Aktuelle Daten und Fakten zur Ukraine
Einordnung: Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
Im Februar 2024 jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine bereits zum zweiten Mal. Der Russland-Ukraine Krieg hat sich zu einem erbitterten Stellungskrieg entwickelt. Die Bilanz ist verheerend. Wechselende Offensiven und Gegenoffensiven der beiden Kriegsparteien brachten in der jüngsten Vergangenheit keine nennenswerten Geländegewinne ein. Die Fronten zwischen Russland und der Ukraine sind verhärtet, mit hohen Verlusten auf beiden Seiten (siehe ukrainische Verluste und russische Verluste). Der Krieg in der Ukraine ist eine humanitäre, politische und wirtschaftliche Katastrophe, mit ungewissem Ausgang. Eine Ausweitung des russischen Angriffes auf Polen oder die alarmierten baltischen Mitgliedstaaten des NATO-Verteidigungsbündnisses bleibt nach einhelliger Meinung internationaler Beobachter unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.Bitte beachten sie in diesem Zusammenhang auch unsere umfangreichen Statistik-Reports und Themenseiten, die gezielt über die militärische Situation in der Ukraine und die Folgen des Krieges informieren:
- Russland-Ukraine-Konflikt
- Krieg in der Ukraine
- Waffenlieferungen an die Ukraine
- Sanktionen gegen Russland
- Folgen des Ukraine-Kriegs für die Lebensmittelversorgung
Kann die Ukraine der Europäischen Union beitreten?
Ja, die Ukraine kann Mitglied der Europäischen Union werden. Aufgrund des Kriegsausbruches wurden die Aufnahmeprozeduren für die Ukraine etwas verkürzt und das Land erhielt bereits beim EU-Westbalkangipfel am 23. Juni 2022 zusammen mit der Republik Moldau den offiziellen Status als EU-Beitrittskandidat. Die Bedingungen, die erfüllt werden müssen, um schlussendlich der EU beitreten zu können sind sehr umfangreich und setzen je nach Land und dessen Rechtstradition einen langwierigen Transformationsprozess voraus, der auch mehrere Jahrzehnte dauern könne. Unzählige Gesetze, Verfahren, Zollbestimmungen etc. müssen an EU-Recht angepasst werden. Ein schneller EU-Beitritt der Ukraine in den kommenden Jahren ist daher unwahrscheinlich. Auch wenn einzelne EU-Länder ein verkürztes Aufnahmeverfahren für die Ukraine diskutierten, das einen EU-Beitritt der Ukraine bis zum Jahr 2030 möglich machen sollte, gibt es ebenso viele Stimmen in der EU, die dies kritisch sehen, auch unter Berücksichtigung der regulären Beitrittsverfahren bei den weiteren Beitrittskandidaten, z.B. dem ebenfalls von Russland bedrohtem Georgien.Bevölkerung und Demografie
Seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 verringert sich die Gesamtbevölkerung in der Ukraine stetig. Den höchsten Bevölkerungsstand erreichte das Land im Jahr 1990 mit rund 51,6 Millionen Einwohner:innen, bis zum Jahr verringerte sich die Gesamtbevölkerung des Landes bereits auf rund 43,9 Millionen Menschen. Im Jahr 2022 ist die Einwohnerzahl der Ukraine auf rund 39,7 Millionen Bürger:innen zurückgegangen, wenngleich die Zahlen gegenwärtig nicht den Kriegsverlauf und Flüchtlingszahlen widerspiegeln können.Obschon diverse Ethnien in der Ukraine leben, machten ethnische Ukrainer:innen nach den zuletzt verfügbaren Zahlen (2001 rund 77,8 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, gefolgt von Russ:innen mit einem Bevölkerungsanteil von rund 17,3 Prozent. Die ethnische Zusammensetzung auf der ukrainischen Krim setzte sich bereits vor der völkerrechtswidrigen Besatzung durch Russland im Jahr 2014 aus einem Bevölkerungsanteil von u.a. rund 58,5 Prozent ethnischer Russ:innen und rund 24,2 Prozent ethnischer Ukrainer:innen zusammen. Die größten Städte in der Ukraine sind Kiew mit fast 3 Millionen Einwohner:innen, gefolgt von Charkiw mit rund 1,43 Millionen und Odesa mit etwa 1 Million Einwohner:innen im Jahr 2022. Die Fertilitätsrate in der Ukraine von rund 1,28 Kindern je Frau (2023) ist vergleichsweise niedrig, weshalb das Land in der Liste der Länder mit der niedrigsten Fertilitätsrate weltweit (15. Platz) zu finden ist.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in der Ukraine ist von rund 72,6 Jahren im Jahr 2020 auf rund 68,6 Jahre im Jahr 2022 gesunken. Für das Jahr 2023 wird zwar ein Anstieg auf rund 73 Jahre erwartet, in diesen Zahlen sind die Kriegsfolgen jedoch nicht berücksichtigt, daher sollten diese Angaben nur unter Vorbehalt bis zu einer Revision im Sommer 2024 betrachtet werden.
