Philipp Henrich
Research Expert für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
Wahljahr 2024 in Deutschland: Alle Wahlen im Überblick
Im Fokus des Wahljahres 2024 stehen die drei Landtagswahlen in Ostdeutschland: Im Herbst 2024 wählt die Bevölkerung in Sachsen, Thüringen und Brandenburg einen neuen Landtag. Eine Besonderheit ist dabei, dass die amtierenden Ministerpräsidenten der drei Bundesländer unterschiedlichen Parteien angehören. Ob sie auch im Herbst 2024 weiterhin im Amt sein werden, werden die mit Spannung erwarteten Wahlen zeigen. Ein entscheidender Faktor wird die rechtspopulistische AfD spielen, die in allen drei Bundesländern nach den Wahlprognosen stärkste politische Kraft werden könnte. In Thüringen und Sachsen stufte der Verfassungsschutz die AfD-Landesverbände als gesichert rechtsextrem ein und werden intensiv beobachtet.
Neben den ostdeutschen Landtagswahlen findet im Wahljahr 2024 die Europawahl statt. Anfang Juni stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union über ein neues EU-Parlament ab. In Berlin muss zudem in 455 Wahlbezirken die Bundestagswahl 2021 wiederholt werden. Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass die Wahl nach einigen Pannen am Wahltag am 11. Februar 2024 zum Teil wiederholt werden muss.
Die Wahlen im Überblick
Aus diesem Grund wurde bereits im April 2023 die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wiederholt. Im Dezember 2023 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die Bundestagswahl 2021 ebenfalls wiederholt werden muss – jedoch nicht in der ganzen Stadt, sondern in 455 Wahlbezirken, dies entspricht rund 20 Prozent aller Berliner Wahlbezirke. Das Ergebnis der Wahlwiederholung weicht bei einigen Parteiergebnissen von der ursprünglichen Wahl 2021 ab: Während die Grünen ihr Ergebnis nahezu halten konnten, verlor die SPD rund acht Prozentpunkte in den Wahlbezirken. Die CDU konnte hingegen sieben Prozentpunkte hinzugewinnen. Auch die AfD kann als Gewinnerin der Wahlwiederholung gezählt werden. Im Stadtstaat Berlin resultieren aus der Wahlwiederholung ebenfalls veränderte Stimmverhältnisse, während es auf das bundesweite Ergebnisse nahezu keinen Effekt hat.
Die Union aus CDU und CSU können als Siegerin der deutschen Europawahl bezeichnet werden - gemeinsam erreichen die beiden Parteien ein Wahlergebnis von 30 Prozent. Die AfD wurde mit 15,9 Prozent zweitstärkste politische Kraft - die Skandale um ihren Spitzenkandidat Maximilian Krah beeindruckte die Wählerschaft der rechtspopulistischen Partei offenbar kaum. Die SPD sowie die Grünen konnten ebenfalls zweistelligen Ergebnisse einfahren. Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht wird ebenfalls mit sechs Abgeordneten im Europäischen Parlament vertreten sein, bei ihrer ersten demokratischen Wahl erreichte das BSW 6,2 Prozent der Stimmen.
Das zu wählende Europäische Parlament erfüllt unterschiedlichen politische Funktionen: Neben der Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen wählt das Parlament auch den Präsidenten bzw. die Präsidentin der Europäischen Kommission. Dabei wurde die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrem Amt bestätigt.
Weitere Informationen zur Europawahl finden Sie auf unserer Themenseite.
