René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
Daten & Fakten zu den BRICS-Staaten
Der Begriff BRICS-Staaten bezeichnet die größten Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Anfangs wurde noch von BRIC-Staaten gesprochen. Dieser Begriff wurde Ende 2001 von Jim O'Neill, dem Chefvolkswirt von Goldman Sachs, eingeführt und findet seitdem vielfach Verwendung. Die BRIC(S)-Staaten treffen sich zu jährlichen Konsultationen, an denen seit 2011 auch Südafrika teilnimmt. Die Gruppe selbst nennt sich seitdem BRICS; die Bezeichnung BRIC war eine ganze Zeit allerdings noch geläufiger und der Unterschied der wirtschaftlichen Bedeutung Südafrikas zu den anderen Staaten noch groß. In den Folgejahren wurden andere Konstellationen diskutiert. Manche Analysten ergänzen auch weitere Länder und verändern die Abkürzung entsprechend: BRICK (plus Südkorea oder Kasachstan), BRIICS (plus Indonesien und Südafrika) oder BRICSAM (plus Südafrika, ASEAN und Mexiko). Beim BRICS-Gipfel in Südafrika vom 22. bis 24. August 2023 wurde die Entscheidung getroffen, das BRICS Plus Format zu festigen und sechs neue Mitglieder zur Organisation hinzuzufügen. Saudi-Arabien trat schließlich nicht bei und Argentinien trat nach den Präsidentschaftswahlen ebenfalls zurück. Die neuen Erweiterungsstaaten sind seit Januar 2024 der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten sowie Äthiopien. Weitere Staaten haben jedoch Interesse bekundet, unter anderem die Türkei.
Die Wachstumsraten der Schwellenländer sind in der Regel deutlich höher als die der Industrieländer. Unter den BRICS-Plus-Ländern wächst Indiens Wirtschaft am schnellsten. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 8,2 Prozent im Jahr 2023 liegt Indien vor Äthiopien (rund 7,2 Prozent). Am langsamsten ist 2023 Südafrikas BIP gewachsen (rund 0,7 Prozent).
Gegenwärtig sind von den BRICS-Staaten China, Brasilien und Indien weiterhin auf starkem Wachstumskurs. Auch die neuen Mitglieder verzeichnen Wachstumsraten von über drei Prozent jährlich. Die russische Wirtschaft ist 2022 aufgrund des russischen Kriegs in der Ukraine zurückgegangen, ist aber 2023 auf um rund 3,6 Prozent gewachsen. Die hohen Rohstoffpreise konnten die internationalen Sanktionen teilweise ausgleichen.
Das pro Kopf BIP der BRICS-Plus-Staaten ist deutlich niedriger als in Industriestaaten. Auf eine:n Einwohner:in in Russland und China kommt in etwa ein BIP von 12.500 bis 13.700 US-Dollar. Lediglich in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist das BIP pro Kopf mit rund 48.141 US-Dollar vergleichbar mit Industriestaaten. Der Anteil der BRICS-Staaten am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt nahm von 26,6 Prozent im Jahr 2010 dennoch auf rund 32,2 Prozent im Jahr 2023 zu, wobei das Wachstum vor allem auf China und Indien entfiel. Mit den Erweiterungsländern haben die BRICS-Plus einen Anteil am weltweiten, kaufkraftbereinigten BIP von rund 36,2 Prozent.
Die Inflationsraten sind in den BRICS-Staaten im Jahr 2022 ebenfalls gestiegen, mit Ausnahme von China das mit einer geringen Inflation und teilweise Deflation kämpft. Im Jahr 2023 liegt die Inflationsrate in Brasilien, Russland, Indien und Südafrika bei Werten von rund 4,6 bis 5,9 Prozent. Die Erweiterungsländer Ägypten, Äthiopien und der Iran haben jedoch deutlich höhere Teuerungsraten von rund 24,4 Prozent (Ägypten) bis 40,7 Prozent (Iran) im Jahr 2023. Die Arbeitslosenquote ist vor allem in Südafrika ein wichtiger Faktor und seit Jahren hoch. Im Jahr 2023 hat sie rund 33,1 Prozent betragen.
