HIV/AIDS-Pandemie
Eine weltweite nach wie vor andauernde Pandemie ist die HIV/AIDS-Pandemie. Seit dem Ausbrechen der Epidemie in den frühen achtziger Jahren haben sich bis heute weltweit rund 75 Millionen Menschen mit dem zugrundeliegenden HI-Virus infiziert. Die resultierende Krankheit acquired immune deficiency syndrome (AIDS) forderte mindestens 32 Millionen Menschenleben – und jedes Jahr kommen hunderttausende Todesfälle dazu. 1983 erstmals wissenschaftlich beschrieben, konnte der Ursprung des HI-Virus im Affen nachgewiesen werden, wobei die ersten Fälle im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts verortet werden. Das Virus überträgt sich über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten. Obwohl nach wie vor keine Schutzimpfung zur Verfügung steht, kann mit Hilfe einer Antiretroviralen Therapie (ART) die Virusvermehrung im Körper stark verlangsamt werden und der Ausbruch einer AIDS-Erkrankung verlangsamt, mittlerweile sogar fast vollständig verhindert werden. Durch eine lebenslange Therapie kann darüber hinaus die Weitergabe des Virus unterbunden werden. Am schwersten von der Krankheit betroffen ist der afrikanische Kontinent. Vor allem südlich der Sahara leben mehr als zwei Drittel der weltweit rund 38 Millionen Infizierten. Länder wie Swasiland, Lesotho oder Südafrika verzeichnen HIV-Prävalenzraten von weit über 20 Prozent der Erwachsenbevölkerung.Influenza-Pandemien
Weitaus älter ist das Influenza-Virus. Saisonale Grippe-Wellen begleiten die Menschheit bereits seit Jahrhunderten. Derzeit infizieren sich jedes Jahr weltweit rund 500 Millionen Menschen mit dem Grippevirus. Durch Mutationen der Virusstämme kommt es in unregelmäßigen Abständen jedoch zur Ausprägung besonders aggressiver Virus-Varianten, auf die die menschliche Immunabwehr nicht vorbereitet ist und die durch deutlich höhere Letalitätsraten gekennzeichnet sind. Überträgt sich so ein neuartiges Influenzavirus gut von Mensch zu Mensch kann die Verbreitung pandemische Ausmaße annehmen und einen signifikanten Anteil der Weltbevölkerung infizieren. Das 20. Jahrhundert zählte drei derartige Influenza-Ausbrüche.Die Grippe-Pandemie, die gegen Ende des Ersten Weltkrieges 1918 ausbrach und in den Nachkriegsjahren bis 1920 um die Welt lief, gehört zweifellos zu den verheerendsten Pandemien der letzten 150 Jahre. Die sogenannte „Spanischen Grippe“ infizierte weltweit mehr als 700 Millionen Menschen, die Zahl der Todesopfer belief sich am Ende der Pandemie auf weit über 35 Millionen Menschen – möglicherweise bis zu 100 Millionen. Dabei raffte die Infektionen vor allem junge Menschen hinweg, deren Immunabwehr im Vergleich zu Älteren noch relativ wenig Kontakt zu Grippeviren hatten.
Die zweite und dritte Grippe-Pandemie, die sogenannte „Asiatische Grippe“ von 1957 und die „Hongkong-Grippe“ von 1968, töteten bis 1958 bzw. 1970 weltweit mindestens eine Millionen Menschen. Heute ist bekannt, dass die drei Pandemien verschiedene antigene Subtypen des Influenza-A-Virus repräsentieren: H1N1, H2N2 bzw. H3N2. Eine deutlich verbesserte medizinische Versorgung, die Entwicklung von Impfstoffen und die zwischenzeitliche Entdeckung von Antibiotika zur Behandlung bakterieller Folgeinfektionen hatten jedoch deutlich niedrigere Letalitätsraten der beiden letzten Pandemien zur Folge.
Tierische Influenzaviren unterscheiden sich von menschlichen saisonalen Influenzaviren und springen nur selten durch den direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Tieren auf den Menschen über. Im Falle einer Übertragung lösen derartige Viren jedoch oft schwere, nicht selten tödliche Erkrankungen aus. Um eine solche Zoonose handelt es sich bei der 1996/97 in Hongkong ausgebrochenen besonders pathogenen Variante des Influenza A-Virus Subtyps H5N1. Seit ca. 2003 war dieses aviäre Influenzavirus von Geflügel auf den Menschen übersprungen und hat sich unter der Bezeichnung „Vogelgrippe“ bis heute über Asien, Europa und Afrika ausgebreitet. Eine weitere zoonotische Virusvariante mit weltweiter Verbreitung ist ein 2009 in der USA entdecktes Influenzavirus des Subtyps A H1N1. Die von Schweinen auf den Menschen übergegangene „Schweinegrippe“ wurde von der WHO angesichts anhaltender Mensch-zu-Mensch-Übertragungen Mitte 2009 als Pandemie eingestuft. Als die Pandemiephase ein gutes Jahr später für beendet erklärt wurde, zählte die WHO knapp 18.500 Todesfälle im Zusammenhang mit einer laborbestätigten H1N1-Infektion. Seriöse Schätzungen beziffern die tatsächliche Zahl der Todesopfer jedoch auf mehrere Hunderttausend.