Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Der Weg zu einer geschlechtergerechten Arbeitswelt
Höhere Erwerbstätigkeit von Frauen gilt als eine der wichtigsten Ressourcen im Kampf gegen den Fachkräftemangel. In den letzten 25 Jahren ist die Erwerbstätigenquote von Frauen von knapp 60 Prozent auf über 77 Prozent im Jahr 2023 angestiegen. Dennoch liegt die Erwerbstätigenquote weiterhin deutlich unter und die Teilzeitquote deutlich über der der Männer. Fast die Hälfte der Frauen in Deutschland arbeitet in Teilzeit, während es bei den Männern nur rund 13 Prozent sind. Dies liegt in erster Linie an veralteten Rollenbildern, die häufig zu einer ungleichen Verteilung von Haus- und Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern führen.
Frauen stellen insgesamt rund 46 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. In einigen Branchen und Berufen sind die Geschlechterverhältnisse allerdings sehr unausgeglichen. Die Branchen mit dem höchsten Anteil an Frauen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sind das Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht. In beiden Wirtschaftszweigen machen Frauen rund drei Viertel der Beschäftigten aus. Umgekehrt verhält es sich im Baugewerbe: nur rund 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bau sind Frauen. Schaut man sich die Geschlechterverteilung der Berufe im Detail an, so werden die Unterschiede sogar noch gravierender. Im Hoch- und Tiefbau arbeiteten im Jahr 2023 mit 97,9 Prozent fast ausschließlich Männer und auch in Informatikberufen lag der Männeranteil bei über 80 Prozent. Für Frauen stellt dies einen Nachteil dar, da weiblich konnotierte Berufe, beispielsweise in der Pflege, der Reinigung oder der Erziehung oftmals schlechter bezahlt sind als Berufe, in denen ein hoher Männeranteil vorliegt.
Was ist der Gender Pay Gap und wie kommt er zustande?
Noch immer gibt es deutliche Unterschiede bei den Gehältern von Männern und Frauen; während vollzeitbeschäftigte Männer im Jahr 2023 ein durchschnittliches Einkommen von 4.700 Euro monatlich verdienten, lag das mittlere Gehalt von vollzeitbeschäftigten Frauen bei ca. 4.000 Euro. Der Gender Pay Gap ist eine Kennzahl, die den Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen abbildet. Im Jahr 2023 war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen um 18 Prozent niedriger als der von Männern. Laut Statistischem Bundesamt liegen die wichtigsten messbaren Gründe für den Gender Pay Gap in der unterschiedlichen Berufs- und Branchenwahl von Frauen und Männern sowie in ungleich verteilten Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation. Hinzu kommen weitere Faktoren wie zum Beispiel ein niedrigeres Dienstalter und ein geringerer Beschäftigungsumfang bei Frauen. Durch diese Faktoren können rund zwei Drittel des Unterschieds in den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten erklärt werden. Das verbleibende unerklärte Drittel des Verdienstunterschieds entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap, der im Jahr 2023 sechs Prozent betrug.
Frauen in Führungspositionen
Bei einer Umfrage im Jahr 2024 fühlten sich 41 Prozent der Frauen in Bezug auf Beförderungen ihren männlichen Kollegen nicht gleichgestellt. Und auch bei den Männern gab rund ein Drittel an, in ihrem Unternehmen würden Männer häufiger und schneller befördert als Frauen. Diese subjektive Einschätzung bestätigt sich, wenn man die Besetzung von Führungspositionen in großen deutschen Unternehmen genauer betrachtet.
Im Jahr 2006 lag der Anteil der Frauen in den Vorständen der 100 größten deutschen Unternehmen bei gerade mal 0,2 Prozent. Bis zum Jahr 2023 stieg dieser Anteil auf 19,4 Prozent. Dabei gibt es teilweise große Unterschiede bezüglich des Frauenanteils in Führungspositionen in den verschiedenen Branchen. In den Branchen, in denen grundsätzlich mehr Frauen als Männer arbeiten, ist meist auch der Frauenanteil in den Vorständen deutlich höher. Am höchsten ist der Frauenanteil in der Führung im Gesundheitswesen, am niedrigsten im Maschinenbau. Der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-40-Unternehmen stieg bis Anfang 2024 auf 23,5 Prozent. In den Aufsichtsräten der DAX-Unternehmen betrug die Quote im gleichen Jahr 38,2 Prozent. Auch wenn es in den letzten Jahren - unter anderem aufgrund der Einführung der Frauenquote - große Fortschritte gab, sind Frauen gerade auf den obersten Managementebenen allerdings immer noch unterrepräsentiert.
Um Frauen in der Übernahme von Führungsverantwortung zu fördern, wünschen sich diese deutlich häufiger als Männer flexible Arbeitsformen und -modelle, wie z.B. Homeofficemöglichkeiten oder Führung in Teilzeit sowie Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Grundsätzlich können Frauen – genau wie Männer – aber vor allem über Förderung durch Schulungen und Weiterbildungsprogramme sowie ein der Position angemessenes Gehalt in der Übernahme einer Führungsrolle unterstützt werden.