Die Erweiterungsländer haben keinen großen Anteil am Außenhandel der BRICS-Plus-Staaten. Lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate fallen mit Exporten von rund 488 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf. Sowohl Importe als auch Exporte aus den BRICS-Staaten sind 2023 zurückgegangen. Dies liegt vor allem am leichten Rückgang der chinesischen Exporte und Importe in diesem Jahr. Unter den BRICS-Plus-Staaten hat China den größten Handelsbilanzüberschuss mit rund 823,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Brasilien und Russland erwirtschafteten ebenfalls Überschüsse, während Indien mit rund 240,7 Milliarden US-Dollar das größte Defizit im Außenhandel eingefahren hat.
Die Relation der Staatsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt ist in Brasilien am höchsten. Mit einer Staatsquote von rund 45,5 Prozent liegt Brasilien noch deutlich über den anderen BRICS-Ländern, die Werte zwischen 29 und 36 Prozent verzeichnet haben. Die Quote der Staatsausgaben ist in den Erweiterungsländern weitaus geringer, in Äthiopien liegt sie mit rund 10,8 Prozent am niedrigsten. Doch selbst in Brasilien liegt die Quote der Staatsausgaben noch unter dem EU-Durchschnitt von rund 50 Prozent. Die Staatsverschuldung ist in den BRICS-Staaten mit rund 80 bis 100 Prozent relativ hoch, lediglich Russland hat mit einem BIP-Anteil von rund 19 Prozent geringere Staatsschulden. Besonders in China und Brasilien soll die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren weiter wachsen.
Die BRICS-Staaten haben auch auf den Krieg in der Ukraine reagiert. Zum einen sollen interne Lieferketten zwischen den Mitgliedsstaaten etabliert und ein Finanztransaktionssystem initiiert werden, das die Staaten von SWIFT und dem US-Dollar unabhängig werden. Vor dem BRICS-Gipfel in Johannesburg, Südafrika Ende August 2023 gab es ein politisches Tauziehen um die Teilnahme Russlands. Insgesamt sind die BRICS-Staaten politisch keinesfalls geeint. Zwar wollen alle Mitglieder ein Forum schaffen, das die Weltgemeinschaft aus ihrer Sicht besser repräsentiert, als beispielsweise die G7, wollen China und Russland das Forum expliziter als Konkurrenz zur G7 platzieren. Indien dagegen hat sich außenpolitisch die Rolle des neutralen Staates erarbeitet hat. Indien sieht sich zwar nicht als westlich, aber auch nicht als antiwestlich an. Auch Brasilien sieht sich eher als neutraler Akteur weltpolitisch. Sowohl Indien als auch Brasilien sahen daher zunächst die Aufnahme des Irans als kritisch an. Auch Saudi-Arabien, das zunächst im Januar 2024 aufgenommen werden sollte, würde das Forum vor Herausforderungen stellen, da das arabische Land dem Iran feindlich gesinnt ist. Auch die Territorialkonflikte zwischen Indien und China untermauern die politische Heterogenität der Staatengruppe.
