Gewalt an Schulen ist ein Problem, das häufig in den Medien thematisiert wird. Tatsächlich beobachtet fast jede zweite Lehrkraft in Deutschland an der eigenen Schule
unter Schülerinnen und Schülern. Auch die Zahl der
ist zuletzt angestiegen. Gibt es an deutschen Schulen immer mehr Gewalt?
Jugendkriminalität: Steigen die Zahlen?
Nicht nur an Schulen, sondern auch allgemein sind Gewalt und
Kriminalität unter Jugendlichen ein Problem. Die im April 2024 veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass nach jahrelangem Rückgang die Zahl der
straftatverdächtigen Kinder und Jugendlichen wieder ansteigt. Die mit Abstand am häufigsten erfassten Straftaten unter den tatverdächtigen
Kindern und
Jugendlichen waren im Jahr 2023 Diebstahl und Rohheitsdelikte (wie Körperverletzung).
Der Anstieg bei der Zahl der straftatverdächtigen Kinder und Jugendlichen ist zumindest ein Indiz dafür, dass es auch tatsächlich einen Anstieg der Kriminalität unter Jugendlichen gibt. Ganz transparent ist dieser Zusammenhang allerdings nicht, da ein Anstieg in der Kriminalstatistik zum Beispiel auch auf ein verändertes Anzeigeverhalten zurückgehen kann.
Viele Schülerinnen und Schüler erleben physische Gewalt an ihrer Schule
Eine leichte Entwarnung zumindest für Schulen bringen Zahlen zu
gewaltbedingten Unfällen unter Schülerinnen und Schülern. Diese sind im Jahr 2022 zwar angestiegen, erreichten aber noch nicht das Niveau der Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Daten für das Jahr 2023 stehen hier noch aus.
Aber auch ohne einen dramatischen Anstieg an Schülerverletzungen und Raufunfällen: Umfragen unter Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Gewalt für viele Kinder und Jugendliche zum Schulalltag gehört. In Deutschland erleben laut der letzten PISA-Studie mehr als zwölf Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler mehrmals im Monat
Mobbing. Mobbing verläuft häufig auf psychischer Ebene, aber knapp sechs Prozent der befragten Jugendlichen berichteten im Jahr 2022 auch von Mobbing, das physische Gewalt involvierte. Auch jüngere Kinder sind bereits betroffen: Über zwölf Prozent der befragten Viertklässlerinnen und Viertklässler an deutschen
Grundschulen gaben an, mindestens einmal in der Woche geschlagen zu werden. In circa 17 Prozent aller vierten Klassen machten über 20 Prozent der Grundschulkinder mindestens einmal pro Woche
Erfahrungen mit physischer Gewalt. Die Frage
"Fühlst du dich in deiner Schule vor Gewalt sicher?" beantworteten circa 17 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen mit „nein“.
Lehrkräfte an Schulen in sozial benachteiligter Lage berichten besonders oft von Gewalt
Auch Lehrkräfte berichten von Gewalt unter Schülerinnen und Schülern, wobei es große Unterschiede je nach Schulform gibt: Sowohl das
DGUV Barometer Bildungswelt 2024 als auch das
Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung haben etwa gezeigt, dass Gewalt an Schulen an Gymnasien weniger als Problem wahrgenommen wird als an anderen Schulformen. Von
aggressivem Verhalten unter Schülerinnen und Schülern berichten dagegen insbesondere Lehrkräfte an Real-, Haupt- und Gesamtschulen. Auch an Schulen in sozial benachteiligter Lage gehört Gewalt viel häufiger zum Schulalltag. Hier sehen knapp 70 Prozent der Lehrkräfte ein
Gewaltproblem. Ein Teil der Lehrkräfte beschrieb bereits im Jahr 2022 die Gewaltbereitschaft unter Kinder und Jugendlichen als zunehmend: Fast die Hälfte der Lehrkräfte stimmte der Aussage zu, dass
Jugendliche generell gewaltbereiter geworden sind.
Das Problembewusstsein gegenüber Cybermobbing wächst
Gewalt kann sich auch auf psychischer Ebene abspielen, zum Beispiel im Form von Mobbing in sozialen Netzwerken und Chaträumen. Weil Kinder und Jugendliche immer
früher und häufiger online sind und über eigene Smartphones verfügen, wird das sogenannte Cybermobbing zu einem wachsenden Problem. Studien zeigen, dass viele Kinder
negative Erfahrung im Internet machen. Und laut einer Umfrage der Barmer haben
Erfahrungen mit Cybermobbing unter Jugendlichen 2023 leicht zugenommen. Schulen stellt dies vor große Herausforderungen. Für sie reicht es nicht mehr, die
schulische Digitalisierung voranzutreiben; Schüler:innen und Lehrkräfte müssen auch lernen, mit den Schattenseiten der digitalen Welt umzugehen. An den Schulen in Deutschland wächst entsprechend das Problembewusstsein. In der Cornelsen Schulleitungsstudie erklärten 98 Prozent der befragten Schulleiter
Cybermobbing zu einem der wichtigsten Themen im Kontext
digitalen Unterrichts.
Maßnahmen zur Prävention von Gewalt an Schulen
Schulen haben verschiedene Möglichkeiten, um gegen Gewalt vorzugehen. Dazu gehören Programme zur Vermittlung von
Kinderrechten, zur Gewaltprävention und zur Suchtprävention genauso wie
Regeln für den Umgang mit digitalen Medien.
Im Jahr 2022 wünschten sich über 80 Prozent der befragten Eltern Anti-Gewalt-Trainings an Schulen, um
präventiv gegen Gewalt, Cybercrime, Cybermobbing und Cyberstalking vorzugehen.
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können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.