Nach dem Landtagswahlergebnis wurde die rot-rot-grüne Regierung abgewählt. Die Linke verlor im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl horrende Stimmanteile, vor allem an das Bündnis Sahra Wagenknecht. Das BSW wurde mit 15,8 Prozent drittstärkste politische Kraft und wird aller Voraussicht eine zentrale Position in der Koalitionsfindung spielen. Als Wahlgewinnerin kann die AfD um ihren Spitzenkandidat Björn Höcke gezählt werden. Seine Partei gewann die Wahl mit 32,8 Prozent der Stimmen, gegenüber der Wahl 2019 gewann die rechtspopulistische Partei rund 9,4 Prozentpunkt hinzu. Mit 32 Sitzen im thüringischen Parlament ist die AfD stärkste Fraktion und besetzt damit rund ein Drittel des Plenums - mit dieser sogenannten Sperrminorität kann die AfD relevante Beschlüsse, bei denen eine Zwei-Drittel-Mehrheit von Nöten ist, blockieren. Umfragen und Statistiken zur aktuellen politischen Stimmung in Thüringen finden Sie auf unserer Themenseite.
Die Wahlen im Überblick
11. Februar - Wiederholung der Bundestagswahl in Berlin
Der 26. September 2021 wird der Wahlleitung in Berlin in schlechter Erinnerung bleiben. An diesem Tag stimmten die Berliner Bürgerinnen und Bürger neben der Bundestagswahl auch über ein neues Abgeordnetenhaus der Stadt ab. In einigen Wahllokalen herrschten jedoch chaotische Zustände: Wahlzettel waren falsch oder fehlten vollständig, Wahllokale schlossen vorübergehend oder blieben nach 18 Uhr geöffnet.Aus diesem Grund wurde bereits im April 2023 die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wiederholt. Im Dezember 2023 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die Bundestagswahl 2021 ebenfalls wiederholt werden muss – jedoch nicht in der ganzen Stadt, sondern in 455 Wahlbezirken, dies entspricht rund 20 Prozent aller Berliner Wahlbezirke. Das Ergebnis der Wahlwiederholung weicht bei einigen Parteiergebnissen von der ursprünglichen Wahl 2021 ab: Während die Grünen ihr Ergebnis nahezu halten konnten, verlor die SPD rund acht Prozentpunkte in den Wahlbezirken. Die CDU konnte hingegen sieben Prozentpunkte hinzugewinnen. Auch die AfD kann als Gewinnerin der Wahlwiederholung gezählt werden. Im Stadtstaat Berlin resultieren aus der Wahlwiederholung ebenfalls veränderte Stimmverhältnisse, während es auf das bundesweite Ergebnisse nahezu keinen Effekt hat.
06. bis 09. Juni – Europawahlen
Alle fünf Jahre wählen die Wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union das Europäische Parlament. In den vergangenen Jahren stieg die Bedeutung der Wahl in der Bevölkerung spürbar an, die Wahlbeteiligung in Deutschland lag bei der Wahl 2024 bei rund 64,8 Prozent, in der gesamten EU lag die Wahlbeteiligung bei rund 51 Prozent.Die Union aus CDU und CSU können als Siegerin der deutschen Europawahl bezeichnet werden - gemeinsam erreichen die beiden Parteien ein Wahlergebnis von 30 Prozent. Die AfD wurde mit 15,9 Prozent zweitstärkste politische Kraft - die Skandale um ihren Spitzenkandidat Maximilian Krah beeindruckte die Wählerschaft der rechtspopulistischen Partei offenbar kaum. Die SPD sowie die Grünen konnten ebenfalls zweistelligen Ergebnisse einfahren. Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht wird ebenfalls mit sechs Abgeordneten im Europäischen Parlament vertreten sein, bei ihrer ersten demokratischen Wahl erreichte das BSW 6,2 Prozent der Stimmen.
Das zu wählende Europäische Parlament erfüllt unterschiedlichen politische Funktionen: Neben der Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen wählt das Parlament auch den Präsidenten bzw. die Präsidentin der Europäischen Kommission. Dabei wurde die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrem Amt bestätigt.
Weitere Informationen zur Europawahl finden Sie auf unserer Themenseite.
