Erdgaspreise: Situation im Gasmarkt
Zusammensetzung des Erdgaspreises für Haushalte
Der Erdgaspreis für den Endverbraucher setzt sich aus den Kosten für die Förderung bzw. Import, den Transportkosten der Produzenten, Importeure und Regionalverteiler, sowie aus der Erdgas- und Mehrwertsteuer und den Vertriebskosten zusammen. Die Kosten der Energiebeschaffung und des Vertriebs, inklusive der Gewinnmarge summieren sich etwa auf die Hälfte des Gesamtpreises. Steuern machen in Deutschland rund ein Viertel des Erdgaspreises aus. Ein knappes Viertel fallen auf die Nettonetzentgelte. Geringe Anteile ergeben sich zudem aus Kosten für die Messung und die Konzessionsabgabe.Ursachen und Folgen der aktuellen Preisentwicklungen von Erdgas
In Deutschland wurde im Jahr 2021 Erdgas im Wert von rund 39 Milliarden Euro importiert. Seit Mitte des Jahres 2021 sind die monatlichen Importwerte von Erdgas in Deutschland deutlich gestiegen. Der durchschnittliche Preis für Erdgas in Europa betrug im September 2022 etwa 59,1 US-Dollar je Million British thermal units. Dies hat einen massiven Anstieg des Verbraucherpreises von Erdgas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zur Folge. Grund für die Preissteigerungen in Europa sind einerseits ein Zusammenwirken einer stark angezogenen internationalen Erdgasnachfrage in Asien und Europa infolge der anziehenden Konjunktur und der saisonalen Witterung. Gleichzeitig besteht andererseits ein knappes Angebot seitens der internationalen Erdgasförderer. Insbesondere beim derzeitigen Erdgasangebot wurde über eine künstliche Verknappung seitens russischer Gasproduzenten spekuliert um die Ostseepipeline Nord Stream 2 fertigzustellen und final in Betrieb nehmen zu können. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ist eine stabile Erdgasversorgung zusätzlichen Unsicherheiten unterworfen, was direkte Preiseffekte mit sich bringt. Die Verteuerung des Erdgases belastet Haushalte, Industrie, Handel und Gewerbe. So ist zu erwarten, dass die Heizkosten in Deutschland weiter ansteigen werden. Energieerzeuger und die chemische Industrie müssen sich aufgrund der gestiegenen Erdgaspreise ebenso auf höhere Produktionskosten einstellen.Wie funktioniert der Gasmarkt in Deutschland?
Im deutschen Gasmarkt sind Gashandel, Gasspeicherung, Ferngasnetze und Vertrieb wirtschaftlich voneinander getrennt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Neben nationalen und internationalen Erdgasförderern kommen somit Importeuren, Erdgasgroßhändlern sowie Fern- und Regionalgasgesellschaften als Weiterverteiler für Kraftwerke und der Ortsgasversorgung wie Stadtwerken wichtige Rollen im Gasmarkt zu. Regional- und Ortsgasversorger als Erdgasvertrieb für Industrie, Handel, Gewerbe und Haushalte bilden ein weiteres Glied im Gasmarkt. Zudem sind Erdgasspeicherbetreiber mit ihrer Kapazität der Untertage-Erdgasspeicher in Deutschland mit von der Partie. Die Gasgroßhändler handeln Gasliefermengen an der European Energy Exchange in Leipzig. Dies erfolgt sowohl in kurzfristigen Spotmärkten als auch in Form langfristiger Termingeschäfte. Da die Erdgaspreise für beide Beschaffungsmärkte ab dem Sommer 2021 enorm gestiegen sind, gab die Deutsche Energiepool GmbH als erster Gasversorger auf und stellte den Gasvertrieb zuletzt aufgrund des Preisdrucks ein.Versorgung, Verbrauch und Verwender von Erdgas in Deutschland
Mehr als 90 Prozent des Erdgasaufkommens in Deutschland werden aus dem Ausland importiert. Die wichtigsten Lieferländer für den deutschen Gasmarkt sind Russland, Norwegen und die Niederlande. Mehr als die Hälfte des in Deutschland genutzten Erdgases wird dabei aus Russland importiert. Einer der weltweit größten Erdgasförderer ist der russische Konzern Gazprom. Im Jahr 2020 förderte Gazprom rund 455 Milliarden Kubikmetern Erdgas. In Deutschland betrug der Erdgasverbrauch im Jahr 2020 ungefähr 86,5 Milliarden Kubikmeter.Im Jahr 2020 wurde rund die Hälfte des Erdgases seitens der Industrie einschließlich von Kraftwerken verwendet. Knapp ein Drittel wurde von privaten Haushalten verbraucht. Sonstige Abnehmer, wie Handel und Gewerbe im Inland machten weitere zwölf Prozent des gesamten Erdgasverbrauchs aus.