Die Welt verliert jährlich $483 Milliarden durch Steuermissbrauch multinationaler Unternehmen und wohlhabender Individuen. Besonders schädlich ist dieser Verlust für einkommensschwächere Länder, die große Teile ihres öffentlichen Budgets durch solche Aktivitäten einbüßen. Von den verlorenen $483 Milliarden gehen $171 Milliarden auf das Konto der Steuerhinterziehung durch reiche Einzelpersonen, ermöglicht durch finanzielle Geheimhaltung und Schlupflöcher. Darunter fallen etwa Steuervergehen, Geldwäsche und damit verbundene Korruption sowie Sanktionsumgehungen.
Der Financial Secrecy Index untersucht die Finanz- und Rechtssysteme jedes Landes, um die Hauptverantwortlichen für den Steuerraub zu identifizieren und gesetzliche Schlupflöcher aufzudecken. Eine hohe Bewertung bedeutet dementsprechend, dass diese Länder es Individuen leicht machen ihre finanziellen Machenschaften vor dem Gesetz zu verbergen. Der Index basiert u.a. auf dem sogenannten Geheimhaltungswert und dem Anteil des jeweiligen Landes am globalen Markt für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen.
Laut aktuellem Bericht konnte der Grad der weltweiten Finanzgeheimnisse zuletzt leicht verringert werden. Grund dafür sind striktere Durchsetzung von Eigentümerregistrierungsgesetzen und verbesserte internationale Kooperationen.
Erheblich behindert wird dieser Fortschritt allerdings durch G7-Staaten wie den USA und auch Deutschland. Die USA stehen im Financial Secrecy Ranking mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz. Deutschlands schlechtes Abschneiden im Index ist hauptsächlich auf die unzureichende Umsetzung neuer Transparenzgesetze zurückzuführen, die das Land vor der Ausgabe 2020 des Financial Secrecy Index verabschiedet hat. Durch die neuen Gesetze, die verlangen, dass wirtschaftliche Profiteure von Unternehmen, Stiftungen und Partnerschaften ihre Informationen registrieren, fiel Deutschland erstmals 2020 aus den Top 10 des Index. Die Einschränkungen des öffentlichen Zugang zu diesen Informationen, haben Deutschland allerdings wieder auf den siebten Rang befördert.