Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Kann Zuwanderung den demografischen Wandel aufhalten?
Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerung in Deutschland schrumpfen. Denn das natürliche Bevölkerungswachstum ist seit Jahren negativ. Im Jahr 2023 lag das Geburtendefizit beispielsweise bei über 300.000 mehr Sterbefällen als Geburten. Dennoch ist die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren angestiegen, was an einem positiven Wanderungssaldo liegt. Insgesamt 16,2 Millionen Menschen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens nach Deutschland gezogen. Hinzu kommen über fünf Millionen Nachkommen, also Kinder, bei denen beide Elternteile eingewandert sind. Damit läge die Bevölkerung in Deutschland ohne Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Jahr 2023 nur bei etwa 63 Millionen. Hinzu kommt, dass Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Schnitt mehr Kinder bekommen. Die Geburtenzahlen bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, wohingegen die Geburtenzahlen von ausländischen Müttern sogar leicht angestiegen sind. Dementsprechend ist die Geburtenrate von ausländischen Müttern auch deutlich höher als bei deutschen Frauen. Im Jahr 2023 lag die Fertilitätsrate der ausländischen Bevölkerung bei 1,7, die der Deutschen bei 1,3 Kindern pro Frau.Außerdem verlangsamt die Zuwanderung die Überalterung in der Gesellschaft. Denn Zugewanderte und deren Nachkommen sind deutlich jünger als Menschen ohne Zuwanderungserfahrungen. So lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte im Jahr 2023 bei 37,7 Jahren. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte war fast zehn Jahre höher und lag bei 47,2 Jahren. Dementsprechend sehen auch die Altersverteilungen der beiden Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich aus. Während jede:r vierte Einwohner:in ohne Einwanderungsgeschichte über 65 Jahre alt ist, ist es bei Zugewanderten und deren Nachkommen nur jede:r Neunte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sowohl der Anteil der Menschen mit Einwanderungsgeschichte, mit Migrationshintergrund als auch der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in den jüngeren Altersgruppen deutlich höher ist als in den älteren.
Migrant:innen auf dem Arbeitsmarkt
Menschen mit Migrationshintergrund sind für die deutsche Wirtschaft unerlässlich. Über zwölf Millionen Personen mit Migrationshintergrund waren im Jahr 2023 erwerbstätig. Bei der eingewanderten Bevölkerung waren es knapp neun Millionen Erwerbstätige. Dabei unterscheidet sich das Beschäftigungsverhältnis als auch die Berufswahl je nach Migrationshintergrund. So sind Erwerbstätige mit Migrationshintergrund im Durchschnitt häufiger Arbeiter:innen als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Dafür sind sie deutlich seltener in einem Beamtenverhältnis oder selbstständig. Vor allem der Wirtschaftszweig des Handels, Gastgewerbes und Verkehrs ist mit 30 Prozent stark von Zugewanderten und deren Nachkommen geprägt. In gewissen Berufsgruppen wie beispielsweise bei Reinigungsberufen, der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung und dem Hoch- und Tiefbau war etwa jede:r Dritte Beschäftige ein:e Ausländer:in. Die Gewinnung von ausländischen Fachkräften wird auch als wichtige Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels gesehen. So finden 63 Prozent der Befragten einer Umfrage aus dem Jahr 2023, dass die Einwanderung von ausländischen Fachkräften erleichtert werden sollte.Was ist der Unterschied zwischen Migrationshintergrund und Einwanderungsgeschichte?
Menschen haben einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit der deutschen Staatsangehörigkeit geboren wurden. Dazu zählen:- Ausländer:innen: Menschen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und sich nicht nur vorübergehend (z.B. für touristische Zwecke) in Deutschland aufhalten
- Eingebürgerte: Menschen, welche mit einer anderen Nationalität geboren wurden, aber durch Einbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben
- (Spät-)Aussiedler:innen
- Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch Adoption durch einen deutschen Elternteil erhalten haben
- mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der vier zuvor genannten Gruppen