Daten & Fakten zu den regionalen Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland
Demografischer Wandel zwischen Ost- und West
Die demografische Entwicklung in Ost- und Westdeutschland verläuft seit der Wiedervereinigung unterschiedlich. Die Einwohner:innenzahlen driften immer weiter auseinander. In Westdeutschland lebten im Jahr 2023 rund 72 Millionen Menschen, in Ostdeutschland waren es dagegen nur um die 12,6 Millionen Einwohner:innen. Seit der Wiedervereinigung verzeichnet Ostdeutschland einen Bevölkerungsrückgang. In den alten Bundesländern gab es dagegen ein deutliches Bevölkerungswachstum. Bei der innerdeutschen Migration zwischen Ost- und Westdeutschland gab es seit der Wende eine deutliche Veränderung. Während bis 2017 die Wanderung von Ost nach West signifikant höher war als andersherum, hat sich die Entwicklung seitdem zunehmend angeglichen und liegt in etwa auf demselben Niveau. Das bevölkerungsreichste Bundesland in Westdeutschland ist Nordrhein-Westfalen mit 18,2 Millionen Einwohner:innen. Brandenburg ist wiederum mit 2,6 Millionen Einwohner:innen das bevölkerungsreichste Bundesland in Ostdeutschland.Die demografische Entwicklung ist in Ostdeutschland nochmal angespannter als im Westen. So ist die Bevölkerung in Ostdeutschland im Vergleich zu den Menschen in Westdeutschland deutlich älter. Diese demografischen Unterschiede haben weitreichende Auswirkungen auf Arbeitsmärkte, Infrastruktur und soziale Sicherungssysteme. Jedoch zeigt sich hier auch ein deutlicher Unterschied zwischen Stadt und Land. In einigen ostdeutschen Großstädten wie Leipzig oder Dresden gibt es seit Jahren einen Bevölkerungszuwachs, während ländliche Regionen auch in Westdeutschland vermehrt mit einem Bevölkerungsrückgang und zunehmender Alterung zu kämpfen haben. In einigen Regionen wandern immer mehr Nachwuchskräfte ab, das Ausmaß der Landflucht und der Urbanisierung nimmt in Deutschland stetig zu. Durch den Ausbau der Digitalisierung und anderer relevanter Infrastruktur kann die Attraktivität ländlicher Regionen gesteigert und die Abwanderung in die Städte reduziert werden.
Tesla, TSMC und Co. – Ostdeutschlands Wirtschaft holt auf
Nach dem großen Ausverkauf im Zuge der Wende wächst die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Perspektive langsam an, erreicht jedoch noch nicht das westdeutsche Niveau. Doch Strukturanpassungsprogramme als auch die (geplanten) Ansiedlungen von internationalen Großkonzernen wie Tesla oder TSMC haben einen wachsenden Einfluss. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Westdeutschland betrug im Jahr 2023 ca. 3.654 Milliarden Euro. Der Anteil von Ostdeutschland am gesamten BIP hat sich seit der Wiedervereinigung deutlich erhöht: im Jahr 1991 betrug der Anteil noch 6,8 Prozent, im Jahr 2023 waren es 11,3 Prozent. Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist in den vergangenen Jahren stärker angestiegen, liegt jedoch weiterhin deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt. Obwohl der Anteil der verschiedenen Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung relativ ähnlich ausfällt, unterscheidet sich die Wirtschaftsstruktur weiterhin: Während in Westdeutschland eine Vielzahl an DAX- und MDAX-Konzernen die Wirtschaft prägen, ist die ostdeutsche Wirtschaft stärker durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Dennoch liegen die Erwerbstätigenquoten mittlerweile auf einem ähnlichen Niveau.Arbeitslosigkeit und Armut sind regionale Probleme
Der Arbeitsmarkt spiegelt die wirtschaftlichen Unterschiede wider. Die Arbeitslosenquote lag 2024 in Ostdeutschland bei durchschnittlich 7,5 Prozent, in Westdeutschland bei 5,7 Prozent. Dabei zeigen sich sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland starke regionale Unterschiede. So liegt die Arbeitslosigkeit in Städten wie Gelsenkirchen oder Bremerhaven, die in strukturschwachen Regionen liegen, deutlich über dem Durchschnitt. Ein Großteil der kreisfreien Städte und Landkreise mit der höchsten Arbeitslosenquote liegen in Westdeutschland.Ein signifikanter Unterschied besteht weiterhin bei den Löhnen und Gehältern. Das durchschnittliche Bruttomonatsverdienst eines:r vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer:in betrug 2023 in Ostdeutschland etwa 3.769 Euro, während es in Westdeutschland rund 4.586 Euro sind. Auch hier werden jedoch die regionalen Unterschiede deutlich. Während das Durchschnittseinkommen in München und Düsseldorf überdurchschnittlich ist, liegt es in Städten wie Duisburg, Dortmund oder Leipzig weit darunter. Auch beim Blick auf die Städte und Landkreise fällt auf, dass die Verteilung der niedrigsten Einkommen privater Haushalte eher regional als zwischen Ost und West zu beobachten ist.