Seit Jahren ist die Bevölkerungsentwicklung in der Ukraine negativ.
Der durch Russland aufgezwungene Krieg in der Ukraine wird den Bevölkerungsrückgang des Landes deutlich verschärfen. Wie sehr sich der Bevölkerungsrückgang durch Flucht und Vertreibung mittel- und langfristig auf das Land auswirkt, lässt sich seriös derzeit nicht beantworten. Gegenwärtig sind die Fluchtzahlen jedoch sehr hoch und markieren für Europa die größte nationale Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg.
Krieg in der Ukraine: Opferzahlen und Flüchtlinge
Bis zum 31. Januar 2024 konnten rund 10.378 zivile Todesopfer in der Ukraine verifiziert werden, wovon rund 487 Kinder gewesen sind. Gleichzeitig wurden rund 19.632 verletzte Zivilisten registriert, rund 1.284 hiervon sind Kinder. Dies sind nur die offiziell bestätigten zivilen Opferzahlen in der Ukraine, tatsächlich dürften die Opferzahlen insgesamt sehr viel höher ausfallen, deren Verifizierung jedoch aus unterschiedlichen kriegsbedingten Gründen nicht erfolgen kann. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind insbesondere in den ersten Kriegswochen die meisten zivilen Kriegsopfer in der Ukraine zu beklagen gewesen.Millionen Ukrainer:innen auf der Flucht: Die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg
Internationale Experten haben bereits zu Kriegsbeginn die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg prognostiziert: Die anfänglichen Schätzungen zur möglichen Anzahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine reichten von vier bis acht Millionen Menschen auf der Flucht. Aktuell haben sich die "pessimistischen" Szenarien bewahrheitet: Mehr als acht Millionen geflüchtete Ukrainer:innen wurden laut des UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees - Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) bisher in Europa registriert.
Migrationsbewegungen sind bereits in Friedenszeiten teils schwer zu erfassen bzw. zu vergleichen und noch schwieriger zu prognostizieren.
Bisher (Stand 06. Februar 2024) wurden mehr als 28,48 Millionen Grenzübertritte von der Ukraine in ein Nachbarland festgestellt. Die reine Betrachtung der Gesamtanzahl der Flüchtlinge aus der Ukraine nach Grenzübertritten bietet jedoch nur wenig valide Zahlen. Zählfehler an der Grenze selbst, Menschen, die die Grenze mehrfach überqueren und daher auch mehrfach erfasst werden, sowie Flüchtlinge, die die offiziellen Grenzübergänge meiden, sind nur einige Schwachstellen dieser Datenerhebung, die die Gesamtzahlen verzerren lassen. Daher hat sich international der Standard durchgesetzt, eine personalisierte Erfassung der Geflüchteten im Aufnahmeland durchzuführen. Aufgrund der angeglichenen statistischen Standards in der Europäischen Union gelten die veröffentlichten Migrationszahlen der EU als valide.
Ukrainische Flüchtlinge in der EU - Polen sind solidarisch
Zwei Jahre nach Kriegsbeginn haben die Mitgliedstaaten der Europäischen Union mehr als 5,97 Millionen geflüchtete Ukrainer:innen aufgenommen (Stand: Februar 2024). In absoluten Zahlen hat Deutschland mit rund 1,1 Millionen Registrierungen noch vor Polen (rund 956.635 ukrainische Flüchtlinge) die meisten ukrainischen Flüchtlinge in der EU aufgenommen. An dritter Stelle liegt Tschechien, das rund 375.590 geflüchtete Ukrainer:innen im Land aufgenommen hat.
