Ukrainische Binnenflüchtlinge nach Aufenthaltsregion im Juni 2022

Der Ukraine-Krieg hat zu einer Vielzahl an Flüchtlingen und Binnenflüchtlingen geführt. Bis zum 23. Juni 2022 wurden laut IOM-Schätzungen auf Basis einer Bevölkerungsumfrage rund 6,3 Millionen Menschen zu Binnenflüchtlingen. Davon hielten sich zum Stichtag der Umfrage geschätzt rund 1,8 Millionen im Osten der Ukraine auf, weitere etwa 1,6 Millionen im Westen der Ukraine. Die Anzahl der Binnenflüchtlinge, die sich im Westen aufhalten hat sich seit der vierten Befragungswelle um über eine Millionen verringert. Die Zahl der Binnenflüchtlinge im Osten ist gestiegen. Neben den Binnenflüchtlingen sind bis Ende April bereits über 7,8 Millionen Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflohen.

Wo in der Ukraine suchen Binnenflüchtlinge Zuflucht?

Nach der sechsten Befragung durch die IOM in der Ukraine (Stand: 23. Juni 2022) hielten sich rund 30 Prozent der Binnenvertriebenen im Osten der Ukraine auf. Rund 25 Prozent suchten im Westen der Ukraine Zuflucht. Besonders die Regionen um Kiew, Lwiw und Dnipropetrowsk haben eine große Zahl an Binnenflüchtlingen aufgenommen. Zwischen der dritten und vierten Welle der Befragung hat sich besonders die Zahl der Binnenflüchtlinge, die sich im Süden und in Kiew aufhalten, stark erhöht. Der wechselnde Kriegsverlauf in der Ukraine beeinflusst die Bewegung von Binnenflüchtlingen. Der russische Rückzug aus dem Westen der Ukraine und Teilen des Nordens Anfang April hat dazu geführt, dass die Anzahl an Binnenflüchtlinge im Osten der Ukraine stark zugenommen hat. Ein großer Teil dieser hält sich auch weiterhin im Osten der Ukraine auf. Zwischen der zweiten und dritten Befragungswelle hatte sich die Anzahl der Binnenvertriebenen, die sich im Osten der Ukraine aufhalten um rund 600.000 erhöht, was einem Anstieg von etwa 70 Prozent entspricht. Die Anzahl der Binnenflüchtlinge, die sich im Süden, Westen und Norden aufhielten reduzierte sich leicht seit Anfang April. Nach einer entsprechenden Ankündigung startete Russland Mitte April eine Großoffensive im Osten der Ukraine, die zum großen Anstieg an Binnenflüchtlingen aus der Region führte.

Was sind Binnenflüchtlinge?

Binnenflüchtlinge oder auch Binnenvertriebene (engl.: Internally Displaced Persons (IDPs)) sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) Menschen, die individuell oder als Gruppe ihre Heimat aufgrund eines bewaffneten Konflikts, Menschenrechtsverletzungen, Naturkatastrophen oder anderen Gewaltsituationen verlassen mussten. Binnenflüchtlinge überqueren dabei keine internationalen Staatsgrenzen und suchen innerhalb des eigenen Landes Zuflucht. Dadurch ist der jeweilige Staat nach internationalem Recht für den Schutz von Binnenflüchtlingen verantwortlich, im Gegensatz zu Flüchtlingen, die eine internationale Grenze überquert haben und durch internationale Abkommen geschützt sind.