Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Industrie- und Schwellenländern bis 2026
In der Gemeinschaftsdiagnose zum Herbst 2024 (Herbstgutachten) prognostizieren die Autor:innen für das Jahr 2024 keinen global einheitlichen Auf- oder Abschwung, sondern je nach Markt individuelle Wachstumsraten. Für die Europäische Union (EU-27) wird für 2024 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund 0,9 Prozent prognostiziert, keine Veränderung zum Frühjahrsgutachten. Für die Eurozone werden rund 0,8 Prozent Wachstum erwartet (+0,1 Prozent im Vergleich zum Frühjahrsgutachten), wenngleich das BIP-Wachstum in der Eurogruppe ohne Deutschland auf rund 1,1 Prozent geschätzt wird.
Deutschland steckt in der Krise und diese Bestandsaufnahme spiegelt sich auch in der geringen Wachstumsprognose für Deutschland von rund -0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr wider (-0,3 Prozent im Vergleich zum Frühjahrsgutachten) - nur Finnland und Irland werden in Europa noch schlechtere Aussichten prognostiziert.
Für Großbritannien wurden die Wachstumsaussichten im Vergleich zum Frühjahrsgutachten hingegen deutlich von rund 0,3 Prozent auf rund 1,1 Prozent im Herbstgutachten angehoben. Die USA können mit einem robusten Wachstum von 2,6 Prozent rechnen (+ 0,2 Prozent im Vergleich zum Frühjahrsgutachten).
Auch die Wachstumsprognosen für Russland wurden im zweiten Kriegsjahr deutlich nach oben revidiert.
Russlands Wirtschaft wächst, sind die Sanktionen sinnlos?
Für Russland wird mit rund 3,8 Prozent sogar ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum als für die USA prognostiziert. Dennoch ist das Wirtschaftswachstum der USA höher zu bewerten, warum? Russland ist ein Schwellenland, die USA die wohl fortschrittlichste Industrienation weltweit. Hohe relative Wachstumsraten werden von Schwellenländern benötigt, um den Abstand zum Bruttoinlandsprodukt der Industrienationen überhaupt verringern zu können. Daher werden wie bei Indien vergleichsweise hohe Wachstumsraten wie die prognostizierten 7,7 Prozent für 2024 erwartet und eine Wachstumsrate von 4,8 Prozent für China bereits kritisch als gedämpftes Wachstum interpretiert.
Hinzu kommt im Falle Russlands, dass das Land mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft seine ökonomische Schwäche nur kaschiert, es werden keine Werte, sondern Kriegsmaterial produziert. Der Krieg in der Ukraine bindet Arbeitskräfte (durch das Militär selbst und die Produktion von Kriegsgütern) und Kapital, das Russland dringend zur Modernisierung seiner Wirtschaft und dem Aufbau einer wettbewerbsfähigen Konsumgüterindustrie braucht.
Das Bruttoinlandsprodukt bezeichnet den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die im betreffenden Jahr innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Es gilt als wichtiger Indikator für die Wirtschaftskraft eines Landes. Das reale Bruttoinlandsprodukt berücksichtigt die Preisentwicklung. Seine Veränderung wird auch als Wirtschaftswachstum bezeichnet.