Bevölkerungsverteilung in Österreich-Ungarn 1857-1910
Zur Zeit der Doppelmonarchie von Österreich-Ungarn in den Jahren 1857 bis 1910 lebten stets mehr Menschen in der westlichen Reichshälfte (Zisleithanien) als in der ungarischen. Zudem wuchs die Bevölkerung in Zisleithanien schneller an als in Ungarn: Im Jahr 1857 betrug der Unterschied noch rund 4,8 Millionen Einwohner, im Jahr 1910 waren es hingegen bereits rund zehn Millionen.
Österreich-Ungarn
Die Doppelmonarchie an der Donau setzte sich aus der kaiserlichen und königlichen (k.u.k.) Herrschaft des Kaisers Franz Joseph über die Personalunion aus Österreich und Ungarn zusammen. Historisch resultiert diese enge Verbindung beider Staatssysteme aus der österreichischen Niederlage im Deutschen Krieg (1866). In der Schlacht von Königgrätz unterlagen die Truppen der Habsburger den preußischen Streitkräften deutlich und wurden politisch in der anschließenden Reichsgründung nicht berücksichtigt. Dies schwächte die Stellung des Hauses Habsburg deutlich.
In der Folge bröckelte auch die Stabilität des Vielvölkerstaates. Besonders in Ungarn war eine breite Nationalbewegung immer mächtiger geworden, welche eine vollständige Unabhängigkeit von Österreich forderten. Jedoch gelang es Vertretern beider Seiten schließlich einen Kompromiss zu erreichen: Formal blieben beide Staaten Untertan des Kaisers Franz Joseph, jedoch erhielten die Ungarn das Recht ein eigenes Parlament zu stellen und weitgehende innenpolitische Entscheidungen selbst zu treffen.
Vielvölkerstaat und Erster Weltkrieg
Österreich-Ungarn bestand nicht nur aus den namensgebenden Ländern und Volksgruppen. Es lebten viele weitere unterschiedliche Ethnien in diesem Vielvölkerstaat, viele davon slawischer Abstammung. Unter anderen zählten zu diesen Tschechen, Slowaken, Slowenen und Kroaten. Diese fanden sich häufig als Bürger zweiter Klasse wieder: Viele wichtige Positionen in den Verwaltungen und beim Militär wurden durch Österreicher oder Ungarn besetzt. Auch die sprachlichen Barrieren innerhalb des Reiches führten immer wieder zu Schwierigkeiten und Konflikten. Dies wurde besonders während des Ersten Weltkrieges deutlich, da diese Barrieren eine effektive Zusammenarbeit der einzelnen Truppenteile beinahe unmöglich werden ließ. Nicht selten kam es zudem zu Desertationen von Soldaten, die sich weigerten gegen andere Slawen zu kämpfen oder gar zu Gefechten innerhalb der k.u.k. Truppen. Der Erste Weltkrieg demonstrierte schnell wie instabil die Doppelmonarchie war. Nach Ende des Krieges hörte Österreich-Ungarn als Staat auf zu existieren.
Im Ersten Weltkrieg kamen rund neun Millionen Soldaten ums Leben, davon rund 1,1 Millionen aus der Doppelmonarchie.
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