Landwirtschaft: Struktur und Strukturwandel
Die gesellschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Trotz der Steigerung der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft ist die Relevanz des primären Sektors im Vergleich zu den anderen Sektoren gesunken. Nichtsdestoweniger kommt der Landwirtschaft eine elementare Rolle zu: Die Landwirtschaft stellt die Versorgung der Bevölkerung mit pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln sicher. Zusammen mit der Fischerei und der Forstwirtschaft bildet die Landwirtschaft den primären Sektor der Volkswirtschaft, der zusammenfassend als Agrarwirtschaft bezeichnet werden kann. Häufig werden Land- und Agrarwirtschaft allerdings auch synonym verwendet.
Sinkende Bedeutung des Agrarsektors
Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Wirtschaftsbereichs hat relativ im Verhältnis zum sekundären (Produzierendes Gewerbe bzw. Industrie) und tertiären (Handel und Dienstleistungen) Sektor abgenommen.
Immer mehr Großbetriebe in der Landwirtschaft
Der steigende Kapitalbedarf der modernen Landwirtschaft und ein wachsender Preisdruck fördern eine Entwicklung zu größeren Betrieben. Während die Gesamtzahl rückläufig ist, hat die Zahl der Betriebe mit Flächen von mehr als 100 Hektar zugenommen. Die wichtigsten Erzeugnisse der Landwirtschaft stellen nach ihrem Anteil an den Verkaufserlösen Milch, Gemüse, Getreide und Tiere (für die Fleischproduktion) dar. Von den Konsumausgaben für (heimische) Lebensmittel entfällt laut Schätzung des Thünen-Instituts nur rund ein Fünftel auf die Landwirte, während der Rest den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (Verarbeitung und Handel) vorbehalten bleibt. Die größten Kostenstellen für deutsche Landwirte sind Futtermittel, Landtechnik, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Treib-, Brennstoffe und Strom (2023). Während Deutschland bei tierischen Erzeugnissen (Fleisch, Milch, Ausnahme: Eier) sowie bei Getreide und Kartoffeln tendenziell Überschüsse produziert, die als Exporte ins Ausland verkauft werden, beträgt der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse jeweils deutlich weniger als 50 Prozent.Zunehmende Rolle der ökologischen Landwirtschaft
Von wachsender Bedeutung innerhalb der Landwirtschaft ist das Segment des ökologischen Landbaus, der weitgehend auf chemische Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Gentechnik verzichtet. Der Anteil von Bio-Betrieben an den landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt hat sich zwischen 1995 und 2021 von 1,1 auf rund 16,4 Prozent vervielfacht. Mittlerweile werden über 11,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet (2024). Die meisten Betriebe mit ökologischem Landbau befinden sich im Bundesland Bayern, das auch in der konventionellen Landwirtschaft das Bundesland mit den meisten Betrieben darstellt.Die Landwirtschaft soll die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sichern. Moderne Bewirtschaftungsmethoden sorgen für hohe Erträge und Effizienz. Dennoch ist Deutschland bei einigen Agrarprodukten, wie Obst und Gemüse, von Auslandsimporten abhängig. Zudem werden von der Landwirtschaft in Anbetracht klimatischer Veränderungen zunehmend nachhaltige Maßnahmen gefordert.