Europas Wirtschaft ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf einem moderaten Erholungskurs. Aus dem Kreis der führenden Industrienationen wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Spaniens der IWF-Prognose zufolge 2024 und 2025 am stärksten wachsen. Deutschland bleibt in diesem Ländervergleich Schlusslicht, darf laut IWF aber immerhin mit 0,8 Prozent Wachstum im kommenden Jahr rechnen.
Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Erholung Europas nach Einschätzung der IWF- Experten hinter ihrem vollen Potenzial zurück. Die Unsicherheit über die anhaltende Kerninflation, die politische Ausrichtung und geopolitische Konflikte würden die kurzfristigen Aussichten trüben. Längerfristig bremse das anhaltend schwache Produktivitätswachstum angesichts neuer Gegenwinde durch Fragmentierung und Klimawandel das Wachstumspotenzial.
Um sich in einem unsicheren Umfeld zurechtzufinden, seien laut IWF stabile makroökonomische Maßnahmen erforderlich. Dies erfordert den Übergang zu einem neutralen geldpolitischen Kurs und den Abbau von Haushaltsdefiziten, ohne die Erholung zu gefährden. Die politischen Entscheidungsträger müssen auch Hindernisse für ein höheres Potenzialwachstum beseitigen. Ein größerer und stärker integrierter Binnenmarkt für Waren, Dienstleistungen und Kapital wird Anreize für Investitionen und Innovationen schaffen und Größenvorteile schaffen.
Der IWF erwartet, dass der Ukrainekrieg bis ins Jahr 2025 andauern und die wirtschaftlichen Aussichten des Landes auch weiterhin entscheidend prägen wird. Dies würde unter anderem Risiken für die Logistik- und Energieinfrastruktur sowie Belastungen auf dem Arbeitsmarkt nach sich ziehen. Trotzdem rechnet der IWF mit einem moderaten Wachstum von 2,5 Prozent im kommenden Jahr. Zum Vorkriegsniveau des Jahres 2021 mit einem BIP von insgesamt 200 Milliarden US-Dollar wird die Ukraine laut IWF allerdings frühestens im Jahr 2026 aufschließen können. Die Prognose ist jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. Für Russland geht der IWF von einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr aus. Grund seien ein Rückgang des privaten Konsums und der Investitionen im öffentlichen und privaten Sektor.