der Frauen und Männer in der oberen Bildungsgruppe in Deutschland würden ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut bezeichnen. In der unteren Bildungsgruppe behaupteten dies hingegen nur rund 54 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer. Neben Unterschieden nach Geschlecht oder Bildungsgruppe sind in der Ungleichheitsforschung viele weitere Dimensionen bekannt: Der Gesundheitszustand eines Menschen korreliert mit sozioökonomischen Faktoren wie Einkommen, Berufsstatus, Migrationshintergrund oder dem Ausmaß sozialer Benachteiligung (Deprivation). Aufgrund einer dieser Merkmale eine Benachteiligung oder gar Diskriminierung zu erfahren, ist nicht nur ungerecht, sondern kann sich negativ auf die Gesundheit der Betroffenen auswirken. Das Robert Koch-Institut hat in diesem Zusammenhang Daten erhoben, die zeigen, dass ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft bei
mit einer negativeren Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes korreliert.
Bildung und Gesundheit
![Statistik: Bevölkerungsanteil mit gesundheitsbewusstem Verhalten¹ in Deutschland nach Lebensbereichen und Bildungsstatus im Jahr 2023 | Statista](https://de.statista.com/graphic/1/1412299/gesundheitsbewusstes-verhalten-nach-lebensbereich-und-bildung.jpg)
Ein hohes Bildungsniveau ist in einer Leistungsgesellschaft wie Deutschland mit vielen Vorteilen verbunden. Neben der Aussicht auf ein gutes Gehalt und sozialer Anerkennung zeigt sich, dass mit mehr Bildung häufig ein ausgeprägteres Gesundheitsbewusstsein und Wissen über gesundheitsrelevante Themen vorliegt. Beispielsweise ist der Anteil an Nichtrauchern unter Abiturienten und Menschen mit abgeschlossenem Studium mit
85 bzw. 89 Prozent am höchsten. Beim Ernährungsverhalten erfüllen aus diesen beiden Gruppen ebenfalls die meisten Menschen einen Großteil der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vor diesem Hintergrund ist es gleich doppelt erfreulich, dass der Anteil an Schulabsolventen mit allgemeiner Fachhochschulreife im Jahr 2021 bei über
39 Prozent lag und damit im Vergleich zum Anfang des Jahrtausends um rund 12,4 Prozentpunkte gestiegen ist. Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Bildungsniveau, und somit könnte das Gesundheitsbewusstsein gesamtgesellschaftlich zunehmen. An dieser Stelle darf jedoch nicht übersehen werden, dass bereits der Zugang zur Bildung und damit das gesundheitsförderliche Wissen und Handeln von sozioökonomischen Faktoren wie der Bildung der Eltern, dem Familieneinkommen oder einem Migrationshintergrund abhängen können. Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass der Anteil an (Fach-)Abiturienten bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ungefähr gleich groß ist - allerdings belief sich der Anteil an Schulabbrechern bei Personen mit Migrationsgeschichte auf
knapp 14 Prozent, während nur knapp zwei Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund frühzeitig die Schule verließen. In Hinblick auf die Verteilung von Kindern in Sportvereinen zeigte sich, dass im Jahr 2022 rund
71 Prozent der Kinder mit einem hohen sozioökonomischen Status im Verein sportlich aktiv waren – von den Kindern mit einem niedrigen sozioökonomischen Status waren hingegen lediglich 40 Prozent Mitglied. Mögliche Gründe hierfür könnten sein, dass den Familien das Geld fehlt, um eine Mitgliedschaft zu bezahlen, oder schlicht die gesundheitliche und soziale Bedeutung von Vereinssport nicht bekannt ist, da bereits bei den Eltern im Kindesalter das Geld dafür fehlte.
Corona als Brennglas
![Statistik: Corona-Inzidenz in Deutschland nach Ausmaß von sozialer Benachteiligung² in den Jahren 2020 bis 2021 (Fälle je 100.000 Einwohner) | Statista](https://de.statista.com/graphic/1/1413758/corona-inzidenz-in-deutschland-nach-ausmass-von-deprivation.jpg)
Die
Corona-Pandemie schuf für viele Menschen einen neuen Alltag, der mit anderen Herausforderungen einherging. Gerade für die Lebensrealität sozial Benachteiligter wirkte die Pandemie wie eine Art „Brennglas“, da häufig nicht die nötigen Mittel vorhanden waren, um sich an die neue Situation anzupassen. Beispielsweise beim Thema Homeschooling: Eine Kombination aus Online-Unterricht und elterlicher Lehrtätigkeit sollte es den Kindern ermöglichen, sich trotz geschlossener Schulen weiterzubilden. Damit dies gelingen konnte, war es nötig, dass im Haushalt sowohl die technischen Geräte, als auch die zeitlichen Kapazitäten der Eltern vorhanden waren. Folglich waren sozial benachteiligte Gruppen wie einkommensschwächere Familien oder Alleinerziehende besonders von der Pandemie betroffen, da die Ressourcen für die Bewältigung des pandemischen Alltags häufig nicht ausreichten. Weitere Aspekte der Lebenswelt vieler sozial Benachteiligter sind geringer Wohnraum und fehlende Ausweichmöglichkeiten – beides Punkte, die das Infektionsrisiko für weniger privilegierte Menschen erhöhten. Ein Forscherteam der Universitäten Heidelberg und Bielefeld hat sich die Corona-Inzidenz in Abhängigkeit des
Ausmaßes sozialer Deprivation angeschaut: Die Forschenden fanden heraus, dass zu Anfang der Pandemie die Inzidenz in Bevölkerungsgruppen mit der geringsten sozialen Benachteiligung am höchsten war, während in den folgenden Pandemiewellen die Menschen mit der höchsten sozialen Benachteiligung am stärksten betroffen waren. Gewissermaßen begann die Pandemie in den wohlhabenderen
Bevölkerungsschichten und breitete sich anschließend umso mehr unter den gesellschaftlich Benachteiligten aus. Ergebnisse des Robert Koch-Instituts zeigten in Hinblick auf die PCR-Testhäufigkeit, dass nur rund
18 Prozent der Menschen mit wenig sozioökonomischen Ressourcen jemals einen PCR-Test gemacht haben, während knapp 30 Prozent der Wohlhabenderen mindestens einmal PCR-getestet wurden. Dementsprechend wurde geschätzt, dass rund
77 Prozent der Infektionen von stark benachteiligten Menschen unerkannt blieben, während dies bei nur rund 40 Prozent der am wenigsten benachteiligten Gruppe der Fall gewesen sein könnte. Bei der Impfbereitschaft gab es ebenfalls Unterschiede hinsichtlich sozialer und ökonomischer Merkmale. Relativ betrachtet wiesen die
untere Bildungsgruppe, die
Einkommensschwächsten und Menschen mit
eigener Migrationsgeschichte den niedrigsten Anteil an mindestens einmal Geimpften auf.
Soziale Benachteiligung erhöht insgesamt das Stressniveau der Betroffenen. Diese Zusatzbelastung kann zur Folge haben, dass die Betroffenen weniger physische und mentale Kapazitäten haben, um sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit von sozialen Sicherungssystemen deutlich: Familienzentren, Sprachkurse, oder die kommende Kindergrundsicherung sind staatliche Maßnahmen, um der
sozialen Ungleichheit und damit der gesundheitlichen Benachteiligung der Betroffenen entgegenzuwirken.
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können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.