Kinderarmut: Einkommensarmutsgefährdung und SGB II-Bezug in Deutschland im Jahr 2018

Laut einer im Juli 2020 von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Studie lebten im Jahr 2018 in Deutschland etwa 78,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in einer gesicherter Einkommenssituation. Auf der anderen Seite waren rund 21,3 Prozent der Kinder unter 18 armutsgefährdet und/ oder erhielten Leistungen nach dem SGB II.

Bedarfsgemeinschaften im Sinne des SGB II

Bedarfsgemeinschaft ist ein Begriff aus dem deutschen Recht der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II. Eine Bedarfsgemeinschaft besteht in diesem Sinne aus einer oder mehreren Personen, die zusammen leben und wirtschaften. Mindestens eine dieser Personen muss als erwerbsfähig sowie leistungsberechtigt nach dem SGB II gelten. Mitglieder von Bedarfsgemeinschaften (hierzu gehören die Leistungsberechtigten nach dem SGB II und die nicht Leistungsberechtigten) werden umgangssprachlich oft als Hartz-IV-EmpfängerInnen bezeichnet. Auch Kinder unter 25 Jahren zählen zu Bedarfsgemeinschaften, wenn sie nicht verheiratet und erwerbsfähig sind, ihren Lebensunterhalt jedoch nicht durch eigenes Einkommen (z.B. auch Kindergeld, Unterhaltszahlungen) bestreiten können. Siehe auch die Zeitreihe zu den Personen in Bedarfsgemeinschaften.

Kinderarmut in Deutschland

Wem laut Weltbank weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen, gilt als extrem oder absolut arm. Wer ein Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens bezieht, gilt in Deutschland als von relativer Armut betroffen. Wie in den meisten Industrienationen gibt es auch in Deutschland wenige Kinder, die nach absoluter Armutsdefinition von Armut betroffen sind. Laut Weltbank lag der Anteil der Personen unterhalb der absoluten Armutsgrenze im Raum Europa und Zentralasien im Jahr 2018 bei 1,2 Prozent. In Deutschland waren im Jahr 2019 insgesamt 20,5 Prozent der Kinder von relativer Armut betroffen. Dies liegt unter anderem daran, dass der Hartz IV-Regelsatz häufig nicht ausreichend ist, um Kindern eine soziale Teilhabe zu ermöglichen. Beispielsweise fehlen mehr als einem Viertel aller Kinder, die von Hartz IV leben, die finanziellen Mittel, um Freunde nach Hause einzuladen. Deutschlandweit lebten 2020 13 Prozent aller Kinder in Bedarfsgemeinschaften mit SGB-II-Bezug.