Die CDU wird kontinuierlich kleiner, da mehr Mitglieder austreten oder versterben als eintreten. Wie gravierend das Problem ist, wird dann deutlich, wenn man die Entwicklung bei den Grünen daneben stellt: Bei letzteren wächst die Zahl der Mitglieder nahezu Jahr für Jahr. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten der FU Berlin. Seit 2009 hat die die Zahl der Austritte und Todesfälle nur in den Jahren 2014 und 2015 die der Eintritte überstiegen. Seit 2016 gibt es bei den Eintritten eine deutlich steigende Tendenz. Im Jahr 2019 lag die Zahl der neuen Mitglieder bei den Grünen sogar um 10.400 höher als bei der CDU. Absolut hat die CDU jedoch noch über vier Mal so viele Mitglieder wie die Grünen, wie diese Statista-Grafik zeigt. 1990 hatte die CDU allerdings noch rund 19-mal mehr Mitglieder als die Grünen.
Der Parteienforscher und Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer sieht als einen Grund für den Mitgliederverlust vieler Parteien die Erosion der sozialen Milieus. Unter sozialen Milieus werden in der Wissenschaft gesellschaftliche Gruppen mit ähnlichen Wertehaltungen, Prinzipien der Lebensgestaltung und damit auch Parteizugehörigkeiten verstanden. Die Union hat ihre Basis im christlich-konservativen Milieu. Dieses Milieu schrumpft, denn immer weniger Deutsche sind Mitglied einer Kirche. Die Grünen hingegen finden Anhänger vor allem unter gut gebildeten und besser verdienenden Menschen, vorwiegend im städtischen Bereich. Sie sind dabei in Westdeutschland deutlich beliebter als im Osten. Aufwind hat die Partei in den vergangenen Jahren insbesondere durch die wachsende Bedrohung der Natur durch den Klimawandel erhalten. Dessen Bekämpfung ist gewissermaßen ihr Markenkern, was den Grünen auch viel Zulauf unter jüngeren Wählern beschert.