Gewalt gegen Frauen in Deutschland und weltweit
Obwohl immer mehr Länder Rechtsnormen gegen Gewalt gegen Frauen erlassen, waren weltweit etwa 307 Millionen Frauen nicht durch das Gesetz gegen häusliche Gewalt geschützt (Stand: 2017). Insbesondere im Nahen Osten und in Nordafrika existieren in den meisten Ländern keine Rechtsnormen, die Frauen vor unterschiedlicher Gewalt schützen. Im Hinblick auf das Gesundheitswesen, Diskriminierung, kulturelle Traditionen, sexuelle Gewalt und Menschenhandel befindet sich Indien im Ranking der gefährlichsten Länder für Frauen auf dem ersten Rang, gefolgt von Afghanistan (Stand: 2018). Doch auch in Deutschland ist „Femizid“ kein Straftatbestand und sogenannte Trennungstötungen werden meist als Totschlag anstelle von Mord geahndet. Somit wird suggeriert, dass die Tötung einer Frau durch ihren Ex-Partner kein niedriger Beweggrund sei.Jede dritte Frau hat hierzulande bereits physische oder sexualisierte häusliche Gewalt erfahren. Bei einer im Rahmen des Weltfrauentages 2018 durchgeführten Umfrage schätzten weibliche Befragte, dass etwa 30 Prozent der Frauen zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch einen aktuellen oder ehemaligen Partner oder Ehepartner waren. Mehr als 115.000 weibliche Opfer von Partnerschaftsgewalt sind in der polizeilichen Kriminalstatistik 2021 erfasst. Damit ist die Mehrheit der Opfer von Partnerschaftsgewalt mit rund 80 Prozent weiblich. Im Jahr 2021 wurden nahezu 65.000 Frauen Opfer von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung. Bei den Statistiken des BKA werden jedoch lediglich die polizeilich registrierten, also die bekannten Fälle von Partnerschaftsgewalt, berücksichtigt. Es wird von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen, da zahlreiche Frauen schweigen und sich weder an eine Beratungsstelle noch an die Polizei wenden.
Hilfe durch Frauenhäuser
Hilfe finden Betroffene in Frauenhäusern, Beratungsstellen oder über Hilfetelefone, die für viele Frauen oft die erste Anlaufstelle sind. Frauenhäuser sind soziale Einrichtungen, die gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern eine geschützte Unterkunft bieten. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 350 Frauenhäuser und 40 Frauenschutzwohnungen. Die Anzahl der Frauenhausplätze unterscheidet sich stark zwischen den Bundesländern. Die Chance auf Zuflucht ist also nicht überall gleich und häufig stehen zu wenig Betten zur Verfügung. Laut des Familienministeriums gibt es das größte Angebot in den Ballungszentren und Stadtstaaten. Laut Schätzungen der Diakonie suchen hierzulande jedes Jahr etwa 17.000 Frauen mit Gewalterfahrungen Schutz in Frauenhäusern. Betrachtet man zusätzlich die Anzahl ihrer Kinder, wird von rund 34.000 unterzubringenden Personen ausgegangen. Laut des Europarats sollte es hierzulande 21.400 Plätze in solchen Einrichtungen geben. Im Jahr 2019 standen in Deutschland jedoch nur etwa 6.800 Plätze in Frauenhäusern für von Gewalt betroffenen Frauen zur Verfügung. Die sozialen Einrichtungen werden aus verschiedenen Töpfen finanziert, oft aus Haushaltsmitteln des Landes oder der Kommunen. Die deutsche Bundesregierung plante für das Jahr 2020 Ausgabenin Höhe von rund 30 Millionen Euro zum Ausbau der Frauenhäuser und der ambulanten Hilfs- und Betreuungseinrichtungen.Obgleich viele Datenerhebungen die Fallzahlen von Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und anderen Formen von sexualisierter Gewalt festhalten und so zum Beispiel ein Ranking der "gefährlichsten" Länder für Frauen aufstellen können, dürfen diese nicht ohne Kontext gelesen werden. So steht beispielweise Schweden an zweiter Stelle der europäischen Länder mit den meisten Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner, doch hängt die Zahl der registrierten Vergewaltigungen auch immer mit den politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen des jeweiligen Landes zusammen. So mag es sein, dass in Schweden generell mehr Möglichkeiten bestehen, oder Anreize gesetzt werden, um sexualisierte Gewalt anzuzeigen. Andererseits können in einem Land mit einer deutlich geringeren registrierten Fallzahl beispielsweise kulturell bedingte Unterschiede einen Einfluss gehabt haben, denn die Anzeigebereitschaft korreliert mit sozialen Werten und Normen. Je geringer die gesellschaftliche Akzeptanz von sexualisierter Gewalt ist, desto eher sind betroffene Menschen bereit, ihre Erfahrungen zu melden. Dementsprechend ist auch das sogenannte Hellfeld umso größer.