Bevölkerung der BRICS-Plus
Die Gesamtbevölkerung der BRICS-Plus-Staaten hat im Jahr 2023 bei rund 3,6 Milliarden Einwohner:innen gelegen. Den größten Teil hiervon machen China und Indien aus. Im Jahr 2023 hat Indien China als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst. Indien verzeichnet weiterhin ein moderates Bevölkerungswachstum, während China und Russland bereits einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen haben. Die Erweiterungsländer, besonders die Emirate und Äthiopien haben 2023 ein hohes Bevölkerungswachstum verzeichnet. Mit der Erweiterung der Staatengruppe haben die BRICS-Plus-Länder einen Anteil von rund 45 Prozent der Weltbevölkerung. Dieser Anteil soll laut Prognosen jedoch sinken, da die demografische Entwicklung in Ländern wie China bereits rückläufig ist. In Zukunft wird ein großer Teil des Wachstums der Weltbevölkerung in Regionen wie Subsahara-Afrika zu verzeichnen sein. Die Fertilitätsrate der BRICS-Plus-Länder ist in den afrikanischen Staaten Südafrika, Äthiopien und Ägypten am höchsten. Am geringsten ist die Geburtenrate in China, wo sie im Jahr 2023 ein Kind je Frau beträgt. Die Lebenserwartung ist in China am zweithöchsten. Lediglich in den Emiraten ist die Lebenserwartung mit rund 82,9 Jahren bei Geburt noch höher. Am niedrigsten ist die Lebenserwartung in Südafrika (66,1 Jahre). Den höchsten Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung hat Russland mit rund 16,6 Prozent im Jahr 2023. Auch hier zeigt sich jedoch die rapide demografische Entwicklung in China. Mit einem Anteil der älteren Menschen von rund 14,3 Prozent verzeichnet China den zweithöchsten Wert der BRICS-Plus-Länder.Wirtschaft der BRICS-Plus-Staaten
Die neun BRICS-Plus-Länder haben 2023 zusammen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von geschätzt rund 27,3 Billionen US-Dollar erwirtschaftet. Damit befindet sich das BIP der BRICS-Plus-Staaten auf dem gleichen Niveau wie das BIP der USA, das sich auf rund 27,7 Billionen US-Dollar beläuft. Die BRICS-Plus-Staaten haben somit einen Anteil am weltweiten BIP von rund 27 Prozent im Jahr 2023, geringer als der Anteil an der Weltbevölkerung.Die Wachstumsraten der Schwellenländer sind in der Regel deutlich höher als die der Industrieländer. Unter den BRICS-Plus-Ländern wächst Indiens Wirtschaft am schnellsten. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 8,2 Prozent im Jahr 2023 liegt Indien vor Äthiopien (rund 7,2 Prozent). Am langsamsten ist 2023 Südafrikas BIP gewachsen (rund 0,7 Prozent).
Gegenwärtig sind von den BRICS-Staaten China, Brasilien und Indien weiterhin auf starkem Wachstumskurs. Auch die neuen Mitglieder verzeichnen Wachstumsraten von über drei Prozent jährlich. Die russische Wirtschaft ist 2022 aufgrund des russischen Kriegs in der Ukraine zurückgegangen, ist aber 2023 auf um rund 3,6 Prozent gewachsen. Die hohen Rohstoffpreise konnten die internationalen Sanktionen teilweise ausgleichen.
Das pro Kopf BIP der BRICS-Plus-Staaten ist deutlich niedriger als in Industriestaaten. Auf eine:n Einwohner:in in Russland und China kommt in etwa ein BIP von 12.500 bis 13.700 US-Dollar. Lediglich in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist das BIP pro Kopf mit rund 48.141 US-Dollar vergleichbar mit Industriestaaten. Der Anteil der BRICS-Staaten am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt nahm von 26,6 Prozent im Jahr 2010 dennoch auf rund 32,2 Prozent im Jahr 2023 zu, wobei das Wachstum vor allem auf China und Indien entfiel. Mit den Erweiterungsländern haben die BRICS-Plus einen Anteil am weltweiten, kaufkraftbereinigten BIP von rund 36,2 Prozent.
Die Inflationsraten sind in den BRICS-Staaten im Jahr 2022 ebenfalls gestiegen, mit Ausnahme von China das mit einer geringen Inflation und teilweise Deflation kämpft. Im Jahr 2023 liegt die Inflationsrate in Brasilien, Russland, Indien und Südafrika bei Werten von rund 4,6 bis 5,9 Prozent. Die Erweiterungsländer Ägypten, Äthiopien und der Iran haben jedoch deutlich höhere Teuerungsraten von rund 24,4 Prozent (Ägypten) bis 40,7 Prozent (Iran) im Jahr 2023. Die Arbeitslosenquote ist vor allem in Südafrika ein wichtiger Faktor und seit Jahren hoch. Im Jahr 2023 hat sie rund 33,1 Prozent betragen.