Im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtbevölkerung haben insbesondere die mittel- und osteuropäischen EU-Länder die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Der Anteil der Flüchtlinge aus der Ukraine an der Gesamtbevölkerung beträgt in Estland rund 3,68 Prozent, gefolgt von Tschechien mit rund 3,4 Prozent und Polen mit rund 2,49 Prozent.
Ungarn hat hingegen rund 65.585 registrierte ukrainische Flüchtlinge im Land gemeldet, obwohl das Land im Gegensatz zu Tschechien ein direkter Nachbarstaat der Ukraine ist. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil der Ukrainer:innen von rund 0,66 Prozent an der Gesamtbevölkerung in Ungarn.
Sonderfall Ungarn - Warum hat das Nachbarland so wenig Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen?
Zum einen wird dem autokratischen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán wegen seiner russlandfreundlichen Haltung misstraut. Der migrationskritische Visegrád-Staat Ungarn hat mehrfach seine ideologische Nähe und Verbundenheit zu Russland gezeigt und u.a. Sanktionsbemühungen der EU gegenüber Russland torpediert. Daher geben auch nahezu 70 Prozent der befragten Ukrainer:innen in einer Meinungsumfrage von Januar 2023 an, Viktor Orbán zu misstrauen. Weniger Vertrauen wird nur den Staatsführern von Russland, Belarus und China entgegengebracht.Zum anderen häufen sich die Berichte, dass sich ukrainische Geflüchtete in Ungarn nur sehr schwer über ihre Rechte, z.B. die Beantragung des richtigen Aufenthaltstitels, informieren können und häufig einfach ein Arbeitsvisum mit geringem Schutzstaus erhalten. Dies ist kein Zufall, sondern in den vergangenen Jahren mehrfach dokumentierte und verurteilte Praxis der ungarischen Behörden, um Flüchtlingen systematisch ihre EU-Grundrechte zu verweigern und eine Ausreise in ein anderes Land zu forcieren. Ungarn wurde bereits mehrfach vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, es laufen weitere Verfahren und dem Land wurde zuletzt vom EU-Parlament der Status als Demokratie abgesprochen.
Wer unterstützt die Ukraine?
Im Verhältnis zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt leisten wiederum die mittel- und osteuropäischen EU-Länder die größte finanzielle Unterstützung für die Ukraine, während in absoluten Zahlen die USA, die EU selbst und Großbritannien die größten Unterstützer der Ukraine sind. In der Auflistung der finanziellen, militärischen und humanitären Hilfe ausgewählter Länder für die Ukraine nach Anteil am Bruttoinlandsprodukt, ist die bilaterale Unterstützung Estlands mit einem Anteil von insgesamt rund 1,83 Prozent am estnischen BIP am höchsten, gefolgt von Estland (1,78 Prozent) und Norwegen, mit rund 1,6 Prozent (Stand 31. Oktober 2023).
Die größte militärische, finanzielle und humanitäre Unterstützung ausgewählter Länder für die Ukraine in absoluten Zahlen, leistet hingegen die USA, die die Ukraine bisher mit Hilfen im Wert von insgesamt rund 71,4 Milliarden US-Dollar unterstützt haben. Als Ländergruppe ist die Unterstützung der EU insgesamt leicht höher und beträgt im Oktober 2023 rund 77 Milliarden US-Dollar.
Diese Hilfen sind keineswegs nur militärischer Art, die Ukraine hat aufgrund des Zusammenbruchs der Wirtschaft und der direkten Kriegsschäden, enorme finanzielle Hilfen nötig, um die Grundversorgung der Bevölkerung leisten zu können.
Wirtschaft und Staatsfinanzen der Ukraine
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Ukraine hat im Vorkriegsjahr 2021 mit geschätzt circa 199,7 Milliarden US-Dollar den höchsten Wert in der Geschichte des Landes betragen. Im Jahr 2022 ist das BIP auf rund 160,5 Milliarden US-Dollar gesunken. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl erreicht das BIP pro Kopf in der Ukraine im Jahr 2021 mit geschätzt rund 4.862 US-Dollar ebenfalls den historischen Spitzenwert. Im Jahr 2022 ist das BIP pro Kopf auf rund 4.607 US-Dollar gefallen. Im Vergleich zu den anderen Beitrittskandidaten der Europäischen Union (EU), erzielt das Land jedoch das kleinste BIP pro Kopf aller EU-Erweiterungsländer und EU-Mitgliedstaaten. Für das zweite Kriegsjahr 2023 wird ein leichtes Wirtschaftswachstum erwartet, allerdings dürfte das Bruttoinlandsprodukt weiterhin unter der Vorkriegszeit liegen.Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Ukraine lag im Jahr 2021 noch bei rund 3,4 Prozent; 2022 schrumpfte die ukrainische Wirtschaft aufgrund des Krieges um rund 29,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das zweite Kriegsjahr 2023 wird für die Ukraine ein leichtes Wachstum des BIP von rund zwei Prozent prognostiziert.
