Statistiken zum Mercosur

Daten zur Bevölkerung

Im Vergleich zur Europäischen Union (EU) weisen die Gesellschaften der Mercosur-Staaten gegenwärtig eine günstige Altersstruktur auf. Laut Prognosen der UN DESA (Population Division) wird sich das Durchschnittsalter in den Mitgliedstaaten jedoch mittel- und langfristig stark erhöhen. Die prognostizierte "Vergreisung", insbesondere Brasiliens, wird primär durch die kontinuierlich sinkenden Fertilitätsraten beeinflusst.

Starke Unterschiede bei der Wirtschaftsleistung

Die fünf Länder des Mercosur erwirtschafteten im Jahr 2023 zusammen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von schätzungsweise rund 2,98 Billionen US-Dollar. Damit ist die Gruppe noch weit vom Spitzenjahr 2011 entfernt, in dem allein Brasilien bereits ein BIP von rund 2,61 Billionen US-Dollar generierte. Dennoch hat sich die Bruttowirtschaftsleistung seit dem Beginn der Corona-Krise wieder verbessert. In den kommenden Jahren wird voraussichtlich ein neuer Höchstwert in der Wirtschaftsleistung erreicht.
Wie heterogen die Gruppe hinsichtlich der wirtschaftlichen Verhältnisse ist, wird durch die recht hohen Unterschiede im BIP-pro-Kopf sichtbar: Während Uruguay 2023 mit rund 21.657 US-Dollar das höchste BIP-pro-Kopf aufweist, markiert Neumitglied Bolivien mit rund 3.748 US-Dollar das untere Ende der Skala. Ein großes wirtschaftliches Gefälle zwischen Mitgliedstaaten einer Wirtschaftsgemeinschaft ist jedoch nicht ungewöhnlich, wie im Vergleich der EU-Länder deutlich wird. Für das Jahr 2024 werden stabile, aber für Schwellenländer keineswegs allzu hohe Wachstumsraten des BIP prognostiziert: Die Wirtschaft Uruguays soll 2024 um rund 3,2 Prozent wachsen, Brasilien um rund drei Prozent und Paraguay um rund 3,8 Prozent. Für Argentinien wird als einziges Land für 2024 eine Rezession prognostiziert.

Außenhandel: Importe und Exporte

Das Gesamthandelsvolumen des Mercosur im Warenhandel hat im Jahr 2023 rund 668,7 Milliarden US-Dollar betragen. Hiervon entfielen rund 378,8 Milliarden US-Dollar auf die Exporte des Mercosur und rund 290 Milliarden US-Dollar auf die Importe in den Mercosur-Raum. Nach dem Einbruch des Außenhandels in der Corona-Krise konnten sich Importe und Exporte erholen. Der Handelsbilanzüberschuss ist 2023 mit etwa 88,8 Milliarden US-Dollar der höchste seit Bestehen von Mercosur gewesen.
Würde der Mercosur als ein gemeinsamer Staat betrachtet werden, würde das Exportvolumen nicht ausreichen, um in der Liste der 20 größten Exportnationen zu landen. Das Importvolumen im Güterhandel würde ebenfalls nicht ausreichen, um in der Rangliste der 20 größten Importnationen vertreten zu sein. Die Außenhandelsquote der Mercosur-Staaten ist im Vergleich zu anderen regionalen Wirtschaftsgemeinschaften mit rund 26,5 Prozent gering. Die Außenhandelsquote der EU beträgt im Vergleich über 100 Prozent.

Wie hat Mercosur den Außenhandel der Mitglieder beeinflusst?

China ist im Güterhandel der wichtigste Handelspartner der Gemeinschaft. Als wichtigster Exportpartner von Mercosur gingen im Jahr 2023 rund 29,3 Prozent aller Exporte nach China. Das ostasiatische Land ist auch das wichtigste Herkunftsland für Importe in den Mercosur-Raum. Rund 25,6 Prozent aller Importe sind 2023 aus dem Reich der Mitte gekommen.