Eine zunehmende Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar, der aufgrund der demografischen Entwicklung in Ostdeutschland besonders ausgeprägt ist. Bis 2070 sei bei geringer Migration demnach ein Rückgang um maximal 2,1 Millionen der erwerbstätigen Menschen, also auf 70,9 Prozent der Werte von 2022 möglich.
Politischer Rechtsruck auf beiden Seiten
Arbeitslosigkeit und Armut, das Gefühl mangelnder Repräsentation und der demografische Wandel sind unter anderem Faktoren, die in Ostdeutschland in den vergangenen Jahren zum wachsenden Zuspruch für rechtspopulistische Parteien wie der AfD geführt haben. Die politische Landschaft in Westdeutschland ist tendenziell stabiler und stärker von traditionellen Volksparteien geprägt, obwohl auch hier die Parteienlandschaft zunehmend fragmentierter wird. Dementsprechend ist auch ein wachsender Rechtsruck ist in Westdeutschland erlebbar und ist daher nicht unbedingt ein isoliertes Problem in Ostdeutschland. Bei den Bundestagswahlen war die CDU in allen westdeutschen Bundesländern stärkste Kraft, in den ostdeutschen Bundesländern war es dagegen die AfD.Ostdeutschland bei der Familien- und Bildungspolitik besser aufgestellt
Bis heute hat die Familienpolitik der ehemaligen DDR einen wesentlichen Einfluss auf das ostdeutsche Bundesgebiet. Das zeigt sich unter anderem an der Kinderbetreuungsquote, die in Ostdeutschland in allen Altersklassen höher ist als in Westdeutschland. Auch bei der Gesamtbewertung des Bildungsmonitors gibt es keine sichtbaren Diskrepanzen zwischen Ost- und West. Beim Thema Bildungsarmut zeigt sich ebenfalls, dass ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen oder Thüringen besser abschneiden als viele westdeutsche Bundesländer. Beim Blick auf soziale Indikatoren zeigen sich weitere Disparitäten. Die Armutsgefährdungsquote liegt in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland Bei der Altersarmut liegt die Quote in Westdeutschland dagegen leicht höher als im Osten. Im Vergleich zu den Wendejahren hat sich das Armutsverhältnis jedoch stark angenähert.Westdeutschland weist eine bessere regionale Versorgung auf
Die Infrastruktur in Ostdeutschland hat sich seit der Wiedervereinigung erheblich verbessert, weist jedoch weiterhin regionale Defizite auf. So ist die Wohnfläche sowohl in städtischen als auch im ländlichen Raum in Westdeutschland seit Jahren im Anstieg. Auch im ländlichen Raum in Ostdeutschland ist die Wohnfläche in den vergangenen Jahren angestiegen. Eine Ausnahme ist der städtische Raum in Ostdeutschland, hier ist die Wohnfläche pro Person seit der Wende langfristig gesunken. Die Leerstandsquote ist in Westdeutschland relativ gering. Dafür liegt die Mietbelastungsquote allen ostdeutschen Bundesländern unter dem Bundesdurchschnitt.Im Gesundheitsbereich bestehen weiterhin deutlichere Diskrepanzen. In Ostdeutschland ist die Ärzt:innendichte deutlich geringer, obwohl sich die Zahl der Ärzt:innen sowohl in Ost- als auch Westdeutschland deutlich gesteigert hat. Die Krankenhausdichte hat sich über die Jahre angeglichen und liegt bei knapp zwei Krankenhäusern auf 100.000 Einwohner:innen. Beim Pflegepersonal dagegen liegen die Neuen Bundesländer weit hinter den Alten Bundesländern. Dennoch bestehen die größten regionalen Unterschiede nicht zwischen Ost und West, sondern eher zwischen städtischen und ländlichen Regionen, wobei ländliche Gebiete in beiden Landesteilen mit Ärzt:innenmangel und längeren Wegen zu Gesundheitseinrichtungen zu kämpfen haben.
Weitere Informationen und Statistiken finden sich im Report Regionale Unterschiede in Ost- und Westdeutschland.