Die Arbeitslosenquote in der Ukraine erhöhte sich von rund 9,8 Prozent 2021 auf geschätzt rund 24,5 Prozent im ersten Kriegsjahr 2022. Mit dieser Arbeitslosenquote befindet sich die Ukraine im Vergleich der Arbeitslosenquoten der EU-Beitrittsländer auf dem letzten Platz hinter dem Kosovo (rund 20,7 Prozent).
Nachdem die Inflationsrate der Ukraine 2015 mit rund 48,7 Prozent sehr hoch war, sank sie in den Folgejahren bis auf rund 2,7 Prozent im Jahr 2020. Bereits im Jahr 2021 hat die Inflation in der Ukraine wieder deutlich angezogen und rund 9,4 Prozent betragen, im ersten Kriegsjahr 2022 ist ein weiterer Anstieg auf 20,2 Prozent verzeichnet worden. Im Kriegsverlauf zog die monatliche Inflationsrate in der Ukraine deutlich an und erreichte im Januar 2023 rund 26 Prozent. Seitdem ist die monatliche Inflationsrate wieder deutlich abgesunken und hat im Januar 2024 rund 4,7 Prozent betragen. Dies ist Anfang 2024 etwas über dem Durchschnitt der Inflationsraten im europäischen Vergleich.
Die Militärausgaben der Ukraine haben im Jahr 2021 rund 5,9 Milliarden US-Dollar betragen, bzw. einen Anteil von rund 3,2 Prozent des ukrainischen BIP. Im ersten Kriegsjahr 2022 sind die Militärausgaben auf rund 44 Milliarden US-Dollar angestiegen. Dies entspricht einem BIP-Anteil von rund 33,6 Prozent, mehr als ein Drittel der Wertschöpfung der ukrainischen Wirtschaft. Über detaillierte militärische Kennzahlen der Ukraine, insbesondere im Vergleich zu Russland, informiert die Themenseite zu den aktuellen Daten und Fakten zum Krieg in der Ukraine.
Die Staatsverschuldung der Ukraine ist im Jahr 2021 auf rund 47,6 Prozent der Wirtschaftsleistung gesunken. Im Jahr 2022 ist die Staatsverschuldung auf rund 78,45 Prozent des BIP angestiegen.
Außenhandel der Ukraine - Das Ende der Transiteinnahmen
- Export Im Jahr 2022 exportierte die Ukraine Waren im Wert von circa 45,8 Milliarden US-Dollar, nachdem es im Vorjahr noch rund 68,1 Milliarden US-Dollar gewesen sind.
- Import Der Import von Gütern in die Ukraine erreichte 2022 ein Volumen von rund 56,1 Milliarden US-Dollar.
Die wichtigsten Handelspartner der Ukraine im Export sind vor dem Kriegsausbruch China, Polen und die Türkei gewesen. Im ersten Kriegsjahr 2022 ist Polen mit rund 15,1 Prozent Exportanteil mit Abstand der wichtigste Handelspartner im Ausfuhrhandel. Rumänien ist mit einem Exportanteil von rund 8,8 Prozent der zweitwichtigste Handelspartner, China ist auf Platz 4 gesunken.
Die wichtigsten Exportgüter für die Ukraine sind im Jahr 2022 Getreide und Getreideerzeugnisse (SITC Abschnitt 04) mit einem Exportanteil von rund 24,2 Prozent am ukrainischen Ausfuhrhandel gewesen. Die ukrainische Agrarproduktion besitzt für den Weltmarkt eine gewichtige Rolle. Nähere Informationen zu den Folgen des Ukraine-Kriegs für die Lebensmittelversorgung bietet die spezifische Themenseite.