Außenhandel und Staatsfinanzen
Im Außenhandel geht ein Großteil auf China zurück. Rund 2,6 der 3,9 Billionen US-Dollar an Importen der BRICS-Staaten im Jahr 2023 wurden durch China getätigt. Etwa 3,4 der 4,7 Billionen US-Dollar an Exporten der BRICS-Staaten waren ebenfalls durch China getätigt.Die Erweiterungsländer haben keinen großen Anteil am Außenhandel der BRICS-Plus-Staaten. Lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate fallen mit Exporten von rund 488 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf. Sowohl Importe als auch Exporte aus den BRICS-Staaten sind 2023 zurückgegangen. Dies liegt vor allem am leichten Rückgang der chinesischen Exporte und Importe in diesem Jahr. Unter den BRICS-Plus-Staaten hat China den größten Handelsbilanzüberschuss mit rund 823,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Brasilien und Russland erwirtschafteten ebenfalls Überschüsse, während Indien mit rund 240,7 Milliarden US-Dollar das größte Defizit im Außenhandel eingefahren hat.
Die Relation der Staatsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt ist in Brasilien am höchsten. Mit einer Staatsquote von rund 45,5 Prozent liegt Brasilien noch deutlich über den anderen BRICS-Ländern, die Werte zwischen 29 und 36 Prozent verzeichnet haben. Die Quote der Staatsausgaben ist in den Erweiterungsländern weitaus geringer, in Äthiopien liegt sie mit rund 10,8 Prozent am niedrigsten. Doch selbst in Brasilien liegt die Quote der Staatsausgaben noch unter dem EU-Durchschnitt von rund 50 Prozent. Die Staatsverschuldung ist in den BRICS-Staaten mit rund 80 bis 100 Prozent relativ hoch, lediglich Russland hat mit einem BIP-Anteil von rund 19 Prozent geringere Staatsschulden. Besonders in China und Brasilien soll die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren weiter wachsen.
Politische Entwicklungen seit Gründung
Die BRICS-Staaten haben sich unter anderem als Alternative zur G7 stilisiert. Zudem ist die Gruppe potenziell offener als die G7, und es gab verschiedene Initiativen der Erweiterung, zum Beispiel durch Kasachstan, Südkorea oder Indonesien. Jedes Jahr wechselt die Präsidentschaft der BRICS-Gipfel. Normalerweise werden zu den Gipfeln auch Nachbarstaaten eingeladen. Anfang 2024 wurde die Gruppe schließlich um vier weitere Länder erweitert, das Interesse von vielen anderen Ländern ist jedoch groß.Die BRICS-Staaten haben auch auf den Krieg in der Ukraine reagiert. Zum einen sollen interne Lieferketten zwischen den Mitgliedsstaaten etabliert und ein Finanztransaktionssystem initiiert werden, das die Staaten von SWIFT und dem US-Dollar unabhängig werden. Vor dem BRICS-Gipfel in Johannesburg, Südafrika Ende August 2023 gab es ein politisches Tauziehen um die Teilnahme Russlands. Insgesamt sind die BRICS-Staaten politisch keinesfalls geeint. Zwar wollen alle Mitglieder ein Forum schaffen, das die Weltgemeinschaft aus ihrer Sicht besser repräsentiert, als beispielsweise die G7, wollen China und Russland das Forum expliziter als Konkurrenz zur G7 platzieren. Indien dagegen hat sich außenpolitisch die Rolle des neutralen Staates erarbeitet hat. Indien sieht sich zwar nicht als westlich, aber auch nicht als antiwestlich an. Auch Brasilien sieht sich eher als neutraler Akteur weltpolitisch. Sowohl Indien als auch Brasilien sahen daher zunächst die Aufnahme des Irans als kritisch an. Auch Saudi-Arabien, das zunächst im Januar 2024 aufgenommen werden sollte, würde das Forum vor Herausforderungen stellen, da das arabische Land dem Iran feindlich gesinnt ist. Auch die Territorialkonflikte zwischen Indien und China untermauern die politische Heterogenität der Staatengruppe.
René Muschter
,
29.10.2024
René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
