Die Energieversorgung in Deutschland
Verbrauchs- und Preisentwicklung
Deutschland verzeichnete in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang des Kohle- und Heizölverbrauches. Die Nutzung von Erdgas hingegen stagnierte auf einem relativ gleichbleibenden Niveau. Der deutsche Energieverbrauch fußt maßgeblich auf dem gasförmigen Rohstoff. Durch den Krieg Russlands in der Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Bewertung von Rohstoffabhängigkeiten wurde der große Bedarf an Erdgas zum Gegenstand von Diskussionen. Die deutsche Bundesregierung sah sich angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit schwankenden und reduzierten Rohstofflieferungen aus Russland konfrontiert. Gleichzeitig forcierte die Bundesregierung aktiv ein Ende der deutschen Abhängigkeit von russischen Öl- und Gasimporten. Eine Maßnahme war die Flexibilisierung des Strommarktes: Bei Gasknappheit kann Strom kurzfristig wieder vermehrt aus Kohle und Öl erzeugt werden.Auch auf die deutschen Preise für Benzin, Diesel und Heizöl wirkte sich der Krieg Russlands aus, ein sogenannter Tankrabatt sollte die Autofahrer kurzzeitig entlasten. Die geplante Gasumlage zur Entlastung von Unternehmen wurde zugunsten von Strom- und Gaspreisbremsen aufgegeben. Sie liefen Ende 2023 aufgrund der entspannteren Lage am Energiemarkt aus.
Produktion von fossilen Rohstoffen sinkt
Deutschland verfügt über natürliche Vorkommen von Kohle, Erdöl und Erdgas. Die Förderung der fossilen Energieträger nahm in den vergangenen Jahren im Zuge der Energiewende erheblich ab. Während in den Achtziger Jahren über 500 Millionen Tonnen Kohle jährlich gefördert wurde, lag die geförderte Menge im Jahr 2023 bei nur mehr rund 102 Millionen Tonnen. Die größten Mengen an Braunkohle in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren im Rheinland gefördert. Hinsichtlich der Stromproduktion minimierte sich in den letzten zehn Jahren ebenso der Gebrauch von fossilen Rohstoffen. In diesem Energiesektor sind inzwischen die erneuerbaren Energien die dominanteste Versorgungsquelle, darunter besonders die Onshore-Windenergie sowie die Photovoltaik.Energiemporte: Neue Handelspartner für Deutschland
Bereits seit 2000 liegt der Importanteil der in Deutschland verbrauchten Energie bei mindestens 60 Prozent und stieg im Jahr 2022 sogar auf eine Rekordhöhe von knapp 69 Prozent an. Bei den Importen von Energieträgern handelt es sich um Erdgas, Erdöl und Steinkohle; für alle drei Energieträger war Russland primärer Exporteur für Deutschland. Angesichts der gesteigerten Energienachfrage, sowie des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den angedrohten Lieferverknappungen hat die Frage der Energieimporte und Versorgungssicherheit in Deutschland wieder höchste Relevanz erlangt. Ende August 2022 stellte Russland die Gaslieferungen nach Deutschland ein, die Menge an importiertem russischem Öl lag zuletzt ebenfalls bei Null. In diesem Zusammenhang sind unter anderem auch die Importwerte von Erdöl- und Gasprodukten 2022 seit einigen Jahren erstmals wieder stark angestiegen. 2023 sanken die Werte beinahe wieder auf das Vorkriegsniveau. Zur Verringerung der Abhängigkeit von russischen Importen wurden neue Handelspartnerschaften zum Import von LNG geknüpft und der Bau von festen sowie mobilen LNG-Terminals veranlasst. Zuletzt stammten über 43 Prozent des von Deutschland importierten Erdgas aus Norwegen.Deutschland bezieht nicht nur Energieträger aus dem Ausland, sondern auch Elektrizität von seinen europäischen Nachbarn. Mit Ausnahme des Jahres 2023 ist Deutschland jedoch Exporteur von Strom, was unter anderem auf den zunehmenden Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zurückzuführen ist.
Wie wird die deutsche Versorgung sichergestellt?
Um vor dem Hintergrund der energiepolitischen Disruptionen für Versorgungssicherheit in Deutschland zu sorgen, hat die Bundesregierung seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges verschiedene Maßnahmen unternommen. Erdgasspeicher und Erdölreserven wurden bzw. werden aufgestockt und die jeweiligen Bezugsquellen diversifiziert. Alles vor dem Hintergrund, den Anteil Russlands an den Importen auf ein Minimum zu reduzieren. Im langfristigen Verlauf betrachtet sind Unterbrechungen der Gasversorgung sowie der Stromversorgung gesunken. Um Letztere weiter zu verbessern und dem steigenden Ausbau erneuerbarer Energien standhalten zu können, muss das deutsche Stromnetz in großem Umfang ausgebaut werden.Mit der Uniper SE bat 2022 der erste große Gasversorger Deutschlands um staatliche Unterstützung zur Bewältigung der Krise. Seitdem sind rund 99 Prozent der Konzernanteile in Staatsbesitz. Im Juni 2024 gab Uniper bekannt, die russischen Gaslieferverträge zu kündigen und die langfristigen Lieferbeziehungen mit dem russischen Staatsunternehmen Gazprom Export zu beenden. Bereits seit August 2022 wurde kein russisches Gas mehr geliefert, einzelne Verträge hätten jedoch noch bis Mitte der dreißiger Jahre gegolten.