Textil- und Bekleidungseinzelhandel: Daten & Fakten
Struktur des deutschen Textil- und Bekleidungseinzelhandels
Um dieses Marktvolumen ringen klassische Fachhändler und Ketten, der Versandhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie gänzlich branchenfremde Anbieter wie der Lebensmitteleinzelhandel. Die Otto Group aus Hamburg ist aktuell der größte Bekleidungseinzelhändler Deutschlands. Nach dem Versandhaus folgen die Bekleidungskette H&M sowie der Online-Versandhändler Zalando auf den Plätzen zwei und drei. Der Facheinzelhandel mit Bekleidung steigerte im Jahr 2023 laut Umsatzsteuerstatistik in Deutschland seinen Nettoumsatz auf rund 33,7 Milliarden Euro. Die Anzahl der Unternehmen in dieser Einzelhandelsbranche schrumpft hingegen von Jahr zu Jahr, zuletzt auf nur noch rund 12.450 Betriebe im Jahr 2023. Im Mix der Vertriebskanäle behauptet sich der Fachhandel (inkl. Ketten, die überwiegend Bekleidung verkaufen) bisher wacker mit einem Marktanteil von knapp 45 Prozent. Der Grund hierfür ist allerdings vor allem in der schwindenden Bedeutung von Kauf- und Warenhäusern zu suchen. Ihr Anteil am Textil- und Bekleidungsumsatz sank von fast zwölf Prozent im Jahr 2007 auf rund fünf Prozent im Jahr 2023. Der vor allem auf preisbewusste Konsument:innen zugeschnittene Textilbereich des Lebensmitteleinzelhandels konnte zudem klar in der Corona-Phase profitieren.Veränderungen im Einzelhandel durch Vertikalisierung und E-Commerce
Vertikalisierung ist ein Trend, der die Branche umtreibt und den klassischen, intermediären Fachhandel bedroht. Internationale Ketten wie H&M oder Zara, die die komplette Wertschöpfungskette einschließlich der Fertigung kontrollieren, geben den Takt im Bekleidungseinzelhandel vor. Denn die Flagship-Stores dienen einerseits als Marketinginstrument, in denen die eigene Marke in einem hermetischen Umfeld inszeniert wird. Andererseits liefert die direkte Tuchfühlung mit den Verbraucher:innen wertvolles Feedback. Mit diesem Input lässt sich innerhalb weniger Wochen auf geänderte Vorlieben der Kund:innen reagieren.Eine weitere starke Verschiebung der Marktgleichgewichte zeichnet sich in der steigenden Bedeutung des Versand- und Onlinehandels ab. Dieser erreichte im Corona-Jahr 2021 einen Rekordwert von rund einem Drittel der gesamten in Deutschland erzielten Umsätze mit Textilien und Bekleidung. Im Jahr 2023 fiel er leicht aber immerhin auf einen Umsatzanteil von 28 Prozent und damit weit höher als vor der Pandemie zurück. Der E-Commerce ist der Treiber dieser Entwicklung. Davon konnten bis jetzt in erster Linie die vertikalen Anbieter, die ihr Angebot einfach auf das Internet ausweiteten, sowie große Onlineanbieter wie Zalando profitieren.
Um sich des Zangenangriffs durch vertikale Anbieter von der einen und Internetversender von der anderen Seite zur Wehr zu setzen, ist von stationären Fachhändlern Kreativität gefragt. Das Stichwort Omnichannelhandel, d. h. die Umsetzung einer plattformübergreifenden Strategie bezüglich aller Vertriebskanäle, fällt oft in diesem Zusammenhang und wird im deutschen Einzelhandel mehr und mehr ein Thema.