01. September – Landtagswahl in Sachsen
Der Freistaat Sachsen wird seit der Wiedervereinigung von der CDU regiert, von 1990 bis 2004 gar ohne Koalitionspartner. Auch bei den Landtagswahlen 2024 wurde die CDU um Spitzenkandidat Michael Kretschmer mit 31,9 Prozent stärkste politische Kraft, auch wenn der Vorsprung vor der AfD gering ist. Gegenüber der vorherigen Wahl aus dem Jahr 2019 konnte die AfD 3,1 Prozentpunkte hinzugewinnen. Das BSW erzielte 11,8 Prozent und wurde aus dem Stand drittstärkste politische Kraft. SPD, Bündnis 90/ Die Grünen werden ebenfalls im sächsischen Landtag vertreten sein, ebenso Die Linke, die durch zwei gewonnen Direktmandate mit sechs Abgeordneten im Landtag vertreten sein wird. Weitere Informationen zur politischen Stimmung und aktueller Sonntagsfrage zur Landtagswahl in Sachsen finden Sie auf unserer Themenseite.01. September – Landtagswahlen in Thüringen
Neben der Landtagswahl in Sachsen fand auch im benachbarten Thüringen die Landtagswahl am 01. September statt. Der Freistaat wurde bis dato mit Bodo Ramelow vom einzigen Ministerpräsidenten der Linken regiert. Die Linke regierten Thüringen seit der Landtagswahl 2014, seit 2020 sogar in einer Minderheitsregierung mit SPD und Bündnis 90/ Die Grünen.Nach dem Landtagswahlergebnis wurde die rot-rot-grüne Regierung abgewählt. Die Linke verlor im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl horrende Stimmanteile, vor allem an das Bündnis Sahra Wagenknecht. Das BSW wurde mit 15,8 Prozent drittstärkste politische Kraft und wird aller Voraussicht eine zentrale Position in der Koalitionsfindung spielen. Als Wahlgewinnerin kann die AfD um ihren Spitzenkandidat Björn Höcke gezählt werden. Seine Partei gewann die Wahl mit 32,8 Prozent der Stimmen, gegenüber der Wahl 2019 gewann die rechtspopulistische Partei rund 9,4 Prozentpunkt hinzu. Mit 32 Sitzen im thüringischen Parlament ist die AfD stärkste Fraktion und besetzt damit rund ein Drittel des Plenums - mit dieser sogenannten Sperrminorität kann die AfD relevante Beschlüsse, bei denen eine Zwei-Drittel-Mehrheit von Nöten ist, blockieren. Umfragen und Statistiken zur aktuellen politischen Stimmung in Thüringen finden Sie auf unserer Themenseite.
22. September – Landtagswahlen in Brandenburg
Mit Brandenburg wählt ein weiterer Flächenstaat in Ostdeutschland einen neuen Landtag. Das Bundesland wird seit der Wiedervereinigung von der SPD regiert, seit dem Jahr 2019 durch eine Koalition aus SPD, CDU und den Grünen. Mit Dietmar Woidke wird Brandenburg von einem der dienstältesten Ministerpräsidenten Deutschlands regiert – seit 2013 ist Woidke im höchsten politischen Amt Brandenburgs. Bei der Landtagswahl 2019 erreichte die SPD noch 26,2 Prozent der Wählerstimmen, zweitstärkste Kraft wurde die AfD mit 23,5 Prozent. In der jüngsten Sonntagsfrage zur brandenburgischen Landtagswahl liegt die AfD mit großem Vorsprung vor SPD und CDU. Weitere Informationen zur Landtagswahl in Brandenburg finden Sie auf unserer Themenseite.Ausblick – Wahlen 2025
Das deutsche Wahljahr 2025 steht im Zeichen der Wahl des Deutschen Bundestags, die aller Voraussicht im Herbst 2025 stattfinden wird. Die Ampel-Koalition muss das politische Jahr 2024 nutzen, um in der Gunst der Bevölkerung zu steigen und die Chancen auf eine weitere Legislatur zu wahren. Zudem stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Hamburg über eine neue Bürgerschaft ab, die Wahl findet voraussichtlich im Winter/Frühjahr 2025 statt.
