Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft (2019-2023)
Hinweis der Redaktion: Hier aufgeführte Inhalte beleuchten den Status quo während der Pandemie und zeigen keine aktuellen Entwicklungen.
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Auf dieser Seite sind Informationen und Statistiken zu den Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft zusammengestellt. Für detaillierte Informationen zu den aktuellen Fallzahlen und Todesopfern, zur Chronologie des Ausbruchs und dem Verlauf der Pandemie besuchen Sie bitte unsere Themenseite zum Coronavirus.
Shutdown der Wirtschaft, Lockerung der Maßnahmen, erneuter Lockdown
Um die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland einzudämmen, wurden im März 2020 weitreichende Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeiten beschlossen und angeordnet. Dieser wirtschaftliche Shutdown aufgrund der Corona-Krise betraf große Teile der Unternehmen und Selbstständigen in Deutschland. Viele Unternehmen, darunter auch etliche kleinere Mittelstandsunternehmen, mussten ihre Geschäftstätigkeit wegen des Coronavirus ganz oder teilweise einstellen. Die großen Autobauer hatten ihre Produktion teilweise ganz eingestellt, was natürlich die gesamte Automobilzulieferer-Branche stark belastete. Einzelhandelsgeschäfte blieben vielerorts geschlossen, wenn sie nicht der Grundversorgung dienen. In einigen Bundesländern wurden zudem alle Bars, Clubs und Restaurants auf Anordnung geschlossen. Auch größere Veranstaltungen wie Messen oder Konzerte wurden untersagt, in sämtlichen Sportarten ruhte der Ligenbetrieb. Die Unternehmen waren grundsätzlich angehalten, sofern möglich, ihre Mitarbeiter in Heimarbeit zu schicken. In allen Bundesländern wurden zunächst alle Schulen, Universitäten, Kindertagesstätten, Museen, Kinos, Schwimmbäder und ähnliche Einrichtungen geschlossen.Im April 2020 kam es zu ersten Lockerungen dieser strikten Beschränkungen, wobei es durchaus Unterschiede in der konkreten Ausgestaltung in den einzelnen Bundesländern gab. Geschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern Fläche durften wieder öffnen, genauso wie andere Geschäfte wie z.B. Buchhandlungen, Auto- und Fahrradhändler. Allerdings galten für die Geschäfte strenge Hygieneauflagen, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Grundsätzlich waren die Unternehmen weiterhin aufgefordert, ihre Mitarbeiter so weit wie möglich ins Homeoffice zu schicken. Schulen hatten ab Anfang Mai wieder für Teile der Schüler geöffnet, auch Kitas wurden zu einem späteren Zeitpunkt wieder geöffnet.
Im November wurde aufgrund stark gestiegener Infektionszahlen erneut ein Lockdown beschlossen, welcher zu Beginn des Jahres 2021 noch verlängert und sogar weiter verschärft wurde.
