Für schwerbehinderte Menschen gestaltet sich die Teilhabe am Arbeitsmarkt schwieriger als für Menschen ohne Behinderung. Ein Indikator dafür ist die höhere Arbeitslosenquote von Schwerbehinderten. Sie lag im Jahr 2022 nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bei rund elf Prozent. Bei Menschen ohne Behinderung lag die Quote dagegen bei 6,4 Prozent. Allerdings ist die Arbeitslosenquote Schwerbehinderter im gezeigten Zehnjahreszeitraum stärker zurückgegangen (-3,2 Prozentpunkte) als die Quote von Menschen ohne Behinderung (-2,4 Prozent).
Trotz dieser positiven Entwicklung werden Menschen mit Behinderung nach Einschätzung der Sozialorganisation Aktion Mensch auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiterhin strukturell diskriminiert. Konjunkturelle Schwankungen und vor allem die unzureichende Einstellungsbereitschaft von Unternehmen stünden einer wirklichen Verbesserung der Inklusionslage entgegen. Nach wie vor beschäftige mehr als ein Viertel der dazu verpflichteten Betriebe in Deutschland keine Menschen mit Behinderung. Es gibt allerdings auch viele Inklusionsinitiativen in Deutschland. Hierzu zählt unter anderem das Projekt Rolemodel, welches das Potential von Führungskräften mit Behinderung als Vorbilder für betriebliche Inklusion erforscht.
Nicht alle Menschen mit einer Behinderung kommen für ein Arbeitsverhältnis infrage. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Beschäftigung zu weiteren Beeinträchtigungen führen würde. Nach dem Konzept der sozialen Inklusion sollten Menschen mit Beeinträchtigungen aber einer Erwerbsarbeit nachgehen können, wenn diese ihren Möglichkeiten entspricht. Daten aus dem Bereich der Arbeit geben allerdings Hinweise darauf, dass für Menschen mit Beeinträchtigungen deutliche Nachteile auf dem Arbeitsmarkt bestehen. So ist die Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Beeinträchtigungen deutlich geringer als bei Menschen ohne Beeinträchtigungen. Menschen mit Behinderungen leben zudem seltener von einem eigenen Einkommen als Menschen ohne Behinderungen. Auch ist im Durchschnitt ihre materielle Lebenssituation schlechter.
Anmerkung zur Methodik: Eine offizielle Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen existiert nicht. Für eine jährliche Darstellung werden jedoch Arbeitslosenquoten schwerbehinderter Menschen auf Basis eingeschränkter Bezugsgrößen ermittelt. Dabei werden alle Arbeitslose auf folgende Teilkomponenten der Bezugsgröße zur Berechnung der Arbeitslosenquote auf Basis der abhängigen zivilen Erwerbspersonen bezogen: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Beamte und Arbeitslose. Damit werden die Arbeitslosenquoten schwerbehinderter Menschen und die personengruppenübergreifenden Referenzquoten analog berechnet.
Wie niedrig der Lohn ist, den Menschen erhalten, die in Behindertenwerkstätten arbeiten, zeigt der dritte Teil unserer Serie zum Thema Inklusion.