In Zeiten geopolitischer Unsicherheit und globaler Konflikte offenbarte sich jüngst insbesondere in Europa die verhängnisvolle Abhängigkeit von Rohstoffimporten. Vor allem für den fossilen Energieträger
zu vergleichsweise günstigen Konditionen per Pipeline aus der russischen Föderation bezogen wurde, mussten im Zuge internationaler Sanktionen innerhalb kurzer Zeit neue Importstrukturen etabliert werden. In Deutschland wird die Versorgung mit Erdgas derzeit (Stand: 2024) zum Großteil durch
aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden sichergestellt. Die letzteren beiden Staaten sind im europäischen Vergleich jedoch selbst wichtige
Vor- und Nachteile der Gasverflüssigung
Für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen ist die Gewinnung von Energie durch die Verbrennung von Erdgas oder die Einbringung des gasförmigen Kohlenwasserstoffgemisches als stoffliche Komponente unersetzlich – insbesondere in der
Chemieindustrie. Mit Ausnahme der USA befinden sich die größten
weltweiten Reserven von Erdgas jedoch außerhalb der Staatsgrenzen der westlichen Industrienationen, insbesondere in Russland, dem Iran und Katar. Der Transport des Gases über Pipelines war dabei bisher der naheliegendste, einfachste und schnellste Transportweg. Um den fossilen Rohstoff jedoch außerhalb etablierter Pipeline-Netzwerke in geschlossenen Behältern zu transportieren, bedarf es einer Komprimierung des Volumens, die durch die Verflüssigung unter hohem Druck und tiefen Temperaturen von bis zu -162° Celsius realisiert wird. Dabei verkleinert sich das Volumen um den Faktor 600, was den platzsparenden Transport großer Mengen, zum Beispiel mit Schiffen und
LKW, ermöglicht. Dies ermöglicht eine erhöhte Flexibilität hinsichtlich potenzieller Transportwege, geht aber mit der Notwendigkeit des Baus von auf LNG spezialisierten Anlagen und Transportmitteln einher.
Etablierung neuer Infrastruktur
Für die Produktion von LNG werden zunächst Gasverflüssigungsanlagen benötigt. Weltweit befinden sich die meisten bestehenden als auch geplanten
Anlagen dafür in den USA, dass im Bereich LNG auch die
größte Exportnation darstellt. Für den anschließenden Transport des verflüssigten Erdgases gibt es
diverse Schiffsgrößen, von denen die größten ihrer Art – die sogenannten QMax-Tanker - eine Frachtkapazität von bis zu 266.000 m³ aufweisen. Der abschließende Import wird über Terminals abgewickelt, die das Flüssigerdgas aufnehmen, speichern und regasifizieren können und die lokalen Erdgasnetze einspeisen. Die gesamte Produktion sowie der Transport von LNG sind gegenüber dem Transport von Erdgas per Pipeline mit erheblichen Kosten verbunden. Dennoch wurden im Jahr 2023 über 58,6 Prozent des
global gehandelten Erdgases als LNG per Schiff transportiert. Im Jahr 2018 waren es lediglich 45,7 Prozent. In Deutschland ist zur Sicherung der Erdgasversorgung im Jahr 2024 der Bau von LNG-Terminals mit einer
Gesamt-Importkapazität von knapp 90 Milliarden Kubikmeter pro Jahr geplant; die
Kosten dafür sollen sich auf insgesamt 18 Milliarden Euro belaufen, allein 8,9 Milliarden Euro davon für eine Großanlage in Wilhelmshaven.
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