Statistiken zur Republik Moldau
Republik Moldau: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Gesamtbevölkerung von Moldau hat im Jahr 2022 rund 3,3 Millionen Menschen betragen. Die größte Stadt Moldaus ist die Hauptstadt Chișinău mit rund 532.513 Einwohner:innen (2023). Die Fertilitätsrate in der Republik Moldau hat im Jahr 2022 bei rund 1,8 Kindern je Frau gelegen. Wäre Moldau bereits Mitglied der Europäischen Union, würde das Land die vierthöchste Fertilitätsrate in der Europäischen Union aufweisen. Dennoch liegt die Fertilitätsrate in Moldau deutlich unterhalb des Bestandserhaltungsniveaus von rund 2,1 Kindern je Frau, das benötigt wird, um die Population zumindest stabil zu halten.Das Bevölkerungswachstum der Republik Moldau war von 1995 bis 2020 durchgängig negativ, die Einwohnerzahl hat sich kontinuierlich verringert. Im Jahr 2022 erhöhte sich die Gesamtbevölkerung der Republik Moldau um geschätzt rund 13,75 Prozent, womit das Land auch die Rangliste der Länder mit dem höchsten Bevölkerungswachstum 2022 anführte. Dieser ungewöhnlich hohe Anstieg lässt sich nur durch den Kriegsausbruch in der Ukraine und den hierdurch ausgelösten multiplen Fluchtbewegungen erklären, die auch in Polen, der Slowakei und Ungarn das hohe Bevölkerungswachstum im Jahr 2022 bedingen. Für das Jahr 2023 wird ein Bevölkerungsrückgang in der Republik Moldau von rund -3,59 Prozent prognostiziert.
Migration und Ausländer in der Republik Moldau
Der starke Anstieg des Bevölkerungswachstums in Moldau im Jahr 2022 ist durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine zu erklären. Zwischen Februar 2022 und November 2023 haben rund 974.150 Menschen aus der Ukraine die Grenze nach Moldau übertreten, womit Moldau zu den Nachbarländern der Ukraine mit den meisten Grenzübertritten seit Kriegsbeginn zählt. Auch der Migrationssaldo der Republik Moldau ist im Jahr 2022 leicht angestiegen. Im Jahr 2022 sind 5.928 Personen dauerhaft in die Republik Moldau eingewandert, während im gleichen Zeitraum 3.271 Personen dauerhaft aus Moldau ausgewandert sind. Somit ergibt sich für die Republik Moldau im Jahr 2022 ein positiver Migrationssaldo/Wanderungssaldo von 2.657 Personen.Der Migrationssaldo ukrainischer Staatsangehöriger in der Republik Moldau hat im Jahr 2022 einen neuen Höchststand von rund 801 Ukrainer:innen erreicht. Da der Migrationssaldo nur die langfristigen Migrationsbewegungen beschreibt, werden valide Zahlen zur Migration ukrainischer Staatsbürger:innen in und aus der Republik Moldau erst im Berichtsjahr 2023 zur Verfügung stehen.
Warum ist der Migrationssaldo für die Republik Moldau im Jahr 2022 so gering, trotz der hohen Flüchtlingszahlen aus der Ukraine?
Diese Diskrepanz ergibt sich aus der unterschiedlichen Erfassung bzw. Zählweise der Zuzüge.
- Grenzübertritte Die Erfassung der Grenzübertritte hat die geringste Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Einwanderung, es handelt sich um eine sogenannte nicht-personalisierte Fallstatistik. Es werden nur die reinen Grenzübertritte erfasst, unabhängig davon, ob die Person die Grenze mehrfach überquert oder nur auf der Durchreise ist.
- Registrierte Flüchtlinge Dieser Wert ist stets sehr viel geringer als die Grenzübertritte. Die Menschen werden zumeist beim Grenzübertritt von den lokalen Behörden als (Kriegs-)Flüchtlinge individuell, also personalisiert erfasst, womit ein besonderer Rechts- und Schutzstatus der Person nach der Genfer Flüchtlingskonvention einhergeht. Aber auch in diesem Fall kann die geflüchtete Person wieder aus- und weiterreisen.
- Einwanderungen - Migration Diese Zahlen sind zumindest im Kontext der harmonisierten methodischen Grundlage der Europäischen Union stets geringer als die Grenzübertritte oder Flüchtlingszahlen. Bei den Zahlen zu Einwanderungen und Auswanderungen von Migranten und Migrantinnen werden nur die langfristigen Migrationsbewegungen abgebildet. Diese werden definiert, als die dauerhafte Verlagerung des Lebensmittelpunktes, dauerhaft meint hier einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten. Eine Person, die bspw. im April 2022 in die Republik Moldau eingewandert ist, wird nur im Folgejahr 2023, wenn wenn die Person ihren ersten Wohnsitz wenigstens 12 Monate in der Republik Moldau gemeldet hat, als offizielle Einwanderung in den Migrationsstatistiken abgebildet.