Einbruch der Wirtschaftsleistung Deutschlands
Der Shutdown belastete die deutsche Wirtschaft sehr schwer. Die deutsche Volkswirtschaft wurde von einer schweren Rezession getroffen, welche vergleichbar mit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 ist. Im 2. Quartal 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 10 Prozent gesunken. Das war laut Statistischem Bundesamt der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnung seit dem Jahr 1970. Im 4. Quartal 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal wie schon im 3. Quartal wieder gestiegen. Im gesamten Jahr 2020 ging die Wirtschaftsleistung Deutschlands gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent zurück. Im folgenden Jahr 2021 konnten Aufholeffekte und ein statistischer Überhang das BIP wieder um 2,9 Prozent wachsen lassen. Das ifo-Institut rechnet in einer im März 2022 veröffentlichten Prognose auch für das aktuelle Jahr mit einem weiteren Anstieg, die Forscher gehen von einem Wachstum der Wirtschaftsleitung in 2022 von 3,1 Prozent aus.Produktion, Aufträge und Außenhandel
Die Produktion im Produzierende Gewerbe ist im April 2020 gegenüber dem Vormonat um 18,4 eingebrochen, schon im März ging die Produktion um 8,7 Prozent zurück. Dies war laut Statistischem Bundesamt der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991. In den nachfolgenden Monaten erholte sich die Produktion wieder, bevor sie fünf der ersten sechs Monate des Jahres 2021 wieder zurückging. Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe waren im Vergleich zum Vormonat im April 2020 mit 27,7 Prozent sehr stark zurückgegangen (März -15,4 Prozent). In den folgenden Monaten wuchs das Volumen der Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat dann wieder an. Im Dezember 2020 war ein weitere Rückgang der Auftragseingänge zu verzeichnen. Ähnliche Rekordwerte gibt es auch beim Außenhandel: im April 2020 nahm der Wert der Exporte saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vormonat um 23,7 Prozent ab (das war laut Statistischem Bundesamt der größte Rückgang gegenüber des Vormonats seit dem Jahr 1990), bevor der Wert anschließend wieder anstieg. Gegenüber dem Vorjahresmonat gingen die Exporte im April sogar um 31 Prozent zurück, dies war der größte Rückgang eines Monats im Vergleich zum Vorjahresmonat seit Beginn der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950. In den Monaten bis Februar 2021 war mit einer Ausnahme (Dezember) stets ein Rückgang der Exporte im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat zu verzeichnen.Konjunkturindikatoren für Deutschland
Natürlich sind die Auswirkungen der Corona-Krise und des Shutdowns anhand wichtiger Konjunkturindikatoren deutlich erkennbar. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im April 2020 auf einen historischen Tiefstand gefallen. Noch nie zuvor gab es einen größeren Rückgang im Vergleich zum Vormonat. In den folgenden Monaten ist der Index allerdings wieder angestiegen. Im März 2021 stieg der Index auf den höchsten Wert seit Juni 2019 und legte nach einem leichten Rückgang im April im Mai und Juni sogar noch weiter zu; dies zeigt, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft in den letzten Monaten deutlich verbessert hatte, d.h. die Unternehmen wieder zufriedener mit der aktuellen Lage sind sowie optimistischer in die nähere Zukunft schauten. Der ZEW-Index zur Konjunkturerwartung ist in den Monaten ab April 2020 wieder deutlich angestiegen, nachdem dieser im März den größten Rückgang seit Beginn der Erhebung verzeichnen musste. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Industrie in Deutschland, der auf einer Befragung von 400 Industrieunternehmen in Deutschland basiert und sich aus den Indikatoren Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestand zusammensetzt, brach im April 2020 ebenfalls ein, bevor dieser sich wieder erholte. Im März 2021 stieg der EMI sogar auf ein Allzeithoch. Auch der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Dienstleistungsbranche in Deutschland erholte sich nach einem Einbruch im April 2020 und stieg im März 2021 erstmals seit einem halben Jahr wieder ins Plus (d.h. auf einen Wert von über 50). Im April 2020 zeigte dieser Index laut Quelle noch historische Einbußen bei Geschäftstätigkeit, Auftragseingang und Beschäftigung. Auch die Geschäftsaussichten waren auf ein Rekordtief abgestürzt. Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im Bereich Geschäftsklima zeigte ab Mai 2021 wieder eine deutlich verbesserte Stimmung im Mittelstand: Zu Beginn des Jahres 2021 verzeichnete dieser Indikator noch einen Wert von -14,2 Saldenpunkten, im Juni 2021 lag der Indikator dann bei 11,8 Punkten. Die Corona-Krise hat zudem noch immer Auswirkungen auf die Verbraucherstimmung: der GfK-Konsumklima-Index, der die Konsumneigung der Privathaushalte misst, ist im Mai 2020 auf ein Rekord-Tief gefallen. Zwar hat sich der Index bis August wieder erholt, in den Monaten danach verschlechterte sich die Stimmung der Verbraucher allerdings wieder deutlich. Im Dezember 2021 zeigte der Index noch immer eine eher schlechte Konsumstimmung.Kurzarbeit und Arbeitsmarkt in Deutschland
Während der Corona-Krise waren im April 2020 laut der Bundesagentur für Arbeit rund sechs Millionen Personen in Kurzarbeit. Damit wurde der bisherige Rekordmonat Mai 2009, als 1,44 Millionen Menschen in Kurzarbeit waren, deutlich übertroffen. Im April 2020 gab es laut ifo-Institut die meisten Kurzarbeiter im Verarbeitenden Gewerbe mit ca. 1,87 Millionen Personen. Die Arbeitslosenquote stieg bis August 2020 auf 6,4 Prozent, im März zuvor hatte sie noch bei 5,1 Prozent gelegen. Knapp 1,5 Jahre später, im Dezember 2021, betrug die Quote wieder 5,1 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen lag seit Beginn der Corona-Krise bis einschließlich April 2021 stets über der des jeweiligen Vorjahresmonats, zeitweise stieg die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Menschen sogar um mehr als 635.000 an. Gleichzeitig war die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften stark zurück gegangen, so sank der Bestand an gemeldeten offenen Arbeitsstellen in allen Monaten des Jahres 2020 im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten. Seit April 2021 liegt die Zahl der offenen Arbeitsstellen wieder über dem Niveau des Vorjahres. Auch das ifo-Beschäftigungsbarometer liegt seit April 2021 wieder auf einem höheren Niveau als zu Beginn der Krise. Im April 2020 war das Barometer auf einen Wert von 86,9 Punkten abgestürzt, laut ifo-Institut war dies der niedrigste jemals ermittelte Wert, zudem gab es auch noch nie einen so starken Rückgang des Barometers.Konjunkturpaket, Hilfspaket und Neuverschuldung
Welche Auswirkungen diese drastischen Maßnahmen auf die betroffenen Unternehmen und Branchen mittel- und langfristig haben werden, ist noch kaum abzusehen. Klar ist, dass es zu massiven finanziellen Schäden und zu Entlassungen von Beschäftigten kommen wird.Um der Corona-Krise zu begegnen, hat sich der Koalitionsausschuss am 03. Juni 2020 auf ein Konjunkturpaket zur Bewältigung der Corona-Krise geeinigt. Das Konjunkturpaket soll mit verschiedenen Maßnahmen die Konsequenzen der Corona-Krise abfedern. Das Paket hat laut Bundesregierung ein Gesamtvolumen in Höhe von rund 130 Milliarden Euro.
Das Paket soll neben dem erhofften wirtschaftlichen Anschub auch Aspekte sozialer Gerechtigkeit sowie ökologischer Nachhaltigkeit berücksichtigen. So sind beispielsweise rund 40 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen und Investitionen in Klimatechnologien vorgesehen. Rund 9 Milliarden Euro des Konjunkturpakets sind dafür gedacht, junge Menschen und Familien zu unterstützen.
Bereits am 25. März hat der Bundestag als Hilfspaket einen sehr umfangreichen Nachtragshaushalt beschlossen. Auch die Opposition stimmte fast geschlossen für das Haushaltsgesetz, das eine Neuverschuldung in Höhe von 156 Milliarden Euro sowie Garantien in Höhe von 600 Milliarden vorsieht (nur die AfD-Fraktion hat sich bei der Abstimmung enthalten). Einschließlich aller Bürgschaften und vergünstigter KfW-Kredite hatten alle im März beschlossenen Hilfsmaßnahmen zusammen ein Volumen von rund 1,2 Billionen Euro. Um das Vorhaben zu realisieren, musste sogar die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse ausgesetzt werden. Von den so zur Verfügung stehenden Mitteln sollten direkte Zuschüsse und auch Darlehen vergeben werden, so z. B. über die Förderbank KfW (siehe die Anzahl der Kreditanträge von Unternehmen im Rahmen der KfW-Corona-Hilfe und das Volumen dieser Kredite). Auch Steuerstundungen gehören zu den Maßnahmen, die den betroffenen Unternehmen und Freiberuflern helfen sollen. Hinzu kommen Rettungsschirme einzelner Bundesländer.