Migration, Zuwanderung und Flucht weltweit
Die Anzahl internationaler Migrant:innen weltweit
Im Jahr 2020 hatten 3,6 Prozent der Weltbevölkerung (hier handelt es sich wieder um Schätzungen der Vereinten Nationen) ihren Wohnort dauerhaft oder für einen längeren Zeitraum in ein Land verlegt, in dem sie nicht geboren waren. Eindeutig lebt also die Mehrheit der Menschen im eigenen Geburtsland – Migration ist auch in der hyperglobalisierten Welt nicht die Norm. Allerdings nehmen die Wanderungsbewegungen insgesamt zu: Nach absoluten Zahlen gab es in den letzten Jahren einen leichten Anstieg der internationalen Migration. Auch der relative Anteil der Migrant:innen an der Weltbevölkerung hat sich vergrößert, allerdings wegen des allgemeinen Bevölkerungswachstums nur sehr moderat.In welchen Weltregionen leben die meisten Migrant:innen?
Migration ist zwar ein globales Phänomen, doch es gibt erhebliche Unterschiede von Region zu Region. Mitte des Jahres 2020 lebten in Europa und Asien jeweils mehr als 85 Millionen internationale Migrant:innen – das entsprach rund 60 Prozent der gesamten Migrationsbevölkerung weltweit. Gemessen an der Bevölkerungszahl der Regionen war der Anteil der Migrant:innen in Ozeanien und Europa am höchsten (21,2 Prozent beziehungsweise elf Prozent). Dagegen ist der Anteil der internationalen Migrant:innen in Asien und Afrika (1,8 Prozent beziehungsweise zwei Prozent) eher gering.Europa und Nordamerika verzeichneten zwischen 1990 und 2020 gemeinsam in absoluten Zahlen ein großes Wachstum der Migrationsbevölkerung. 2020 lebten in Europa und Nordamerika insgesamt 145,4 Millionen Migrant:innen. Die beiden Regionen haben (wie auch Ozeanien) einen positiven Wanderungssaldo: Über die Jahre migrieren mehr Menschen nach Europa und Nordamerika als Menschen auswandern.
Migrationsbewegungen zwischen den Weltregionen
Anders als die Daten zum Wanderungssaldo der Weltregionen suggerieren, überschreitet der Großteil der Migrant:innen die Grenzen der Kontinente allerdings nicht. Wenn Menschen ihr Heimatland verlassen, ziehen sie oft in ein benachbartes Land. Auf Ebene der Weltregionen findet Migration am häufigsten innerhalb des Großraums Nordamerika und Europa statt. Dieses Muster ist auch in Deutschland zu beobachten. Das Ranking der Länder, aus denen zuletzt die meisten Menschen nach Deutschland migrierten, wird von EU-Ländern dominiert.Entsprechen ist die Süd-Nord-Migration, entgegen verbreiteter Vorstellungen, auf einem eher niedrigen Niveau. Dies zeigen auch Daten zu Migrationsbewegungen nach dem Einkommensniveau der Länder weltweit: Migration spielt sich überwiegend zwischen Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen ab. Menschen aus Ländern mit niedrigem Einkommen migrieren eher selten in Länder mit hohem Einkommen.
Migrationsbewegungen zwischen den Ländern: Migrationskorridore und Einwanderungsländer
Der derzeit wichtigste Migrationskorridor weltweit verläuft von Mexiko in die USA: Im Jahr 2020 lebten in den USA knapp 10,9 Millionen Menschen mexikanischer Herkunft. Die Vereinigten Staaten sind bereits seit Jahrzehnten das Hauptzielland für internationale Migrant:innen. Prognosen gehen davon aus, dass sie im Jahr 2060 einen Migrationsanteil von 17 Prozent haben werden. Deutschland, das noch vor Saudi-Arabien das zweitwichtigste Zielland von Migrant:innen ist, verzeichnete einen Anstieg des Migrationsanteils von 7,9 Prozent im Jahr 2011 auf 13,1 Prozent im Jahr 2021.Insgesamt verteilt sich etwa die Hälfte aller Migrant:innen weltweit auf nur zehn Staaten. Neben den USA, Deutschland und Saudi-Arabien sind unter anderem Russland und Großbritannien die wichtigsten Destinationen. Betrachtet man nicht die absoluten Zahlen, sondern den Anteil der Migrant:innen an der Gesamtbevölkerung, treten allerdings ganz andere Länder hervor. Das Land mit der höchsten Migrantenquote sind die Vereinigten Arabischen Emirate. 88 Prozent der Einwohner des arabischen Staates kommen aus dem Ausland. Auch Australien hat eine sehr hohe Migrationsquote. Unter den Geburtsländern der Migrant:innen ragten Indien, Mexiko, China sowie Russland hervor. Beachtet werden sollte auf jeden Fall, dass die Zahlen in allen Fällen eine Kumulierung von Migration (und Vertreibung) über Jahre darstellen.
Demographische Folgen von Migration und die Corona-Pandemie
Die internationalen Migration hat sich in manchen Regionen im Laufe der Zeit auf die Bevölkerungsentwicklung ausgewirkt. Zum Beispiel würde in einigen europäischen Ländern das Bevölkerungswachstum ohne internationale Migrant:innen deutlich niedriger ausfallen. Weil die Zuwanderung im Corona-Jahr 2020 deutlich zurückgegangen war, hat etwa in Deutschland in diesem Jahr kein Bevölkerungswachstum stattgefunden.Flucht und Vertreibung
Genaue Zahlen zu den weltweiten Fluchtbewegungen existieren bislang nicht. Die Statistiken des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) weisen nur die von den Vereinten Nationen erfassten Flüchtlinge aus und bieten lediglich eine Basis für Schätzungen. Für Ende 20233 bezifferte das UNHCR die Gesamtzahl der Menschen auf der Flucht auf etwa 118 Millionen. Das ist der höchste Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dazu gehören unter anderem die rund 31,6 Millionen Menschen, die als Flüchtlinge im engeren Sinne gelten, außerdem etwa 4,4 Millionen staatenlose Menschen, denen eine Staatsangehörigkeit verweigert wurde, 6,9 Millionen Menschen mit einem offenen Asylantrag und die mehr als 63 Millionen vom UNHCR registrierten Binnenvertriebenen.Rund 73 Prozent der vom UNHCR registrierten Menschen auf der Flucht, die im engeren Sinne als Flüchtlinge gelten (weil sie zum Beispiel den Kriterien der Genfer Konvention entsprechen), stammten aus nur fünf Ländern: aus Afghanistan, Syrien, Venezuela, der Ukraine und Südsudan. Aufgrund des Krieges in der Ukraine war Ende 2022 Europa die Weltregion, in der die meisten internationalen Flüchtlinge lebten. Zu den Ländern, die weltweit die meisten internationalen Flüchtlinge aufgenommen hatten, gehörten (Stand Ende 2023) der Iran, die Türkei, Kolumbien, Deutschland und Pakistan.