Die Anzahl moldauischer Staatsbürger:innen in den EU-Mitgliedstaaten hat im Jahr 2022 rund 221.176 Personen betragen, wovon die meisten in Italien leben, das aufgrund der sprachlichen Nähe zum Rumänischen auch bevorzugtes Einwanderungsziel von rumänischen Staatsangehörigen in der EU ist. Im Verhältnis zur moldauischen Gesamtbevölkerung leben zwischen sieben bis 15 Prozent der Menschen mit moldauischer Staatsangehörigkeit in der Diaspora, weswegen auch der Anteil der Rücküberweisungen von moldauischen Emigranten am Bruttoinlandsprodukt mit rund 14,1 Prozent im Jahr 2022 bemerkenswert hoch ist.
Wirtschaftsdaten der Republik Moldau
Das Bruttoinlandsprodukt der Republik Moldau hat im Jahr 2022 rund 14,55 Milliarden US-Dollar betragen. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl ergibt sich ein BIP pro Kopf in Moldau von rund 5.726 US-Dollar (ca. 5.350 Euro, Stand 31.12.2022). Verglichen mit dem BIP pro Kopf der EU-Beitrittskandidaten würde Moldau sich damit zwischen Albanien und Nordmazedonien eingruppieren. Nachdem die Wirtschaftsleistung im Jahr 2021 noch um rund 13,9 Prozent gewachsen ist, hat der Rückgang des Wirtschaftswachstums in der Republik Moldau im Jahr 2022 rund -4,98 Prozent betragen. Damit belegt Moldau Rang sechs unter den Ländern mit dem geringsten Wirtschaftswachstum im Jahr 2022. Für das Jahr 2023 wird ein positives Wirtschaftswachstum von rund 2,01 Prozent prognostiziert. Die Arbeitslosenquote der Republik Moldau ist seit der Unabhängigkeit rückläufig und hat im Jahr 2022 bei rund 4,6 Prozent gelegen. Damit verzeichnet Moldau die niedrigste Arbeitslosenquote der Beitrittskandidaten der Europäischen Union. Die Inflationsrate der Republik Moldau hat im Jahr 2022 rund 28,6 Prozent betragen, womit Moldau den 13. Platz unter den Ländern mit der höchsten Inflationsrate weltweit einnimmt.Außenwirtschaft der Republik Moldau
Das Leistungsbilanzsaldo der Republik Moldau ist seit der Unabhängigkeit kontinuierlich negativ. Im Jahr 2022 erzielte Moldau mit rund -2,1 Milliarden US-Dollar das bisher höchste Leistungsbilanzdefizit. Dies gilt auch für die Handelsbilanz, die den größten Bestandteil der Leistungsbilanz darstellt. Das Handelsbilanzsaldo der Republik Moldau ist stets negativ gewesen und das Defizit erreichte im Jahr 2022 mit einem Wert von rund 4,9 Milliarden US-Dollar den bisherigen Rekordwert. Das Land importiert kontinuierlich mehr Waren als es im gleichen Zeitraum exportiert.Export
- Export von Gütern in Moldau: Moldau hat im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 4,3 Milliarden US-Dollar exportiert.
- Wichtigste Exportgüter für Moldau: Die wichtigsten Exportgüter der Republik Moldau im Jahr 2022 sind Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33) mit einem Exportanteil von rund 12,9 Prozent gewesen. Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke (SITC Abschnitt 77) sind mit einem Exportanteil von rund 12,2 Prozent die zweitwichtigste Warengruppe im Export der Republik Moldau.
- Wichtigste Exportländer für Moldau: Der wichtigste Exportpartner für die Republik Moldau im Jahr 2022 ist Rumänien mit einem Exportanteil von rund 28,6 Prozent gewesen. Es folgen die Ukraine (rund 16,6 Prozent) und Italien mit einem Exportanteil von rund 7,6 Prozent. Russland ist mit einem Exportanteil von rund 4,4 Prozent nach der Türkei und Deutschland nur der sechstwichtigste Handelspartner im Export für die Republik Moldau.
Import
- Import von Gütern in Moldau: Moldau hat im Jahr 2022 Güter im Wert von rund 9,2 Milliarden US-Dollar importiert.
- Wichtigste Importgüter für Moldau: Die wichtigsten Importgüter der Republik Moldau im Jahr 2022 sind ebenfalls Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33) mit einem Importanteil von rund 16,7 Prozent gewesen. Gas (SITC Abschnitt 34) ist mit einem Importanteil von rund 9,2 Prozent die zweitwichtigste Warengruppe im Import der Republik Moldau.
- Wichtigste Importländer für Moldau: Der wichtigste Importpartner für die Republik Moldau im Jahr 2022 ist Rumänien mit einem Importanteil von rund 17,9 Prozent gewesen. Es folgen Russland (12,4 Prozent) und China (10,3 Prozent).
