Automobilindustrie Deutschland
Der Umsatz wird vor allem im Ausland erwirtschaftet
Die Automobilindustrie in Deutschland ist einer der wichtigsten Industriezweige der Bundesrepublik. Auch im internationalen Vergleich gehört Deutschland zu den wichtigsten Standorten der Fahrzeugherstellung. Große Autobauer wie Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW, aber auch weltweit führende Zulieferer für die Automobilindustrie wie Bosch, ZF Friedrichshafen oder Continental sind in Deutschland beheimatet. Der Umsatz der deutschen Automobilindustrie belief sich im Jahr 2023 auf über 564 Milliarden Euro und stieg damit auf einen neuen Höchstwert. Wie große Teile des produzierenden Gewerbes in Deutschland ist auch die Autoindustrie sehr exportorientiert. So verzeichnete der Auslandsumsatz der deutschen Automobilindustrie 2023 mit insgesamt rund 393 Milliarden Euro einen Anteil von fast 70 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche.Schwächelndes China-Geschäft stellt Hersteller vor große Herausforderungen
China ist schon seit vielen Jahren einer der wichtigsten Märkte für die deutsche Autoindustrie. Allerdings geht der Anteil des China-Geschäfts am Absatz deutscher Autohersteller seit 2020 kontinuierlich zurück. Deutsche Marken sind in China weiterhin bei Verbrenner-Fahrzeugen führend. Auf dem chinesischen Automarkt läuft das Geschäft mit den E-Autos für die deutschen Hersteller aber nicht so gut wie das mit den Verbrennern. Dank des frühen Einstiegs der chinesischen Automobilhersteller in die Technologie können diese heute bereits eine deutlich größere Modellpalette an E-Autos anbieten.Des Weiteren haben diese, gerade in China selbst, längst nicht mehr den Ruf schlechter Qualität. So gaben bei einer Umfrage in China zur Meinung zu Automarken nach Herkunftsländern über dei Häölfte der Befragten an, dass sie chinesische Marken als zuverlässig ansahen. Autos europäischer Hersteller wurden nur von etwa 42 Prozent der Befragten als zuverlässig bezeichnet. In Kombination mit häufig geringeren Preisen führt dies zu einer schwierigen Ausgangslage für die deutschen Elektroautos in China. Dies zeigt sich besonders deutlich im Absatz von E-Autos nach Modellen in China. Hier waren 2023 mit Ausnahme von Tesla ausschließlich Modelle chinesischer Marken in den Top 20 vertreten.
Strengere Vorgaben bei schwächelnder Nachfrage in Europa
In Europa sieht sich die deutsche Autoindustrie mit zahlreichen Vorgaben konfrontiert. Neben dem Verbrenner-Verbot in der EU ab 2035 müssen die Hersteller auch Richtwerte zum CO₂-Ausstoß der von ihnen verkauften Fahrzeuge einhalten. Die Volkswagen-Gruppe erreichte diese Werte in den vergangenen Jahren zwar, lag aber immer nur knapp unter den Vorgaben. Der Überblick zu dem durchschnittlichen CO₂-Ausstoß von Pkw nach Marken und Richtwerten in Europa zeigt, dass auch Ford und die Gruppe von Renault, Nissan und Mitsubishi im Jahr 2023 nur knapp die Vorgaben erfüllten. Die Richtwerte werden in den kommenden Jahren weiterhin strenger werden. Die hauptsächlich in Deutschland nach dem Ende des Umweltbonus gefallene Nachfrage nach E-Autos, erschwert auch deutschen Herstellern zunehmend die Erfüllung der Flotten-Grenzwerte. Werden die Grenzwerte nicht eingehalten, müssen die Konzerne erhebliche Strafzahlungen leisten.Zulieferer vor Herausforderungen
Neben den Autoherstellern spielt in der deutschen Automobilindustrie auch die Zulieferbranche eine zentrale Rolle. So stammen einige der größten Automobilzulieferer weltweit aus Deutschland. Wie auch die Hersteller, steht die Branche in Deutschland derzeit vor großen Herausforderungen. So verzeichneten etliche der Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich gefallene Gewinnmargen. Beim EBIT nach Segmenten von Continental schrieb der Automotive-Bereich seit 2019 stets rote Zahlen. Für den gesamten Konzern konnten die Verluste durch Gewinne in der Reifensparte ausgeglichen werden. Aufgrund der gefallenen Gewinnmargen kündigten neben Conti in den vergangenen Jahren mehrere Autohersteller- und Zulieferer in Deutschland den Abbau von Stellen an, um Personalkosten zu sparen.Die deutsche Zulieferbranche war bislang in erster Linie auf die Verbrenner-Technologie fokussiert gewesen. Da in Elektroautos deutlich weniger einzelne Bauteile zum Einsatz kommen, gewinnen Subbranchen, wie die Softwareentwicklung (zum Beispiel für das autonome Fahren) und Batterieherstellung zunehmend an Bedeutung. Schon 2023 war mit CATL ein Batteriehersteller der weltweit zweitgrößte Automobilzulieferer nach Umsatz. In Deutschland investieren die Autohersteller, wie auch die Zulieferer, inzwischen massiv in die Forschung und Entwicklung in den Bereichen der Batterietechnologie für Elektroautos, dem autonomen Fahren und der vernetzten Autos. So kündigte Volkswagen den ersten Serieneinsatz von Feststoffbatterien ab 2026 an und kooperiert im Bereich der Fahrzeugsoftware mit dem US-Hersteller Rivian.