CDU-Chef Friedrich Merz ist bei der heutigen Wahl zum Bundeskanzler erst im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt worden. Hier erhielt er 325 von 618 abgegebenen Stimmen, notwendig waren 316 Stimmen des insgesamt 630 Bundestagsabgeordnete umfassenden Bundestags. Gegen Merz stimmten 289 Abgeordnete. Im ersten Wahlgang war Merz zuvor historisch gescheitert. Er erhielt nur 310 Stimmen – nötig wären 316 gewesen. Gegen Merz stimmten 307 Abgeordnete, bei drei Enthaltungen und einer ungültigen Stimme. Die geplante Regierungskoalition aus Union und SPD kommt zusammen auf 328 Sitze im 21. Bundestag. Friedrich Merz hätte also rechnerisch mit einem Überschuss von 12 Stimmen bereits im ersten Wahlgang sicher zum Bundeskanzler gewählt werden können.
In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurden alle bisherigen neun ehemaligen Bundeskanzler im ersten Wahlgang im Bundestag zum Kanzler gewählt. Keiner benötigte einen zweiten oder noch mehr Wahlgänge. Allerdings erreichten auch nicht alle Kandidaten eine komfortable Mehrheit. Besonders knapp zum Kanzler gewählt wurden etwa Konrad Adenauer 1949 (0 Stimmen Differenz zur notwendigen Mehrheit), Helmut Schmidt 1976 (+1 Stimme über der notwendigen Mehrheit), Helmut Kohl 1994 (+ 1 Stimme über der notwendigen Mehrheit) und Gerhard Schröder 2002 (+ 3 Stimmen über der notwendigen Mehrheit).
Drei Politiker waren nur eine Amtszeit lang Kanzler: Ludwig Erhard (1963-1966, CDU), Kurt Georg Kiesinger (1966-1969, CDU) und Olaf Scholz (2021-2025, SPD). Alle übrigen haben mehrere Amtszeiten absolviert - Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel liegen mit jeweils vier Amtszeiten an der Spitze.