Altersarmut in Deutschland

Immer mehr Menschen in Deutschland können nicht von ihrer eigenen Rente leben. Knapp 660.000 Personen waren im Jahr 2022 auf die Grundsicherung im Alter angewiesen, so viele wie nie zuvor. 17,5 Prozent der Menschen ab 65 Jahren gelten in Deutschland als armutsgefährdet. Damit gehören Senior:innen neben Kindern und Alleinerziehenden zu den besonders von Armut betroffenen Gruppen. Doch das war nicht immer so. Bis einschließlich 2019 waren Senior:innen noch seltener von Armut gefährdet als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Überalterung der Gesellschaft und die damit einhergehenden Engpässe im Rentensystem dürften die Problematik in den kommenden Jahren jedoch weiter verschärfen.

Altersarmut ist weiblich

Frauen sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Die Armutsgefährdungs- quote von Seniorinnen lag im Jahr 2022 bei 19,4 Prozent. Damit war sie über vier Prozentpunkte höher als bei Männern über 65 Jahren (15,1 Prozent). Vergleicht man die Altersarmut in den alten und in den neuen Bundesländern, zeigt sich, dass Seniorinnen in Westdeutschland häufiger armutsgefährdet sind als in Ostdeutschland. Das erhöhte Armutsrisiko für ältere Frauen liegt hauptsächlich an deren geringeren Renten. Der sogenannte Gender Pension Gap (geschlechterspezifische Gefälle in Alterseinkünften) lag im Jahr 2022 bei rund 28 Prozent. Das bedeutet, die Alterseinkünfte von Frauen waren im Schnitt knapp ein Drittel niedriger als die der Männer. Damit war die Lücke in Deutschland noch höher als im EU-Durchschnitt, welche bei 26 Prozent lag.

Gründe für Altersarmut

Die Gründe, warum Menschen in Deutschland von Altersarmut betroffen sind, sind vielfältig. Den größten Anteil an Einkommen erzielen Menschen über 65 Jahre über die gesetzliche Rente. In Deutschland hängt die Höhe der Rente davon ab, wie viel und wie lange jemand während des Arbeitslebens in das Rentensystem eingezahlt hat. Unterbrechungen während des Arbeitslebens, zum Beispiel aufgrund von Arbeitslosigkeit, Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen wirken sich somit negativ auf den Rentenanspruch aus. Aber auch Erwerbstätige im Niedriglohnsektor beziehen aufgrund ihres niedrigen Einkommens geringere Renten. Das dürfte auch erklären, warum deutlich mehr Frauen von Altersarmut betroffen sind als Männer: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, übernehmen mehr unbezahlte Care-Arbeit und beziehen im Schnitt geringere Einkommen als Männer.

Wie wird Altersarmut gemessen?

Als Indikator für relative Einkommensarmut für Menschen im Alter wird genau wie bei genereller Armut die sogenannte Armutsgefährdungsquote verwendet. Als armutsgefährdet gilt jemand, der weniger als 60 Prozent des Medians des Äquivalenzeinkommens der Bevölkerung zur Verfügung hat. Dabei werden das gesamte Einkommen eines Haushalts sowie Anzahl und Alter der Haushaltsmitglieder berücksichtigt. Diese werden unterschiedlich gewichtet, es wird angenommen, dass in größeren Haushalten Einsparungseffekte durch gemeinsame Nutzung von z.B. Wohnraum oder Haushaltsgeräten entstehen. Der Schwellenwert für Armutsgefährdung lag im Jahr 2022 für Alleinlebende bei monatlich 1.189 Euro netto. Liegt das Einkommen einer alleinlebenden Person darunter, gilt sie als armutsgefährdet.
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.
Veröffentlicht von Martin Mohr, 27.03.2024

Key insights

Armutsgefährdungsquote von Senioren
17,5 %
Empfänger von Grundsicherung im Alter
659.000
Gender Pension Gap
28 %
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