Gleichstellung von Frauen und Mädchen in Deutschland
In welchen Bereichen findet die Ungleichbehandlung statt?
Und obwohl nicht wenige Männer ebenfalls unter den veralteten Rollenbildern und den Erwartungen der Gesellschaft leiden, genießen Männer nach wie vor mehr Vorteile und Frauen und Mädchen haben in fast allen Lebensbereichen das Nachsehen. Obgleich einer Verbesserung der Lage in einigen Bereichen, sind die größten Probleme der Frauen hinsichtlich der Gleichberechtigung die geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung sowie die sexuelle Belästigung und Gewalt ihnen gegenüber.Die ungleiche Verteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung stellt ein weiteres Hindernis dar, weshalb es an der Realisierung der Gleichstellung noch scheitert: Im bundesweiten Durchschnitt lag der Anteil der erwerbstätigen Väter mit Kindern unter 3 Jahren zuletzt bei rund 89 Prozent, während es bei den Müttern nur 36 Prozent waren. Und auch trotz Berufstätigkeit übernehmen in Deutschland in erster Linie die Frauen die unbezahlte Arbeit bei der Kinderbetreuung (Gender Care Gap): Haushalt, Versorgung und Kinderbetreuung sind Aufgaben, die immer noch hauptsächlich in das Aufgabengebiet der Frauen fallen, während sich die Männer um die Finanzen und Handwerkliches kümmern. Die Hälfte der Frauen ist der Meinung, dass die Aufteilung bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung nicht gerecht erfolgt. Diese Schieflage wurde durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt.
Wie äußern sich diese Ungleichbehandlungen in der Arbeitswelt?
Im beruflichen Umfeld sind die größten Defizite erkennbar - nur eine Minderheit der Frauen sehen dort die Gleichberechtigung verwirklicht. Dabei spielen die Arbeitgeber eine zentrale Rolle: Probleme, die der Gleichstellung im Weg stehen, sind laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos insbesondere das geschlechtsspezifische Lohngefälle (Gender Pay Gap) sowie die fehlende Unterstützung für Frauen in Bezug auf die Vereinbarung von Arbeit und Familie. Im Jahr 2022 betrug der unbereinigte Gender Pay Gap 18 Prozent. Der Gender Pay Gap ergibt sich aus der Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes der Männer und Frauen im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer. Der unbereinigte Gender Pay Gap berücksichtigt lohndeterminierende Faktoren wie die Qualifikation, das Berufsfeld oder die Beschäftigungsart nicht. Dabei wird demnach der Teil des Lohngefälles erfasst, der durch strukturelle Unterschiede und Benachteiligung entsteht.Sexuelle Belästigung: Gewalt im Alltag von Frauen
Sexuelle Belästigung ist eine häufige Form der Gewalt gegen Frauen und reicht von Anstarren, anzüglichen Bemerkungen oder Belästigungen per Telefon oder im Internet über unerwünschte Berührungen und sexuelle Bedrängnis bis hin zu sexualisierten körperlichen Übergriffen. Neun von zehn Frauen haben sich schon mindestens einmal sexuell belästigt gefühlt: Dabei fand die Belästigung vor allem in der Öffentlichkeit oder in Bildungseinrichtungen statt und äußerte sich am häufigsten durch verbale Belästigung und unerwünschte körperliche Berührungen.Je nach Form, Kontext und Ausmaß können sexuelle Belästigungen strafbare Handlungen sein, zum Beispiel Beleidigung, sexuelle Nötigung oder Nachstellung. Seit einer Verschärfung des Sexualstrafrechts im Jahr 2016 ist die Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung deutlich gestiegen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 126.470 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung polizeilich erfasst. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, da viele Opfer die Straftat nicht zur Anzeige bringen.
Aber auch in vermeintlichen „safe spaces“ wie in der Familie oder Partnerschaften kann sexuelle Belästigung und Gewalt vorkommen: Gewalt in der Beziehung kann viele Formen annehmen und dient häufig zur Kontrolle und Machtdemonstration. Dazu zählen körperliche Handlungen genauso wie sexuelle und psychische Gewalt. Die Anzahl der weiblichen Opfer, die Gewalt in der Partnerschaft erlebt haben, ist in den letzten Jahren gestiegen und erreichte zuletzt einen neuen Höchstwert. Dabei ist die häufigste Straftat vorsätzliche einfache Körperverletzung, gefolgt von Bedrohung, Stalking und Nötigung.
Die Aktionstage „Internationaler Frauentag“ und „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ sollen die Sichtbarkeit der Missstände in Deutschland erhöhen. Der internationale Frauentag findet jährlich am 8. März statt und wird auch als Weltfrauentag oder Frauenkampftag bezeichnet. Innerhalb Deutschlands haben bisher nur die Bundesländer Berlin und Mecklenburg-Vorpommern diesen als gesetzlichen Feiertag anerkannt. Bereits seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Tag weltweit auf Frauenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht. Hinsichtlich der Bedeutung finden Frauen diesen Tag wichtiger als die Männer.