weitere Staaten scharfe Sanktionen gegen Russland. Ausführlichere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu den Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine.Neben humanitärer und finanzieller Hilfen unterstützen die westlichen Staaten, insbesondere die USA und die EU, die Ukraine mit zahlreichen Waffenlieferungen. Auch Deutschland leitete trotz anfänglichem Zögern einen Paradigmenwechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik ein und lieferte militärisches Material an die Ukraine. Zuletzt wurde die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert - das Waffensystem könnte die russische Hauptstadt Moskau theoretisch erreichen und benötigt in der Ausführung Untertstützung durch Soldat:innen der Bundeswehr. Mehr Informationen zu den Waffenlieferungen an die Ukraine finden Sie auf unserer Themenseite.
Auch in Zukunft ist die Ukraine auf internationale Hilfe angewiesen. Dabei liegt der Fokus in erster Linie auf den USA, die als größter bilateraler Unterstützer der Ukraine gelten. Nach dem Sieg Donald Trumps bei US-Wahl im November 2024 blickt die Ukraine, aber auch die europäischen Staaten, mit Spannung in die USA. Ein Kurswechsel der US-Administration in der Unterstützung der Ukraine könnte Präsident Selenskyj dazu zwingen, ukrainisches Territorium an Russland abzugeben. Die europäischen Staaten wären aktuell nicht in der Lage, wegfallende US-Hilfen zu kompensieren.
Die NATO hat in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre in Osteuropa stationierten Streitkräfte verstärkt. Außerdem führte der Krieg zu einem Umdenken in den bis dahin neutralen Staaten Finnland und Schweden: in beiden Ländern kippte die öffentliche Meinung rasch zugunsten eines Beitritts zur NATO, woraufhin beide Regierungen Anträge auf Mitgliedschaft im Verteidigungsbündnis stellten. Seit dem 04. April 2023 ist Finnland offiziell Mitglied der NATO, Schweden trat dem Militärbündnis als 32. Mitglied am 07. März 2024 bei, nachdem sich die Türkei als Bündnis-Mitglied der Aufnahme zunächst verweigerte. Auf Ebene der Europäischen Union wurde der Ukraine der Kandidatenstatus verliehen. Ohne direkte Auswirkungen wurde dieser primär symbolische Schritt dennoch als wichtiges Zeichen an Russland gewertet.
Folgen für die Weltwirtschaft
Neben Schäden an der Infrastruktur und wirtschaftlichen Verlusten in der Ukraine hat der Krieg außerdem auch drastische Auswirkungen auf globale Lieferketten.Steigende Energiepreise und Inflationsraten auf Rekordniveau
Der Krieg in der Ukraine verdeutlichte die europäische Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Als Reaktion auf westliche Sanktionen drosselte Russland die Lieferungen von Gas nach Europa erheblich. Zudem wurde die fertiggebaute Pipeline Nord Stream 2 nie in Betrieb genommen: Im Februar 2022 stoppte die deutsche Bundesregierung das Genehmigungsverfahren der Gaspipeline. Im November wurden dann sowohl Nord Stream 1 als auch Nord Stream 2 durch Sabotage schwer beschädigt. Angesichts dieser Spannungen sind die Preise von Rohöl und Erdgas stark angestiegen und lösten eine schiere Energiekrise aus. Zusammen mit den umfangreichen Sanktionen gegen Russland sorgten die steigenden Energiepreise außerdem für Inflationsraten auf Rekordniveau. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie auf unseren Themenseiten zur Energieversorgung in Deutschland und weltweit.Probleme bei der Lebensmittelversorgung
Sowohl Russland als auch die Ukraine gehören weltweit zu den wichtigsten Erzeuger- und Exportländern von Getreide, Pflanzenöl und Düngemittel. Durch Angriffe auf ukrainische Infrastruktur und die Blockade ukrainischer Häfen am Schwarzen Meer wird der Transport von Lebensmitteln aus der Ukraine jedoch erschwert beziehungsweise verhindert. Russische Getreideexporte wurden zudem von der Regierung verboten. Dies führte zu enormen Preissteigerungen dieser Produkte und Problemen bei der Lebensmittelversorgung in importabhängigen Ländern. Viele Länder insbesondere in Afrika und dem Nahen Osten beziehen einen Großteil ihres Getreides von den beiden Kriegsparteien (siehe z.B. Weizenimporte). Weitere Informationen zu den Folgen des Ukraine-Krieges für die Lebensmittelversorgung sind auf der entsprechenden Themenseite zu finden.
Die wichtigsten Themenseiten rund um den Ukraine-Krieg im Überblick:
- Der Russland-Ukraine-Konflikt vor Kriegsausbruch am 24. Februar 2022
- Sanktionen gegen Russland
- Waffenlieferungen an die Ukraine
- Die Folgen des Ukraine-Krieges für die Lebensmittelversorgung
- Daten und Fakten zu Russland
- Daten und Fakten zur Ukraine
- Energieversorgung in Deutschland und weltweit
- Energiekrise in Deutschland und in Österreich
- Inflation in Deutschland und der EU