Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant, die ePatientenakte (ePA) bis Ende 2024 für alle Versicherten standardmäßig einzuführen. Wer die ePA nicht nutzen möchte, müsse per Opt-out widersprechen. Datenschutzbedenken wurden am gestrigen Mittwoch vom Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Dr. Ulrich Kelber vorerst zerstreut. "Wir sind große Fans der Digitalisierung im Gesundheitswesen", so Kelber laut dpa-Angaben. "Es gibt keinen grundsätzlichen Ausschluss einer Opt-out-Regelung aus datenschutzrechtlichen Aspekten." Dennoch sei gerade bei sensiblen Gesundheitsdaten der Einsatz bestmöglicher Datenschutz- und IT-Sicherheitsmaßnahmen notwendig. Wie unsere Grafik zeigt, dürfte die Digitalisierung im Gesundheitswesen allerdings weniger am Schutz von Patient:innendaten scheitern.
Nur sechs Prozent der von BITKOM Research befragten 535 Ärzt:innen in Deutschland nutzen die elektronische Patient:innen-Akte (ePA), die Patient:innen und Ärzt:innen gleichermaßen Zugriff auf Medikationspläne, Befunde und andere Dokumente bietet. Wichtigste Grund für die ePA-Zurückhaltung sind fehlende technische Voraussetzungen, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Auch hinsichtlich des eRezepts besteht hierzulande Nachholbedarf. Rund 13 Prozent der Befragten stellen keine Rezepte aus und weitere sieben Prozent machen keine Angaben zum Thema. Insgesamt nutzen allerdings auch hier drei Viertel der befragten Ärzt:innen noch klassische Rezepte auf Papier.
Die ePA kann von Kassenpatient:innen seit dem 1. Januar 2021 beantragt werden, bis zum vierten Quartal 2021 sollten planmäßig alle vertragsärztlich tätigen Leistungserbringer:innen die für die Befüllung der ePA nötige IT-Infrastruktur geschaffen haben. Berichten von Zeitungen der Funke Mediengruppe zufolge nutzen bislang nur rund 570.000 der insgesamt 74 Millionen Pflichtversicherten die ePA. Der Großteil der ePA-Nutzer:innen findet sich bei der Techniker Krankenkasse mit 350.000 von knapp 11 Millionen Versicherten, gefolgt von der Barmer mit 50.000 von 8,7 Millionen Versicherten und der gesamten AOK, bei der 40.000 der 27 Millionen Versichteren die ePA nutzen.