Ist Deutschland auf dem Weg in eine Teilzeit-Republik? Blickt man auf die Zahl der Arbeitsstunden von Erwerbstätigen, so sieht man zunächst, dass der deutlich überwiegende Anteil der Arbeitsstunden immer noch in Vollzeit geleistet werden. Gleichzeitig lässt sich aber auch beobachten, dass die jährlichen Arbeitsstunden von Vollzeitbeschäftigten leicht rückläufig sind, während die Teilzeit-Arbeitsstunden in höherem Maße zugenommen haben. Das zeigt die Statista-Infografik mit Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Der Anteil von Teilzeit-Arbeitsstunden ist dabei von 28,8 Prozent im Jahr 1994 auf 33,7 Prozent im Jahr 2024 angestiegen. Es gibt also einen Trend hin zu mehr Teilzeitarbeit. Arbeiten die Deutschen deswegen insgesamt weniger? Das lässt sich aus den Daten nicht ableiten, denn die Summe aller in Voll- und Teilzeit geleisteten Arbeitsstunden ist über den genannten Zeitraum fast gleich geblieben, beziehungsweise nur leicht gestiegen (+1,2 Prozent).
Dass immer mehr Deutsche in Teilzeit arbeiten, ist ein langfristiger Trend, der auf ein Bündel aus gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren zurückgeht. Viele Menschen reduzieren ihre Arbeitszeit, um Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen. Dies trifft insbesondere auf Frauen zu, deren Teilzeitquote deutlich höher ist als die der Männer. Zudem haben politische und gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Teilzeit- und Befristungsgesetz, die so genannte Brückenteilzeit und Mini-/Midijob-Reformen Teilzeitarbeit gefördert. Hinzu kommt - vor allem bei jüngeren Menschen - ein Wertewandel, der eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeits- und Freizeit als erstrebenswert ansieht ("Work-Life-Balance"). Außerdem haben Digitalisierung und mobiles Arbeiten Teilzeit und reduzierte Präsenzzeiten praktikabler gemacht.