Das deutsche Rentensystem ist aufgrund des demografischen Wandels unter Druck. Wie die Infografik von Statista auf Basis von Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigt, gibt es seit Jahrzehnten eine Differenz zwischen eingenommenen Rentenbeiträgen und den Rentenausgaben. 1992 lag der Anteil der Rentenausgaben, der durch Beiträge gedeckt ist, in etwa zwischen 74 und 81 Prozent. Die Differenz wird mit Bundeszuschüssen – also mit Steuern – gefüllt. Die Steuerfinanzierung ist dabei ein traditioneller und systemischer Bestandteil der Rentenversicherung und wurde bereits bei der Umstellung auf die Umlagefinanzierung im Jahr 1957 eingeführt. Bei der Höhe einigten sich beteiligten Politiker auf einen Richtwert von 30 Prozent der Ausgaben. Die "Lücke" bei der Finanzierung stellt somit keine Fehlkonstruktion dar, sondern zeigt lediglich die Entwicklung der Größenordnung der Differenz zwischen Beitrags- und Gesamtfinanzierung.
Für diese Differenz werden der Rentenversicherung wie erwähnt Steuermittel in Form von Bundeszuschüssen und weiteren Bundesmitteln überwiesen. 2024 waren dies für Rentenversicherung und Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung insgesamt rund 127 Milliarden Euro, wie die Plattform Bundeshaushalt digital des Bundesministeriums der Finanzen zeigt. Dies entspricht rund 70 Prozent des gesamten Etats des Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Jahr 2024.
Der absolute Betrag der Steuerzuschüsse an die Rentenversicherung ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen – von 13,4 Milliarden Euro im Jahr 1991 auf 37,3 Milliarden Euro im Jahr 2024. Dieser Anstieg lässt sich nicht allein durch Inflation erklären. Vielmehr spielen vor allem der demografische Wandel mit immer mehr Rentenbeziehenden, die längere Lebenszeit und das langsamere Wachstum der Zahl der Beitragszahlenden eine Rolle. Hinzu kommen automatische Rentenanpassungen an Löhne und Preise, sodass der absolute Finanzierungsbedarf trotz weitgehend konstantem prozentualen Anteil der Steuerzuschüsse kontinuierlich steigt.
Eine längere Arbeitszeit über das Regelaltersalter hinaus könnte die Finanzierungslücke der gesetzlichen Rentenversicherung zumindest verringern. In Europa arbeiten im Schnitt etwa ein Fünftel der Rentner unter 70 Jahren in den ersten sechs Monaten nach Rentenbeginn weiter. In Deutschland liegt dieser Anteil mit 14,3 Prozent unter dem Durchschnitt.



















