Am 27. April ist Girls Day und Boys Day in Deutschland. An diesem "Zukunftstag" bekommen Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Berufe kennenzulernen, die traditionell eher vom anderen Geschlecht gewählt werden. Mädchen sollen vorzugsweise einen Eindruck von MINT-Berufen gewinnen, also Tätigkeiten aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Jungen können zum Beispiel in Pflege- oder Erziehungsberufe reinschnuppern, in denen nach wie vor ein hoher Frauenanteil besteht.
Wie die Statista-Grafik zeigt, gab es auch im Jahr 2022 noch viele Berufe, in denen fast ausschließlich Frauen oder fast nur Männer arbeiten. Ein besonders hoher Frauenanteil (83,9 Prozent) besteht nach wie vor in Erziehungs- und sozialen Berufen, Hauswirtschaft und Theologie, wie Daten der Bundesagentur für Arbeit mit dem Stand 30. Juni 2022 zeigen. Auch in Gesundheitsberufen (medizinisch und nicht medizinisch) arbeiten vorwiegend Frauen, ebenso wie in Körperpflege, Wellness und Medizintechnik. Fast ausschließlich Männer findet man dagegen nach wie vor auf dem Bau (1,8 Prozent Frauen, 98,2 Prozent Männer). Auch Berufe in der Gebäude- und Versorgungstechnik, der Fahrzeugführung sowie der Metallerzeugung werden fast ausschließlich von Männern ausgeübt.
Für Mädchen und Frauen stellt dies einen Nachteil dar, da weiblich konnotierte Berufe oftmals schlechter bezahlt sind als Berufe im Bereich MINT, in denen ein hoher Männeranteil vorliegt. Sie sollen mit dem Girls Day ermutigt werden, einen technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf zu erlernen.
Viel bewegt hat der im Jahr 2001 erstmals eingeführte Girls Day jedoch nicht. Kritiker:innen fordern schon länger, "Frauenberufe" lieber durch höhere Gehälter aufzuwerten und Carearbeit fair zu verteilen, um so dem Gender Pay Gap entgegenzuwirken.