Einzelhandel in Deutschland: Aktuelle Entwicklungen
Ein Viertel der Beschäftigten im Einzelhandel sind geringfügig beschäftigt
Der Einzelhandel hat in Deutschland etwa drei Millionen Beschäftigte, etwa ein Viertel davon als geringfügig Beschäftigte. Das Angebot an Einzelhandelsflächen ist in den vergangenen Jahren auf einem relativ konstantem Niveau geblieben. Im Lebensmitteleinzelhandel war bei den Discountern die Flächenproduktivität am höchsten - mit Lidl als Spitzenreiter, dich gefolgt von Aldi.Zunehmende Filialisierung des Einzelhandels
Die Einzelhandelsbranche ist von einem strukturellen Konsolidierungsprozess geprägt. Die Zahl der Unternehmen wie auch die Marktanteile kleinerer Firmen nehmen stetig ab. Die wichtigsten Betriebsformen stellen im Vertriebswegemix Discounter, der filialisierte und nichtfilialisierte Fachhandel und Fachmärkte dar. Der Trend zeigt jedoch, dass kleine Betriebe außerhalb eines Filialverbunds oder ohne Zugehörigkeit zu einem großen Mutterkonzern verschwinden. Die Kauf- und Warenhäuser als einstige Symbole der Konsumgesellschaft haben ebenfalls mit sinkender Bedeutung zu kämpfen. Kamen sie im Jahr 2000 noch auf einen Marktanteil von 4,2 Prozent, liegt er heute bei etwa 1,6 Prozent.Boom des Online-Handels
Der Aufstieg des E-Commerce ist der einschneidendste Trend im Handel in den vergangenen Jahren. So ist der Marktanteil des Online-Handels im Einzelhandel von 0,2 Prozent im Jahr 2000 auf rund 6,5 Prozent im Jahr 2022 angestiegen. Mehr als 84 Milliarden Euro werden bereits online erlöst - vor allem auf Kosten der stationären Anbieter. Diese versuchen Anschluss an den lukrativen Online-Handel zu finden. Die wichtigsten Warengruppen im interaktiven Handel bilden Bekleidung und Elektroartikel. Im Bereich des Online-Handels mit Lebensmitteln sehen einige Handelsexperten für den deutschen Markt noch Entwicklungspotenziale.Auswirkungen der Corona-Krise
Die Corona-Pandemie wirkte sich auf viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus. Besonders betroffen war somit auch der Einzelhandel, welcher dadurch vor großen Herausforderungen gestellt wurde. Zur Eindämmung der Infektionen mussten zeitweise viele Segmente des Einzelhandels schließen, Ausnahmen galten zunächst nur für systemrelevante Zweige wie den Lebensmittelhandel und der Brennstoffhandel (Tankstellen). Durch Hamsterkäufe stiegen die Umsätze im Lebensmittelhandel in den ersten Wochen des Lockdowns 2020 auf neue Jahreshöhen. Viele Verbraucher griffen vermehrt zu Produkten wie Toilettenpapier und Desinfektionsmittel und deckten sich mit Lebensmitteln mit einer langen Haltbarkeitsdauer ein. So stiegen die Absätze von Reis in der elften Kalenderwoche des Jahres 2020 um rund 180 Prozent. Doch andere Segmente wie der Einzelhandel mit Textilien und Schuhen erlitten große Umsatzeinbußen, die besonders die Existenz kleinerer Unternehmen bedrohten. Infolge der Corona-Krise hatte insbesondere der Online-Handel einen deutlichen Aufschwung erfahren.Folgen des Ukraine-Krieges für den Einzelhandel
Neben der Corona-Pandemie wirkt sich auch der Russland-Ukraine-Krieg auf den Einzelhandel und das Kaufverhalten der Verbraucher aus. Zum einen hat sich die Verbraucherstimmung seit Ausbruch des Krieges negativ entwickelt. Viele Verbraucher sind durch die steigenden Preise und den Krieg verunsichert. Um Geld beim Einkauf zu sparen, verzichten viele Verbraucher auf nicht notwendige Anschaffungen oder nutzen verstärkt Handelsmarken – auch wenn diese selbst deutlich im Preis gestiegen sind. Das preissensible Kaufverhalten der Konsumenten stellt auch eine Herausforderung für viele Biosupermärkte, Naturkostläden sowie Reformhäuser dar. So waren diese im Jahr 2022 mit deutlichen Umsatzverlusten konfrontiert.Zum anderen griffen die Verbraucher zu Beginn des Russland-Ukraine-Krieges verstärkt auf Produkte zurück, bei denen Lieferengpässe befürchtet wurden. Durch erneute „Hamsterkäufe“ in der Anfangsphase des Krieges zeichneten sich im Lebensmittelhandel leere Regale bei Produkten wie Mehl und Speiseöl ab.