Rund 450 Geldautomaten seien laut Berichten von der am vergangenen Freitag zu Ende gegangenen Innenministerkonferenz im laufenden Jahr in Deutschland bislang gesprengt worden. Damit werden die Zahlen von vergangenem Jahr, die laut Daten des Bundeskriminalamts (BKA) deutschlandweit bei 203 Versuchen und 189 erfolgreichen Sprengungen und Diebstählen lagen, deutlich übertroffen. Wie unsere Grafik zeigt, haben Automatensprengungen seit dem Berichtsjahr 2015 drastisch zugenommen.
Gab es 2011 nur 38 versuchte und erfolgreiche Diebstähle durch Sprengung von Geldautomaten, waren es 2015 bereits 157. Besonders auffällig: Während die Zahl der Versuche über die Jahre schwankt, ist bei den erfolgreich durchgeführten Aktionen, die laut BKA die Tatbestände des besonders schweren Diebstahls und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion erfüllen, ein konstanter Anstieg zu erkennen. 2011 wurden 12 vollendete Diebstähle registriert, 2021 waren es 189. Ohne den Einfluss von coronabedingten Ausgangssperren hätte die Fallzahl Schätzungen des BKA zufolge noch deutlich höher ausfallen können.
Am stärksten betroffen ist und bleibt das Bundesland Nordrhein-Westfalen, das laut BKA-Auswertung wegen seiner gemeinsamen Grenzen mit den Niederlanden ein attraktives Ziel für organisierte Banden darstellt. 63 der 124 erfassten Tatverdächtigen hatten die niederländische Staatsbürgerschaft, 32 stammten aus Deutschland, fünf aus Rumänien, vier aus Marokko und jeweils drei aus Syrien und der Türkei.
Infolge der Häufung derartiger Straften im bevölkerungsreichsten Bundeslands gab Innenminister Herbert Reul kurz vor den Landtagswahlen im Mai 2022 die Gründung einer Sonderkommission bekannt, die die derzeitige Lage analysieren und gegebenenfalls neue Ermittlungsstrategien erarbeiten solle. Neben dem Sachschaden fallen Automatensprengungen auch hinsichtlich des erbeuteten Geldes ins Gewicht. 2021 belief sich der Beuteschaden auf rund 19,5 Millionen Euro, 2,4 Millionen mehr als im Vorjahr.