Die Wälder der Erde
Wo gibt es welche Wälder?
Wälder lassen sich drei Ökotypen zuordnen, die jeweils in unterschiedlichen Vegetationszonen der Erde liegen.- Die nördlichste Vegetationszone, in der Bäume wachsen, ist die boreale Nadelwaldzone. Hier ist es kalt und trocken, es dominieren Fichten, Kiefern, Tannen und Lärchen. Zu den borealen Nadelwäldern gehört auch die größte zusammenhängende Waldfläche der Erde: die mehr als 670 Millionen Hektar große Taiga. Die Taiga ist größer als die Regenwälder Brasiliens und nach Auffassung vieler Wissenschaftler extrem wichtig für das Weltklima. Sie ist auch die letzte Bastion des Sibirischen Tigers.
- In der gemäßigten Klimazone findet man nördliche Nadelwälder, Mischwälder und Laubwälder. Die deutschen Wälder liegen ebenfalls in der gemäßigten Zone. In diesen sind Nadelbäume und Laubbäume in etwa gleichen Teilen vorhanden; die häufigsten Bäume in deutschen Wäldern sind Fichten, Kiefern und Buchen.
- Der größte Teil der globalen Waldfläche liegt in der tropischen Klimazone. Hier befinden sich auch die besonders artenreichen tropischen Regenwälder: Alle Regenwälder der Erde bedecken zusammen etwa sieben Prozent der weltweiten Landfläche, beheimaten jedoch rund die Hälfte aller existierender Tier- und Pflanzenarten. Der größte zusammenhängende Regenwald liegt in Südamerika im Amazonasbecken. Seine Fläche übertrifft alle übrigen Regenwälder der Erde zusammengenommen.
Waldverlust und Waldzuwachs
Jedes Jahr geht ein Teil der globalen Wälder verloren (seit 1990 eine Fläche von etwa 187 Millionen Hektar). Afrika ist dabei die Weltregion mit dem höchsten Netto-Waldverlust, gefolgt von Südamerika. Insbesondere tropische Wälder sind bedroht. Alleine in Brasilien wurden 2023 rund 1,14 Millionen Hektar Regenwald vernichtet. Eine der primären Ursachen für den Waldverlust sind Rodungen für landwirtschaftliche Zwecke: Die Tropen spielen eine wachsende Rolle in der globalen Produktion von Agrarprodukten. Entsprechend hoch ist der Druck auf das Land; Wälder werden abgeholzt oder niedergebrannt, um Ackerfläche und Weideland zu schaffen. In Südostasien vernichtet man tropische Wälder, um Plantagen anzulegen. Südamerikanische Wälder werden vor allem gerodet, um Weideland für die Viehhaltung zu gewinnen. In tropischen afrikanischen Staaten wie der Demokratischen Republik Kongo ist dagegen der Wanderfeldbau primärer Treiber der Entwaldung.Aber nicht in allen Weltregionen schrumpft die Waldfläche. Europa, Asien und Ozeanien konnten in den letzten Jahren insgesamt einen Zuwachs an Wald verzeichnen. Den Luxus geschützter Wälder können sich allerdings vor allem reiche Länder leisten, weil sie Nahrungsmittel und pflanzliche Rohstoffe importieren. Andere Länder müssen für den Anbau von Pflanzen immer mehr Ackerfläche zur Verfügung stellen. Zudem sagt der Zuwachs an Waldfläche alleine noch nichts über den Zustand der Wälder aus. Schon seit einiger Zeit werden in deutschen Wäldern Schäden registriert, die sich vor allem im Nadel- und Blattverlust zeigen. Diese Schäden werden durch Luftschadstoffe und Bodenversauerung hervorgerufen. Ein anderer Grund für den schlechten Zustand der Wälder ist der Klimawandel, an den sich Bäume nur sehr langsam anpassen können.
Wie viel Natur steckt im Wald?
Mit den Begriffen "Urwald" oder "Primärwald" bezeichnet man Wälder, die ohne signifikante menschliche Eingriffe gewachsen sind. Zu ihnen gehören zum Bespiel die tropischen Regenwälder. Wird ein Primärwald abgeholzt, wächst an seiner Stelle, wenn sich der Mensch nicht einmischt, ein ebenfalls natürlicher Sekundärwald. Es gibt auf der Welt aber auch viele Wälder, die von Menschen angelegt und reguliert werden: Je nach Art nennt man sie Nutzwälder, Plantagenwälder oder Forste. Eine Schwäche von globalen Daten zur Waldentwicklung ist häufig, dass es sich um Nettoangaben handelt. So kann zum Beispiel ein Verlust von Sekundärwäldern durch die Zunahme von Plantagen und anderen, weniger naturnahen Wäldern ausgeglichen werden, ohne dass dies aus den Daten hervorgeht.Im Jahr 2017 waren laut Daten der Welternährungsorganisation FAO Russland, Kanada und Brasilien die Länder, auf deren Gebiet die größten Flächen Primärwald lagen. Für die folgenden Jahre hat die FAO keine Daten mehr zu Primärwäldern veröffentlicht. Die Fläche naturnaher Wälder (zu denen hier auch Primärwälder gehören) umfasste im Jahr 2022 etwa 3,74 Milliarden Hektar, während vom Menschen angelegte oder regulierte Wälder eine Fläche von insgesamt rund 306 Millionen Hektar einnahmen. Die meisten naturnahen Wälder wuchsen im selben Jahr in Amerika. Regulierte Wälder haben in den letzten Jahrzehnten an Fläche gewonnen. Es sind die naturnahen Wälder der Erde, die von Jahr zu Jahr kleiner werden.