Eine alternde Gesellschaft – Herausforderungen des demografischen Wandels
Dem Arbeitsmarkt fehlt der Nachwuchs
Etwa 12,5 Millionen Menschen gehören in Deutschland zur Generation der Babyboomer. Das sind Personen, die zwischen 1956 und einschließlich 1965 geboren wurden und in den nächsten Jahren das Rentenalter erreichen werden. Das führt zu Problemen auf dem Arbeitsmarkt, welcher bereits heute unter einem Fachkräftemangel leidet. Denn trotz Arbeitsmigration aus dem Ausland können die zahlenmäßig unterlegenen jüngeren Generationen diese Lücke nicht kompensieren. Die erwerbsfähige Bevölkerung soll demnach Prognosen zufolge in den kommenden Jahrzehnten schrumpfen. Einzig eine hohe Zuwanderung soll diesen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter abdämpfen können. In den vergangenen Jahren sind zwar das Erwerbspersonenpotential sowie die Erwerbstätigenquote gestiegen, sprich in Deutschland gibt es so viele Erwerbstätige wie nie zuvor. Allerdings macht sich der Mangel an jüngeren Arbeitskräften für die Unternehmen bereits auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. Arbeitgeber suchen händeringend nach neuen Azubis – ihre Zahl ist seit Jahren am sinken und es gibt deutlich weniger Bewerber:innen als angebotene Ausbildungsplätze.Renten- und Pflegesystem am Ende ihrer Kräfte?
Eine älter werdende Gesellschaft stellt insbesondere das auf dem Prinzip des Generationenvertrags beruhende Rentensystem auf die Probe. Weil die Lebenserwartung zunimmt und Menschen immer älter werden, steigt damit auch die Dauer des Rentenbezugs an. Dadurch wächst die Zahl der Rentner:innen, und zwar stärker als die Zahl der Beitragszahler:innen. Waren es im Jahr 1962 noch rund sechs Beitragszahlende, die für eine Altersrente aufkamen, hat sich das Verhältnis heute bereits auf knapp 2:1 verschärft. Hinzu kommt, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer bald in den Ruhestand kommen, das dürfte das Verhältnis noch weiter schrumpfen lassen. An diesem Trend kann auch die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters nichts ändern. Die Auswirkungen sind verheerend, das Sicherungsniveau der gesetzlichen Rente sinkt seit Jahren und immer mehr Senior:innen rutschen in die Altersarmut. Die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung steigen hingegen seit Jahren an. Dabei können die Beitragszahlungen die Kosten nicht decken, das System kann einzig durch staatliche Zuschüsse aufrechterhalten werden.Auch das Pflegesystem steht vor enormen Belastungen. Mit einer alternden Bevölkerung steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, was einen höheren Bedarf an Pflegekräften und finanziellen Mitteln erfordert. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist schon jetzt exponentiell am wachsen. Rund fünf Millionen Menschen waren im Jahr 2021 auf die Betreuung von anderen Menschen angewiesen. Laut Prognosen soll diese Zahl bis 2070 auf etwa 7,7 Millionen steigen. Parallel dazu steigen die Gesundheitsausgaben in Deutschland stetig an. Im Jahr 2022 lag der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP bei rund 13,2 Prozent.