Fragile Souveränität - Krieg in der Ukraine, Transnistrien-Konflikt und das Verhältnis zu Russland und der EU
Der Republik Moldau kommt durch ihre geografische Lage eine bedeutsame Rolle im Ukraine-Krieg zu. Im Westen grenzt sie an Rumänien und wird ansonsten vollständig von der Ukraine umschlossen. Somit stellt die Republik Moldau für viele Menschen in der Ukraine einen wichtigen Fluchtkorridor dar. Insgesamt sind in Moldau seit Kriegsbeginn über 110.000 individuelle Flüchtlinge aus der Ukraine registriert worden. Dies entspricht rund 3,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Moldaus. Trotzdem haben rund 63 Prozent der befragten Moldauer:innen in einer Umfrage von September 2023 zur weiteren Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge der Aussage sehr oder eher zugestimmt, dass Moldau ukrainischen Flüchtlingen weiterhin Hilfe anbieten soll.Der Republik Moldau und der Ukraine wird regelmäßig von Russland vorgeworfen die unabhängige Region Transnistrien angreifen und Russland damit provozieren zu wollen. Transnistrien hat sich Anfang der 1990er Jahre mit der Hilfe Russlands in einem militärischen Konflikt einseitig von der Republik Moldau gelöst. International wird Transnistrien nicht als eigenständiger Staat anerkannt und gehört völkerrechtlich zur Republik Moldau. Für die Sezession konnten die transnistrischen Separatisten auf militärische Hilfe aus Russland zählen und das Gebiet ist seitdem ökonomisch und militärisch von Russland abhängig. Die Regierung wird international als russischer Vasall bzw. russisches Marionettenregime bewertet. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen in Transnistrien hat die Wahlbeteiligung bei rund 35 Prozent gelegen. Wesentlich häufiger stimmen die Bürger:innen mit den Füßen ab und verlassen das Gebiet, das seit der Sezession rund die Hälfte der Gesamtbevölkerung eingebüßt hat.
Beobachter:innen warnen in diesem Zusammenhang auch vor einer Destabilisierung der Republik Moldau durch Russland, das im okkupierten moldauischen Landesteil Transnistrien weiterhin rund 1.500 Soldaten "zur Sicherung des Friedens" stationiert hält. In einer Umfrage in Moldau zur ausgehenden Gefahr von Russland im September 2023 haben allerdings rund die Hälfte der Befragten angegeben, dass ihrer Meinung nach nur wenig oder keine Gefahr von Russland für die Republik Moldau ausgehe, während rund 40 Prozent der Befragten Russland sehr wohl als eine Gefahr für Moldau bewerten. Auch die Regierung und die Menschen in Moldau sähen eine mögliche Wiederangliederung nicht nur positiv, könnte die Aufnahme mehrheitlich russophiler Bürger:innen auch das fragile politische Kräfteverhältnis in der Republik Moldau zu Gunsten einer pro-russischen Politik verändern.
Die Republik Moldau ist im Moment wie die Ukraine weder Mitglied der NATO noch der Europäischen Union und genießt somit keine Sicherheitsgarantien der Bündnisse. Laut einer Umfrage zum Beitritt der Republik Moldau zur NATO im September 2023 haben rund 46 Prozent der Befragten angegeben, dass sie gegen einen Beitritt zur NATO stimmen würden.
64 Prozent der befragten Moldauer:innen sind der Meinung, dass Neutralität die größte Sicherheit für die Republik Moldau garantiert, wie eine Umfrage zu Sicherheitsoptionen der Republik Moldau zeigt.
Zur Europäischen Union möchte das südosteuropäische Land seit seinem Beitrittsantrag vom 3. März 2022 dazugehören, auch wenn sich die Mehrheit der moldauischen Staatsbürger:innen nicht oder überhaupt nicht mit der EU verbunden fühlt.
Nach der Umfrage des Eurobarometers in Moldau nach der Verbundenheit mit der EU haben nur 42 Prozent der Menschen in Moldau angegeben sich sehr oder ziemlich mit der Europäischen Union verbunden zu fühlen.
Gleichzeitig ist die Europäische Union in einer Umfrage in Moldau zum wichtigsten wirtschaftlichen Partner als auch in einer Umfrage zum wichtigsten politischen Partner jeweils als wichtigster Partner bewertet worden.
Es erstaunt in diesem Zusammenhang nicht, dass die Republik Moldau zu den fragilsten Staaten in Europa gehört. Gegenwärtig ist schwer abzuschätzen, wie sich die Situation in der Republik Moldau weiterentwickelt. Auch wenn die Europäische Union die Gefahr an ihrer Außengrenze erkannt hat und die demokratischen Kräfte des Landes stützt sowie substanzielle ökonomische Hilfen leistet, wird eine Beruhigung der politischen Lage in Moldau entscheidend für die Aufnahme in die Europäische Union sein.