Neben der Situation um die Getreidepreise und deren Ausfuhr steht insbesondere der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine im Fokus der Diskussion. Das Transitvolumen von Erdgas in der Ukraine nach Europa sank schon vor Kriegsbeginn deutlich, auch wegen der Eröffnung der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2, deren Betrieb den Transit russischen Erdgases durch die osteuropäischen Länder reduziert hätte. Russland hätte unter Umgehung der Transitländer seine Einnahmen im Erdgasexport durch die direkte Verbindung zusätzlich erhöhen können. Die Ukraine hingegen muss auf die Einnahmen mit dem Transit von Erdgas aus Russland nach Europa aufgrund der weitreichenden Sanktionen gegen Russland wohl auch zukünftig verzichten. Weitere Informationen bietet die Themenseite zum Energiemarkt.
Die Ukraine ist darüber hinaus selbst Erdgasproduzent. Zuletzt erreichte die Erdgasförderung in der Ukraine rund 17,5 Milliarden Standardkubikmeter im Jahr 2022, womit das Land jedoch nicht den Eigenverbrauch an Erdgas decken kann.
Die wichtigsten Importländer für die Ukraine sind im Jahr 2022 China mit einem Anteil an den ukrainischen Importen von rund 15,7 Prozent, gefolgt von Deutschland mit rund 8,3 Prozent und der Türkei, deren Importe einem Anteil von rund 6,1 Prozent entsprochen haben.
Die wichtigsten Importgüter für die Ukraine entfallen zu 17,8 Prozent auf Waren des Bereichs Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33) und Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) mit einem Importanteil von rund 9,5 Prozent.
Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine - schnelle Aufnahme in die Europäische Union?
Gerade unter dem Gesichtspunkt einer verkürzten Aufnahmeperspektive in die Europäische Union geraten neben den ökonomischen Faktoren auch die rechtsstaatlichen Defizite der Ukraine in den Fokus:Die Ukraine hat unbestritten ein ernstes Problem mit der Korruption im Land. Allerdings hat sich die Ukraine im Vergleich zum Vorjahr um drei Indexpunkte verbessert. Das Land erreicht im Corruption Perceptions Index (CPI) 2023 mit 36 Indexpunkten den 104. Platz von 180 untersuchten Staaten, womit sich die Ukraine unter den EU-Beitrittskandidaten nach dem Corruption Perceptions Index (CPI) auf dem drittletzten Platz eingruppiert. Lediglich die Türkei und Bosnien und Herzegowina sind niedriger platziert.
Hinsichtlich der Bewertung der Ukraine im Fragile State Index wurde das Land bis zu Beginn des Euromaidan relativ stabil bewertet. Anschließend steuerte Russland gezielt die Separatismusbewegungen in Donezk und Luhansk und annektierte völkerrechtswidrig die ukrainische Krim. Dementsprechend instabil wird seitdem auch die politische Lage in der Ukraine bewertet. Mit dem Beginn des Krieges ist die Ukraine einer der instabilsten Staaten weltweit geworden.
Diese Einschätzung wird auch durch die Bewertung der Ukraine im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) bestätigt. Im Jahr 2022 erzielte die Ukraine 6,80 von 10 Punkten im Index für Demokratie (defekte Demokratie), 6,71 Punkte im Index für Marktwirtschaft (Marktwirtschaft mit Funktionsdefiziten) und 5,31 Punkte im Index für Politisches Management (mäßig).
Die laufenden Diskussionen um die Schleifung des Rechtsstaates in Polen, die faktische Abschaffung der Demokratie in Ungarn unter dem Autokraten Viktor Orbán oder die Korruption in den Mitgliedstaaten der Osterweiterungsrunde, zeigen deutlich die Kehrseite des Einstimmigkeitsprinzips in der EU und den fehlenden Verfahren zum Ausschluss von Mitgliedstaaten. Trotz der sicherlich zu forcierenden Beitrittsverhandlungen der Ukraine zur EU zeigen sich vor diesem Hintergrund auch die potenziellen Probleme, die eine überstürzte Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union (EU) mit sich bringen könnte. Gerade in Deutschland (aber auch u.a. in Frankreich und Österreich) werden diese Negativbeispiele häufig als Begründung für einen Abbruch, zumindest aber ein Einfrieren der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei herangezogen.
In der aktuellen Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen in Deutschland (Dezember 2023) scheint dieser Aspekt bei den Befragten jedoch in den Hintergrund gerückt zu sein: 52 Prozent der Befragten befürworten einen EU-Beitritt der Ukraine in den kommenden Jahren.