Die Hälfte der im Deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Gewerkschaften verzeichneten 2023 im vergleich zum Vorjahr einen Mitgliederzuwachs. Dazu zählen ver.di (+2,2 Prozent), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ((+1,1 Prozent), die Gewerkschaft der Polizei (+2,0 Prozent) und die Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (+1,3 Prozent). Die übrigen Gewerkschaften, darunter auch die mitgliederstärkste IG Metall, haben dagegen mehr Mitgliederverluste als -zugewinne gemeldet.
Zu den Zuwächsen haben laut ver.di Chef Frank Werneke folgende Faktoren beigetragen: "Die wirtschaftliche Lage und der wachsende Fach- und Arbeitskräftemangel sorgen dafür, dass die Menschen zunehmend ihre Zurückhaltung aufgeben und bereit sind, für ihre Forderungen einzutreten". Eine langfristige Trendwende könne aus der aktuellen Entwicklung jedoch nicht abgeleitet werden, so Werneke.
Alle Gewerkschaften leiden weiterhin unter dem demografischen Wandel: viele ältere Mitglieder kündigen, gehen in den Ruhestand oder sterben. Im Jahr 2022 betrug die Anzahl der Mitglieder in den DGB-Gewerkschaften in Deutschland rund 5,64 Millionen. Vor 10 Jahren waren es noch 6,15 Millionen, vor 20 Jahren gar 7,7 Millionen Mitglieder.
Gewerkschaften sind Vereinigungen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die sich für die berufspolitischen Belange ihrer Mitglieder einsetzen und deren Interessen vertreten. Das Recht für alle Beschäftigten, Gewerkschaften zu bilden, um ihre arbeitsbezogenen Interessen zu wahren, ist im Grundgesetzt in Artikel 9, Absatz 3 verankert. Zur Durchsetzung ihrer Ziele (meist bezüglich Lohn, Urlaubstagen und Pausenregelungen) können von der Gewerkschaften Streiks als Druckmittel eingesetzt werden.