Fachkräftemangel in Deutschland - Daten & Fakten
Welche Branchen sind besonders stark betroffen?
Die Anzahl der offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt nahm in den letzten Jahren tendenziell ab. Die Berufsgruppen mit den meisten offenen Stellen sind Verkaufsberufe (z.B. Einzelhandel) und medizinische Gesundheitsberufe (z.B. Pflege). Unter den Berufsgruppen mit den meisten offenen Arbeitsstellen befinden sich zudem zahlreiche Handwerksberufe.Engpassberufe weisen teilweise Vakanzzeiten von mehr als 270 Tagen auf. Das heißt, Arbeitgebende müssen durchschnittlich fast ein Dreivierteljahr auf geeignetes Personal warten, bis die ausgeschriebene Stelle nachbesetzt werden kann. Vor allem für Berufe im Baugewerbe sind die Vakanzzeiten überdurchschnittlich lang. Viele handwerkliche Unternehmen bemängeln außerdem seit Jahren einen Mangel an Auszubildenden. Die Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze in Deutschland lag im Jahr 2023 bei über 73.000 Stellen – Tendenz steigend.
Ursachen des Fachkräftemangels – und mögliche Lösungen
Zwar können Unternehmen einiges dafür tun, um als Arbeitgeber attraktiv zu wirken und Personal anzulocken – von finanziellen Anreizen wie dem Gehalt bis zu flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice. Jedoch existieren zahlreiche strukturelle Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt, die den Fachkräftemangel verschärfen.Durch den demografischen Wandel sinkt der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Zwar wurde das Renteneinstiegsalter in den vergangenen Jahren schrittweise angehoben, dennoch können in vielen Branchen Stellen nicht nachbesetzt werden, weil Nachwuchskräfte fehlen. In einigen Regionen wandern die Nachwuchskräfte außerdem ab, das Ausmaß der Landflucht und der Urbanisierung in Deutschland nimmt stetig zu. Entgegenwirken könnte man hier durch den Ausbau der Digitalisierung und anderer relevanter Infrastruktur zur Steigerung der Attraktivität ländlicher Regionen.
Potenziale schlummern darüber hinaus in der Anzahl der arbeitslosen Personen, die durch Umschulungen und Weiterbildungen in Berufe mit großem Personalmangel integriert werden könnten. Zudem könnte eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie förderlich sein. Die Erwerbstätigenquote erreichte zuletzt rund 81 Prozent. Dabei lag die Quote der Männer über dem Durchschnitt, die der Frauen entsprechend darunter. Die Gründe für den Geschlechterunterschied liegen in erster Linie in der weiterhin dominierenden Rollenverteilung in der Kinderbetreuung. Der Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen wird vielfach eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels zugeschrieben. Einige Branchen werben indes im Ausland um qualifiziertes Personal, um offene Stellen zu besetzen. Die Anzahl der Zuwandernden muss in den zukünftigen Jahren aller Voraussicht nach hoch bleiben, damit der deutschen Wirtschaft genügend Personal zur Verfügung steht.
Der Fachkräftemangel stellt eine Herausforderung dar, die nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, sondern auch die deutsche Wirtschaft gefährden kann. Zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs müssen daher Lösungen für die strukturellen Probleme des deutschen Arbeitsmarkts gefunden werden.