Daten & Fakten zum Fachkräftemangel in Deutschland
Welche Branchen sind besonders stark betroffen?
Nach der Corona-Krise erholte sich der Arbeitsmarkt in Deutschland spürbar, Unternehmen investierten erneut in ihre Struktur und suchten neues Personal. Die Anzahl der offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt stieg im Jahr 2022 gegenüber den Krisenjahren 2020 und 2021 deutlich an. Im Jahr 2023 flachte diese Entwicklung wieder etwas ab. Die Berufsgruppen mit den meisten offenen Stellen sind in der Verkehr- und Logistikbranche, dem Sektor der Verkaufsberufe (z.B. im Einzelhandel) sowie dem medizinischen Gesundheitsberufen (z.B. im Bereich der Pflege) zu finden. Unter den Berufsgruppen mit meisten gemeldeten offenen Arbeitsstellen befinden sich zudem zahlreiche Handwerksberufe. Viele handwerkliche Unternehmen bemängeln seit Jahren fehlende Auszubildende – die Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze lag im Jahr 2022 bei fast 70.000 Stellen. Am längsten blieben Stellen im Bereich Schauspiel, Tanz und Bewegungskunst nach der Ausschreibung unbesetzt. Arbeitgeber:innen mussten in diesem Engpassberuf eine Vakanzzeit von durchschnittlich 293 Tage auf geeignetes Personal warten, bis die ausgeschrieben Stelle nachbesetzt werden konnte. Bei der Betrachtung der Vakanzzeit nach einzelnen Wirtschaftszweigen lag das Baugewerbe ebenfalls deutlich über der 200-Tage-Marke.Wie kann das Problem des Fachkräftemangels gelöst werden?
Die Ursachen für den Mangel an qualifiziertem Personal sind vielschichtig und unterscheiden sich von Region, Beruf, individueller Qualifikation oder anderen Faktoren. Auf der einen Seite können Unternehmen vieles dafür tun, um als Arbeitgeber attraktiv zu wirken und Personal anzulocken – von finanziellen Anreizen wie dem Gehalt zu flexiblen Arbeitszeiten und Home Office. Jedoch existieren zahlreiche strukturelle Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt, die den Fachkräftemangel beschleunigen.Durch den Demografischen Wandel rücken weniger Nachwuchskräfte auf den Arbeitsmarkt nach. Zwar wurde das Renteneinstiegsalter in den vergangenen Jahren schrittweise angehoben, dennoch arbeiten in vielen Branchen Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer über das Rentenalter hinaus, weil ihre Stelle nicht nachbesetzt werden konnte. In einigen Regionen wandern immer mehr Nachwuchskräfte ab, das Ausmaß der Landflucht und der Urbanisierung nimmt in Deutschland stetig zu. Durch den Ausbau der Digitalisierung und anderer relevanter Infrastruktur kann die Attraktivität ländlicher Regionen gesteigert werden und die Abwanderung in die Städte reduzieren.
Potenziale schlummern sicherlich in der Anzahl der arbeitslosen Personen, die durch Umschulungen und Weiterbildungen in Berufe mit großem Personalmangel integriert werden könnten. Zudem könnte eine verbessertes Betreuungsangebot von Kindern und Jugendlichen den Eltern helfen, Familie und Beruf zu vereinen. Die Erwerbstätigenquote erreichte zuletzt rund 81 Prozent, dabei lag die Quote unter den Männern über dem Durchschnitt, die Frauen entsprechend darunter. Die Gründe für den Geschlechterunterschied liegt in erster Linie in der weiterhin dominierenden Rollenverteilung in der Kinderbetreuung. Einige Branchen werben indes im Ausland um qualifiziertes Personal, um offenen Stellen zu besetzen. Die Anzahl der Zuwandernden muss in den zukünftigen Jahren aller Voraussicht hoch bleiben, damit der deutschen Wirtschaft genügend Personal zu Verfügung steht.