Daten und Fakten zum Thema Kinderarbeit
Weltweite Trends
Die gute Nachricht ist, dass global und langfristig betrachtet die Zahlen zur Kinderarbeit rückläufig sind. Dies ist jedoch keineswegs als Entwarnung zu verstehen. Es muss damit gerechnet werden, dass es auf regionaler Ebene gegenläufige Entwicklungen gibt. Und Krisen können immer wieder zu einem plötzlichen Anstieg von Kinderarbeit führen. Zuletzt wurde der Kampf gegen Kinderarbeit durch die Corona-Pandemie weit zurückgeworfen. Nach Schätzungen internationaler Experten sind Millionen Menschen aufgrund der Coronakrise in extreme Armut geraten. Damit ist auch die Zahl der Kinder, die unter Armut leiden, gestiegen. Zahlen aus dem Jahr 2020 gaben bereits Anlass zur Sorge. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der von Kinderarbeit betroffenen Minderjährigen weltweit wieder leicht gestiegen. Dazu kommt, dass sich die Corona-Krise für viele Kinder auch zu einer folgenschweren Bildungskrise entwickelte. Viele Millionen Kinder mussten aufgrund von Schulschließungen über lange Zeit dem Schulunterricht fernbleiben.Wann spricht man von Kinderarbeit?
Von Kinderarbeit spricht man immer dann, wenn Kinder für eine bestimmte Arbeit zu jung sind, wenn diese Arbeit gefährlich oder ausbeuterisch ist, wenn sie die körperliche oder seelische Entwicklung beeinträchtigt oder wenn sie Kinder vom Schulbesuch abhält. Davon unterschieden werden noch einmal die "schlimmsten Formen der Kinderarbeit", deren Abschaffung international höchste Priorität hat. Zu diesen gehören Sklaverei, Zwangsarbeit (inklusive dem Einsatz von Kindern als Kindersoldaten), Kinderprostitution und die Benutzung von Kindern für illegale Aktivitäten (zum Beispiel im Drogenhandel).Warum gibt es Kinderarbeit?
Die meisten Staaten haben heute Gesetze gegen Kinderarbeit: zum Beispiel gesetzliche Mindestalter, die regeln, ab wann Kinder legal arbeiten dürfen. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre - mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten. Trotzdem gingen im Jahr 2020 (wenn man ausbeuterische Kinderarbeit und legale Beschäftigung zusammenzählt) weltweit 222 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren einer Arbeit nach. Der Hauptgrund für diesen Zustand ist Armut. Rund neun Prozent der Weltbevölkerung lebte weltweit unter der Armutsgrenze. Für viele Kinder bedeutet dies, dass sie mit ihrer Arbeit zum Überleben ihrer Familie beitragen müssen. Das heißt aber nicht, dass Kinderarbeit ein Phänomen ist, das sich nur auf die so genannten Entwicklungsländer beschränkt. Dies macht schon ein Blick auf die Geschichte Europas deutlich, denn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Kinderarbeit auch im Westen eine weit verbreitete Tatsache.Wie viele Kinder sind betroffen?
Die Fragen, wie viele Kinder von Kinderarbeit betroffen sind, ist nicht leicht zu beantworten. Es gibt zwar Zahlen für einzelne Länder oder Regionen, aber diese sind Hochrechnungen und klammern die Dunkelziffer aus. Trotzdem geben sie einen Überblick über das Ausmaß des Problems: Im Jahr 2020 waren nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF weltweit 160 Millionen Kinder (und damit jedes zehnte Kind) von Kinderarbeit betroffen. Von diesen Kindern mussten etwa 79 Millionen Arbeiten ausüben, die als gefährlich gelten. Mehr als die Hälfte der Kinder war sehr jung - knapp 56 Prozent waren unter zwölf Jahre alt. Insgesamt arbeiteten mehr Jungen als Mädchen. Allerdings muss man hier bedenken, dass Mädchen tendenziell mehr Arbeiten erledigen, die unsichtbar bleiben und nicht in den Statistiken auftauchen (nämlich im Haushalt). Außerdem sind Mädchen überproportional von etwas betroffen, das als eine Art Zwilling der Kinderarbeit existiert: Dort wo Jungen arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren, werden viele Mädchen zwangsverheiratet.Wo gibt es Kinderarbeit?
Die mit Abstand meisten Kinder, die arbeiten mussten, waren 2020 in der Landwirtschaft (70 Prozent) tätig. Regional waren Kinder am häufigsten in der Region Subsahara-Afrika (afrikanische Staaten südlich der Sahara) von Kinderarbeit betroffen. Unter den Ländern hält Äthiopien den Negativrekord, gefolgt von Burkina Faso, Tschad und Kamerun. In allen vier Ländern zeigen die aktuellsten Daten Kinderarbeitsquoten von 39 Prozent und mehr (allerdings sind diese Daten aus den Jahren 2014 bis 2021). Die Kinderarbeitsquote - also der Anteil der betroffenen Kinder in einem Land - ist aber nur eines von mehreren Indizien für das Ausmaß von Kinderarbeit. Relevant ist auch die Frage, wie viele Stunden Kinder pro Woche arbeiten müssen - und ob sie nebenher noch eine Schule besuchen können. Hier klaffen die Zahlen zwischen den einzelnen Ländern stark auseinander. Bei Arbeitsstunden im hohen Bereich ist ein Schulbesuch nur noch schwer möglich: In Laos besuchten zum Beispiel im Jahr 2010 nur etwas mehr als zehn Prozent der arbeitenden Kinder eine Schule. Insgesamt besuchten im Jahr 2020 in Ostasien und Südostasien nur etwa 37 Prozent der Kinderarbeiter eine Schule.Die dunkle Seite der Schokolade: Kinderarbeit auf Kakao-Plantagen
Kinderarbeit findet heute also überwiegend in Ländern statt, die weit von Deutschland entfernt liegen. Das sollte aber nicht zu dem Schluss verleiten, dass Deutschland mit Kinderarbeit nichts zu tun hat. Deutlich wird das am Beispiel der Schokolade, die es in unseren Supermärkten bereits zu sehr günstigen Preisen zu kaufen gibt. Der Kakao für diese Schokolade wird überwiegend in zwei Ländern angebaut: Ghana und der Elfenbeinküste. Es gibt noch weitere wichtige Anbaugebiete – keines dieser Gebiete liegt allerdings in den Weltregionen, die den angebauten Kakao letztlich überwiegend konsumieren: Europa und Nordamerika.Eine im Oktober 2020 publizierte Studie hat gezeigt, dass Kinderarbeit, insbesondere gefährliche Kinderarbeit, auf Kakaoplantagen noch immer weitverbreitet ist. Geschätzt 1,56 Millionen Kinder waren in der Erntesaison 2018/19 alleine in den Kakaoanbaugebieten Ghanas und der Elfenbeinküste von Kinderarbeit betroffen – das sind etwa 30 Prozent der Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren, die in diesen Gegenden leben. Zu den gefährlichen Tätigkeiten, die diese Kinder im Kakaoanbau ausführen mussten, zählten zum Beispiel das Tragen schwerer Lasten, die Arbeit mit gefährlichen Werkzeugen oder das Versprühen von giftigen Pestiziden.