Emil* kommt heute schon kurz nach dem Mittagessen nachhause. Der Fünfjährige aus dem niedersächsischen Oldenburg ist zwar kerngesund. Doch seine Kita kann die ganze Woche über keine Nachmittagsbetreuung anbieten. Der Grund: Personalmangel. Eine Mitarbeiterin für den Spätdienst fällt bereits seit einem Jahr aus. „Weder Personaldienstleister können einen Ersatz bieten, noch melden sich Bewerber auf unsere Ausschreibungen“, schreibt die Leiterin an die Eltern.
Emils Kita ist kein Einzelfall. Bundesweit sind Kindertagesstätten am Limit. Es gibt zu wenige Erzieher:innen, um den Bedarf von Eltern nach Kinderbetreuung zu gewährleisten. Und von den wenigen, die im Dienst sind, sind viele krank. Im März veröffentlichte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die DLKL-Studie 2023, eine Umfrage unter knapp 5.000 Kitaleitungen in Deutschland. Das Ergebnis: Ein Hilferuf. Jede zweite Kita musste demnach in den vergangenen Monaten die Öffnungszeiten reduzieren. Rund 36 Prozent der Einrichtungen sahen sich gezwungen, fachfremdes oder nur eingeschränkt geeignetes Personal durch den Träger einzustellen. Und in 14 Prozent der Kitas kamen Erzieher:innen wieder zum Einsatz, die bereits im Ruhestand waren, wie die Statista-Infografik zeigt.
"Die Fachkräfte arbeiten mit großem Einsatz", sagt Claudia Geisler, Leiterin des Hauptstadtbüros vom Deutschen Kitaverband, zu den Ergebnissen der DKLK-Studie. Doch es kämen mehrere Krisen zusammen. Nach der Corona-Pandemie folgten den Winter über viele Krankheitswellen hintereinander, die sowohl Kinder als auch Fachkräfte betrafen. "Da ist die Belastung für die Teams weiterhin sehr hoch."
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