Deutsche Krankenhäuser stehen seit längerem in der Kritik. Der Vorwurf: Sie behandeln ihre Patientinnen und Patienten weniger nach medizinischen und mehr nach wirtschaftlichen Kriterien. Der Profit ginge oft vor Patientenwohl. Die in der Infografik gezeigten Daten vom Statistischen Bundesamt (PDF-Download) können als Indikator für die Missstände gelesen werden. Demzufolge verkürzt sich die Verweildauer von Patienten in Krankenhäusern immer mehr, es gibt immer weniger Betten und vor der Corona-Pandemie hat sich die Anzahl der Patienten immer mehr erhöht. Gleichwohl ist die Zahl ärztlichen Personals deutlich gestiegen. Kritiker fordern seit langem, das Mitarbeiter von Krankenhäusern sich einem Kodex verpflichten, der sich an medizinisch-ethischen Grundwerten orientiert.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte gestern umfassende Reformvorschläge vorgestellt, um diese Missstände zu beheben. Dazu sollen die heftig kritisierten sogenannten Fallpauschalen weniger wichtig werden. Diese besagen, dass ein Krankenhaus für eine bestimmte Art der Behandlung, sei es die Entfernung eines Blinddarms oder die Operation eines gebrochenen Arms, einen fixen Betrag erhält – auch wenn die Behandlung für dieses bestimmte Krankenhaus eigentlich mehr oder weniger gekostet hat.
Seit 2004 rechnen die Kliniken auf Basis sogenannter diagnosebezogener Fallpauschalen ab – die rot-grüne Koalition hatte diese eingeführt, auch unter der Mitarbeit von SPD-Mann Karl Lauterbach. Ziel der Politik war es, die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser zu erhöhen. Die Kritik daran jedoch: Wenn Krankenhäuser mehr Geld machen wollen, müssen sie die Masse erhöhen. Je mehr Patienten eine Klinik behandelt, desto mehr Einnahmen erzielt sie. Deshalb sind Ärzte teilweise dazu verführt, eher eine Operation mehr als eine Operation weniger durchzuführen, selbst wenn eine bestimmte Erkrankung vielleicht auch anders hätte behandelt werden können.