Die Prognosen der Wirtschaftsinstitute und Institutionen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft zeichnen ein pessimistischen Bild und reichen derzeit von -0,4 Prozent bis -0,6 Prozent. Die jüngste Prognose wurde gestern vom Internationalen Währungsfonds (IWF) veröffentlicht. Der IWF schätzt derzeit, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt ein negatives Wachstum von -0,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 aufweisen wird. Damit beurteilt der IWF die wirtschaftliche Lage Deutschlands schlechter als in seiner vorangegangen Prognose vom Juli 2023. Zudem ist Deutschland laut IWF der einzige Staat aus der Reihe der stärksten Volkswirtschaften der Welt, dem ein negatives Wachstum prognostiziert wird.
Kurz vor dem IWF haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands ihre Gemeinschaftsdiagnose veröffentlicht. Derzufolge wird das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 um 0,6 % sinken. Damit revidieren die Institute ihre Prognose vom Frühjahr 2023 um 0,9 Prozentpunkte nach unten. Der wichtigste Grund dafür sei, dass sich die Industrie und der Konsum langsamer erholten als im Frühjahr prognostiziert worden sei.
Das drittjüngste Gutachten stammt vom Handelsblatt Research Institute (HRI). Das HRI hat seine Konjunkturerwartungen für Deutschland im Vergleich zur letzten Prognose vom Juni 2023 ebenfalls nochmals leicht nach unten revidiert. Für das laufende Jahr rechnen die HRI-Experten mit einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 0,5 Prozent. „Die deutsche Volkswirtschaft steckt in der vielleicht schwierigsten Phase der Nachkriegsgeschichte“, sagt HRI-Präsident Bert Rürup. Die von Pandemie und Ukrainekrieg ausgelösten Konjunkturschocks würden von strukturellen Problemen verstärkt. Deshalb habe Deutschland als einzig große Volkswirtschaft das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht. „Perspektivisch wird sich Deutschland an geringe Wachstumsraten gewöhnen müssen“, erwartet Rürup.