Kinderwunsch: ja oder nein?
Kinderwunsch ist ein sensibles Thema, denn nicht jede:r kann oder möchte Kinder bekommen. Obgleich diese Entscheidung sehr persönlich ist, werden besonders kinderlose Paare häufig nach ihrer Familienplanung gefragt. Vor allem viele Frauen fühlen sich daher unter Druck gesetzt, Kinder zu bekommen. Auch in der heutigen Gesellschaft entspricht es der sozialen Erwartung, Eltern zu werden und es wird häufig vermittelt, dass im Kinderkriegen der hauptsächliche Lebenssinn besteht. Einer Parship-Umfrage aus dem Jahr 2021 zufolge wünscht sich rund die Hälfte der kinderlosen Befragten zukünftig Nachwuchs. 28 Prozent der befragten Frauen gaben im Rahmen dieser Umfrage an, sich keine Kinder zu wünschen, während es bei den Männern elf Prozent waren. Auch bei den Jugendlichen ist das Thema Kinderwunsch präsent: Mit 68 Prozent ist der Anteil der Jugendlichen mit Kinderwunsch sogar etwas höher. Doch innerhalb der Alters- und Geschlechterverteilung sind Unterschiede erkennbar.Die Gründe, sich für oder gegen Kinder zu entscheiden, sind vielfältig und die Entscheidung nicht immer eine leichte. Freude, mehr Erlebnisse, Weitergabe der eigenen Gene und ein tieferer Lebenssinn sind die häufigsten Argumente der Deutschen für das Kinderkriegen. Die häufigsten Gründe gegen das Kinderkriegen sind derweil die Abhängigkeit, Gebundenheit an eine Struktur sowie die Verantwortung. Von 56 Prozent der Personen wurde zudem das Argument der finanziellen Belastung genannt.
Der Beschluss, Kinder zu bekommen, sollte bei jedem und jeder Einzelnen liegen und eine freie Entscheidung sein. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov aus dem Januar 2022 würden sich 39 Prozent der 18- bis 24-jährigen Eltern heute nicht nochmal dazu entscheiden, Kinder zu bekommen. Unter den über 55-Jährigen stimmten derweil 17 Prozent der Aussage "Wenn ich mich heute noch einmal entscheiden könnte, würde ich keine Kinder mehr bekommen wollen." zu. Über alle Altersklassen hinweg gaben nur 20 Prozent an, dass sie es bereuen, Kinder bekommen zu haben.
Wie erleben Mütter und Väter ihre Elternrollen?
Entscheidet man sich dazu, Kinder in die Welt zu setzen, geht dies mit großer Verantwortung und häufig auch mit Unsicherheiten in Sachen Kindererziehung einher. Laut einer Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wurde, ist der Großteil der Eltern der Meinung, dass die Ansprüche und Erwartungen an sie heute höher sind als früher. Insbesondere in Bezug auf die Organisation unter den Elternteilen und die Anforderungen an die Bildung und Förderungen der Kinder sehen die Eltern die größten Veränderungen zu früher. Die Hälfte ist der Meinung, dass Kinder zu haben, heute viel teurer ist als früher.Einer Studie der Bepanthen-Kinderförderung zufolge fühlt sich knapp ein Viertel der befragten Eltern mit Kindern zwischen 6 und 16 Jahren durch ihre Elternrolle gestresst. Die Mehrheit von insgesamt 77 Prozent stimmte der Aussage "Mutter/Vater zu sein, stresst mich." eher bzw. gar nicht zu. Der Druck auf die Eltern wird durch das Vermitteln von unrealistischen Idealbildern, insbesondere über die sozialen Netzwerke wie Instagram, sowie in Form von Kritik und ungefragten Ratschlägen von unbeteiligten Personen noch verstärkt. Vor allem Mütter lassen sich von Kritik verunsichern und haben das Gefühl, schlechte Eltern zu sein.
Insgesamt stehen Frauen, was die Kindererziehung und Kinderbetreuung angeht, stärker unter Druck als die Väter, denn trotz Berufstätigkeit übernehmen in Deutschland in erster Linie die Frauen die unbezahlte Arbeit bei der Kinderbetreuung (Gender Care Gap): Haushalt, Versorgung und Kinderbetreuung sind Aufgaben, die immer noch hauptsächlich in das Aufgabengebiet der Frauen fallen, während sich die Männer um die Finanzen und Handwerkliches kümmern. Die Hälfte der Frauen ist der Meinung, dass die Aufteilung bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung nicht gerecht erfolgt. Diese Schieflage wurde durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt.
Wie wird die Kinderbetreuung organisiert?
Nach der Geburt des Kindes entscheiden sich viele Eltern für die eigene Betreuung in Form von Elternzeit: Im Jahr 2019 betrug die Elternzeitquote von Eltern mit dem jüngsten Kind unter drei Jahren 20,9 Prozent, während sie bei Eltern mit dem jüngsten Kind unter sechs Jahren mit 12,6 Prozent deutlich abnahm. Dabei ist die Elternzeitquote unter den Müttern deutlich höher im Vergleich zu den Vätern. Zudem war die häufigste Begründung für erwerbstätige Frauen in Deutschland einer Teilzeitbeschäftigung und nicht einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, mit rund 30,5 Prozent, die "Betreuung von Kindern und erwerbsunfähigen Erwachsenen".In Deutschland können sich Eltern zwischen einer Bandbreite an Kinderbetreuungsangeboten entscheiden. Dabei stehen die zeitweise Betreuung außerhalb der Familie in Form von Babysittern oder Au-pairs sowie eine öffentlich organisierte Betreuung (z. B. Kindertagesstätten, Vorschulen, betriebliche Betreuungsangebote oder Ganztagsschulen) zur Auswahl. Bei der Entscheidung für die Art der Kinderbetreuung spielt unter anderem der Umstand der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die finanzielle Lage der Familie eine Rolle.
Sobald das Kind älter ist, entscheiden sich die Erziehungsberechtigten häufiger für externe Betreuungsangebote in Kindertageseinrichtungen (KiTas). So betrug die Betreuungsquote von drei- bis sechsjährigen Kindern im Jahr 2021 durchschnittlich 91,9 Prozent, während sie bei unter Dreijährigen bei rund 34,4 Prozent lag. Die Betreuungsquote zeigt den Anteil der betreuten Kinder in Kindertagesbetreuung an allen Kindern dieser Altersgruppe.
Doch die Suche nach einem Platz in einer Kinderbetreuungsstätte wird für Eltern häufig zu einer Geduldsprobe, denn sie kann mit hohem Aufwand und einer langen Wartezeit verbunden sein. Insbesondere in Großstädten und dicht besiedelten Gebieten sind die Plätze oft knapp und die Wartelisten der KiTas lang.