Über die Jahre seit der Gründung von Mercosur haben sich sowohl die Handelsströme im Import-, als auch im Exporthandel verschoben. Anfang der 1990er Jahre, als Mercosur gegründet wurde, war die USA der wichtigste Handelspartner im Güterhandel. Mehr als ein Fünftel des Außenhandels liefen in und aus den USA. Im Verlauf der Jahre hat allerdings die Bedeutung Chinas deutlich zugenommen. Der Handel innerhalb von Mercosur hat sich, trotz der Gründung der Wirtschaftsgemeinschaft, kaum verändert. Importe und Exporte sind stagniert. Mitte der 1990er gab es eine kurze Phase des Handelsbooms zwischen den Mitgliedsstaaten, dieser war aber nicht nachhaltig. Problematisch für Mercosur ist jedoch, dass der Handel mit China, aber auch mit der EU wenig diversifiziert ist. Der Großteil der Exportgüter besteht aus Rohstoffen und Agrargütern. Sojabohnen sind mit rund 13,9 Prozent das wichtigste Exportgut im Jahr 2023, gefolgt von Erdöl, Eisenerzen, Maiskörnern und Zucker. Die wichtigsten Importgüter von Mercosur sind im Jahr 2023 Diesel, Erdöl, Chemikalien und Steinkohle.
Rohstoffe und Agrarexporte machen die Region attraktiv für Industrienationen. Brasilien hat die weltweit größten Agrarflächen und hat das Potential den Großteil der Weltbevölkerung zu ernähren. Argentinien hat die weltweit drittgrößten Lithiumreserven, auch die Eisenproduktion in Brasilien ist im weltweiten Vergleich führend. Gerade die Lithiumförderung ist jedoch mit Umweltproblemen verbunden und stößt in Argentinien auf Widerstand der lokalen Bevölkerung.

Im Dienstleistungshandel stehen den Exporten des Mercosur im Wert von rund 61 Milliarden US-Dollar (2022), Importe von rund 107,7 Milliarden US-Dollar gegenüber. Dementsprechend fällt der Saldo im Dienstleistungshandel, wie auch in den Vorjahren, negativ aus und der Mercosur erzielte für 2022 eine passive Dienstleistungsbilanz (Saldo) von rund 46,7 Milliarden US-Dollar.

Update: Handelsabkommen mit der EU vereinbart

Am 6. Dezember 2024 wurden die Verhandlungen zum EU-Mercosur-Abkommen abgeschlossen. Das Abkommen muss allerdings noch in der EU geprüft und übersetzt werden, im Anschluss muss die EU-Kommission und der EU-Rat zustimmen. Ob eine Ratifizierung der nationalen Parlamente notwendig ist, wird im Anschluss entschieden. Für die EU sind besonders die Vorkommen wichtiger Rohstoffe, wie Lithium und Nickel relevant. Für den Agrarsektor sollen Importquoten gelten, um den Wettbewerbsdruck auf dem europäischen Agrarmarkt zu reduzieren.

Politische Integration in Südamerika

Die Aufnahme in den Mercosur steht im Prinzip allen Staaten Lateinamerikas und der Karibik offen, insofern sie die Protokolle erfüllen. Venezuela ist gemäß Artikel 5 Absatz 2 des Protokolls von Ushuaia von allen Rechten und Pflichten ausgeschlossen, die mit dem Status als Vertragsstaat des Mercosur verbunden sind. Das Protokoll von Ushuaia legt fest, dass nur Demokratien Mitglied des Mercosur werden können. Venezuela wurde daher von den übrigen Mitgliedern aufgrund der latenten demokratischen Defizite seit 2017 dauerhaft suspendiert.

Eines der Probleme von Mercosur war stets die Dominanz von Brasilien. Dadurch, dass Brasilien einen Großteil der Bruttowirtschaftsleistung der Region umfasst, ist es oft eher an protektionistischen Maßnahmen interessiert. Mit der neuen Regierung unter dem ehemaligen und neuen Präsidenten Lula, der Ende Oktober 2022 gewählt wurde, kam wieder Fahrt in weitere Integrationsmaßnahmen. Lula und Argentiniens ehemaliger Präsident Fernández einigten sich darauf, an der Einrichtung einer gemeinsamen Währung, des Sur, zu arbeiten. Durch die aktuelle Stärke des US-Dollars ist der Handel für Mercosur-Länder miteinander teuer geworden. Von einer gemeinsamen Währung versprachen sich Brasilien und Argentinien, den Handel zwischen den südamerikanischen Ländern wieder attraktiver zu machen. Dieser Plan scheiterte mit der Wahl von Javier Milei in Argentinien. Zeitweise wurde sogar befürchtet, dass Argentinien Mercosur verlassen könnte.
Während Uruguay im Fragile States Index (FSI) 2024 auf Platz 157 von 178 Staaten gelistet ist, es also nur 20 Staaten gibt, die als noch stabiler eingestuft werden, belegt Venezuela den 30. Platz im FSI 2024. Weltweit werden nur 29 Staaten als noch fragiler eingeschätzt und in Amerika hat nur der failed state Haiti eine noch schlechtere Bewertung als Venezuela.
Noch deutlicher wird die Bewertung Venezuelas im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) 2024. Die Bewertung von 3,08 von 10 Punkten im Index für Demokratie (harte Autokratie), 2,39 Punkte im Index für Marktwirtschaft (schlecht funktionierende Marktwirtschaft) und 1,63 Punkte im Index für Politisches Management (gescheitert) resultieren im BTI 2024 in einem Status-Indexwert von 2,74 Punkten für Venezuela und somit zum niedrigsten Wert aller lateinamerikanischen Staaten.