Fast 90 Prozent des bestverdienendsten Viertels der deutschen Erwerbstätigen hat 2021 mindestens zeitweise von den eigenen vier Wänden aus gearbeitet. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke vom 17. Oktober, die anhand Erhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz (IAB) und Arbeitsmedizin einen Überblick über Homeoffice-Nutzung und -Angebot in der arbeitenden Bevölkerung bietet. Wie unsere Grafik zeigt, machen vor allem besserverdienende Deutsche vom Homeoffice Gebrauch.
So gaben im zweitbestverdienenden Viertel der arbeitenden Bevölkerung noch 59 Prozent an, im vergangenen Jahr im Homeoffice gearbeitet zu haben, im schlechtverdienendsten Viertel sind es nur noch rund ein 25 Prozent. Dennoch hat sich die Nutzung im Vergleich zu präpandemischen Befragungswellen deutlich verbessert, gerade bei Niedrigverdienenden. 2013 konnten in dieser Einkommensgruppe beispielsweise nur 3,2 Prozent von Homeoffice-Angeboten Gebrauch machen, bei den Bestverdienendsten waren es schon zu dieser Zeit etwa 45 Prozent.
Was weiterhin auffällt: Die Pandemie hat der Homeoffice-Nutzung aufgrund der im angepassten Infektionsschutzgesetz von April 2021 festgelegten Angebotspflicht zwar zu großem Wachstum verholfen. Allerdings gab es schon zwischen 2017 und 2019 einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen. Schon vor drei Jahren arbeiteten beispielsweise mehr als zwei Drittel des bestverdienenden Viertels in Teilen im Homeoffice.
Im März 2022 war die mittels Infektionsschutzgesetz geregelte Homeoffice-Pflicht abgelaufen, seitdem gilt wieder die normale Arbeitsschutzverordnung, die ein freiwilliges Angebot für Telearbeit beinhaltet. Die Wiedereinführung einer Pflicht des Arbeitens von zu Hause aus ist derzeit nicht geplant. Dies scheint auch nicht zwingend nötig zu sein, da die Arbeitsform bei den meisten Unternehmen, die sie anbieten, neutral oder positiv bewertet werden. Dem IAB zufolge bewerteten 2021 44 Prozent der Betriebe, die Homeoffice anbieten, die Auswirkungen dieser Arbeitsform als sehr oder eher positiv, nur 17 Prozent gaben an, sehr oder eher negative Erfahrungen damit gemacht zu haben.